Bochum. Keven Schlotterbeck war einer der Matchwinner beim 3:2 des VfL Bochum gegen den FC Bayern. Im Sommer läuft sein Leihvertrag mit Freiburg aus.
Einer wollte am Sonntagabend nicht vollumfänglich in den kollektiven Jubel beim VfL Bochum nach dem unerwarteten 3:2 (2:1)-Heimsieg gegen den FC Bayern einsteigen. Während die Spieler in der Kabine mutmaßlich das erste Siegerbierchen genossen und die Fans im Ruhrstadion schon vom sicheren Klassenerhalt sangen, grätschte Keven Schlotterbeck verbal die Feierlichtkeiten ab, wie er es zuvor auf dem Spielfeld gegen den englischen Nationalspieler Harry Kane tat. „Das hat mir nicht gut gefallen“, sagte Schlotterbeck über die letzten 15 Minuten der Partie, in denen der eine oder andere Fingernagel bei den Bochumer Fans wohl gelitten haben dürfte.
+++Thomas Tuchel ist beim FC Bayern krachend gescheitert+++
Zwar führte der VfL Bochum zeitweise mit 3:1 dank eines Elfmetertores durch Kevin Stöger, nachdem Takuma Asano und Schlotterbeck selbst die Partie schon in der ersten Halbzeit drehten. Doch Kane brachte den Rekordmeister noch einmal heran - und hätte sogar den Ausgleich erzielen können. Generell: die Großchancen hatte der FC Bayern durchaus, wenngleich der VfL Bochum anders als in den Heimspielen gegen den FC Augsburg, Werder Bremen und Mainz 05 endlich einen knappen Vorsprung über die Zeit brachte.
VfL Bochum: Schlotterbeck nach Sieg gegen Bayern „genervt“
„Ich bin voll des Lobes bis zum 3:1“, sagte Schlotterbeck anerkennend. Aber: „Die letzten 15 Minuten nerven mich.“ Wie sehr, berichtete Trainer Thomas Letsch nach der Partie in einer Pressekonferenz, an der Bayern-Coach Thomas Tuchel nicht mehr teilnahm. Der Flieger zurück nach München wäre sonst eventuell nicht mehr erreichbar gewesen, teilte der Verein mit. Umso mehr konnte sich Letsch auslassen - und sprach von einem Schlotterbeck, der „sauer“ gewesen sei nach dem Sieg, weil es „hintenraus leicht gebrannt hatte“.
Nachdem Schlotterbeck den Finger in die Wunde gelegt hatte, fand er aber auch lobende Worte für seine Mannschaft. „Es zeichnet uns aus, dass jeder für den anderen kämpft“, sagte der Innenverteidiger. Er geht da mit bestem Beispiel voran, ackerte am Sonntagabend und warf sich in jeden Ball. Zusammen mit Ivan Ordets bildete er eine stabile Innenverteidigung, die über weite Strecken Kane abmelden konnte. Dass man einen der besten Stürmer der Welt allerdings nicht gänzlich aus dem Spiel nehmen kann, musste auch Schlotterbeck eingestehen.
VfL Bochum: Keven Schlotterbeck nur ausgeliehen
An einem Heimsieg gegen den FC Bayern habe es dennoch nie gezweifelt, sagte der Leihspieler des SC Freiburg, den sie in Bochum unbedingt halten wollen und dafür im Sommer auch an die Schmerzgrenze gehen werden. Der VfL Bochum wollte Schlotterbeck schon in diesem Sommer am liebsten fest verpflichten, am Ende wochenlanger Bemühungen konnte man sich im August mit dem SC Freiburg auf eine weitere Leihe für diese Spielzeit verständigen. Wie schon im ersten Halbjahr 2023, als Schlotterbeck in der Winterpause zum VfL stieß. „Ich bin nicht abgeneigt, länger für Bochum zu spielen, weil ich mich hier sehr wohl fühle, das steht außer Frage“, sagte Schlotterbeck vor einigen Wochen.
Gegen die Bayern war der Bruder von BVB-Profi Nico einer der Matchwinner. Eine Sensation habe er gespürt. „Trotz des Gegentores durch Musiala, das er überragend macht, wusste ich, dass was geht“, so der Innenverteidiger. Die „Energie des Ruhrstadions“ sei dabei ein wichtiger Faktor gewesen, die Tribüne habe nach seinem zwischenzeitlichen Treffer zum 2:1 per Kopf nach einer Ecke von Kevin Stöger gebebt.
Dass Schlotterbeck, der auch den Elfmeter vor dem 3:1 nach einem Foul von Dayot Upamecano zugesprochen bekam, an diesem Abend einen wichtigen Anteil am Sieg hatte, passt zu der Entwicklung des 26-Jährigen in dieser Saison. Er ist unumstrittener Stammspieler in Bochum - und Lautsprecher. „Er ist ein Spieler, der die Jungs mitreißt“, sagte Trainer Letsch über den Mann, der von hinten das Spiel organisiert und viel kommuniziert. „Auf dem Spielfeld ist er ein Terrier“, so der Trainer.
VfL Bochum: Keven Schlotterbeck gönnt sich ein Bier
Schlotterbeck selbst wollte sich nach dem Sieg erst einmal ein Bier gönnen und dann die Regenerationsmaßnahmen vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am kommenden Wochenende einleiten. Denn noch sei nichts erreicht. „Die drei Punkte waren wichtig, wenn man bedenkt, wer an diesem Wochenende alles gepunktet hat“, sagte er. Es sei wichtig, nun weiter Woche für Woche gute Spiele abzuliefern, damit das Ziel Klassenerhalt möglichst schnell erreicht werden kann. Dann dürfte auch bei ihm die Party größer ausfallen als am Sonntagabend.