Wien/Gelsenkirchen. Der Rapid Wien-Stürmer hat bei Schalke und St. Pauli viel erlebt. Warum er die Kult-Hymne eines seiner Ex-Klubs heute nicht mehr so gerne hört.
Vom Günstig-Knipser zum Publikumsliebling: Torjäger Guido Burgstaller musste 2017 nach seinem 1,5 Millionen-Euro vom 1. FC Nürnberg zu Schalke 04 erst einmal viele Skeptiker überzeugen. Schnell schoss sich der Österreicher in die Herzen der S04-Fans und schrieb sogar Derby-Geschichte. Nach der Zwischenstation beim FC St. Pauli stürmt der 34-Jährige mittlerweile für Rapid Wien. Im WAZ-Interview erklärt Burgstaller, wer für ihn im Duell seiner Ex-Klubs Schalke und St. Pauli am Samstag Favorit ist, welche Erinnerungen er mit Trainer Domenico Tedesco verbindet und was er auf Schalke richtig geil fand.
Herr Burgstaller, aktuell fallen Sie bei Rapid wegen einer Verletzung aus. Wie verläuft der Heilungsprozess, wie lautet die Comeback-Prognose?
Guido Burgstaller: Ich laboriere an muskulären Problemen im Adduktorenbereich und bin in intensiver Behandlung bei unserer medizinischen Abteilung. Grundsätzlich geht es mir gut, die Therapie schlägt an, aber derzeit ist nicht genau abschätzbar, wann genau ich wieder voll matchfit sein werde. Aber ich bin sicher, es wird nicht mehr allzu lange dauern!
Wie intensiv verfolgen Sie Ihre beiden Ex-Vereine St. Pauli und Schalke in der 2. Liga?
Ich habe an beide Klubs viele schöne Erinnerungen und wenn immer es der eigene Spiel- und Trainingsplan zulässt, schaue ich mir die Spiele im TV an.
Schalke ist schwach in die Saison gestartet und hat durch das 4:3 über Magdeburg neue Euphorie entfacht. Wie sehen Sie Schalkes Aufstiegschancen?
Die Saison ist noch sehr jung und dementsprechend viele Punkte sind noch zu vergeben. Schalke als Heimmacht mit den überragenden Fans hat für mich nach wie vor alle Chancen, um wie vor zwei Jahren den direkten Wiederaufstieg zu packen. Auch damals war der Saisonstart etwas holprig, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.
Mit St. Pauli haben Sie innerhalb eines Jahres eine unfassbare Wandlung vom Abstiegskandidaten zum Aufstiegskandidaten durchlaufen. Wie kam dieser Prozess in Gang und wie wichtig war es, dass der damalige Trainer Timo Schultz die nötige Zeit bekommen hat?
Mein Start war ja mehr als durchwachsen, weil ich gleich nach meinem ersten Spiel verletzungsbedingt drei Monate außer Gefecht war. Damit bin ich eigentlich erst in der Rückrunde als vollwertiger Neuzugang ins Mannschaftsgefüge gekommen. Der Klub hat damals auch noch drei, vier gute Verstärkungen geholt und mit Timo Schultz, der tolle Arbeit geleistet hat, mit einer starken Mannschaft den verdienten Turnaround geschafft. Natürlich war das Vertrauen der Klubführung in den Coach wichtig, dass dies gelungen ist.
Wer ist am Samstagabend ab 20.30 Uhr im Duell zwischen St. Pauli und Schalke Favorit?
Aufgrund der bisherigen Saisonspiele und des Heimvorteils sehe ich St. Pauli als leichten Favoriten.
Welche Musik sorgt kurz vor dem Anpfiff für mehr Gänsehaut: Hells Bells bei St. Pauli oder Glückauf, der Steiger kommt auf Schalke?
Ich habe als Spieler bei beiden Gänsehaut gehabt, ich weiß nicht, ob es da überhaupt einen Unterschied in der Stärke der Gänsehaut gibt. Heute höre ich Hells Bells nicht mehr so gerne, das hat aber nichts mit St. Pauli zu tun, sondern mit der Tatsache, dass unser Wiener Stadtrivale den AC/DC-Klassiker auch immer vor Spielbeginn abspielt.
Mit Schalke 04 sind Sie sensationell Vizemeister geworden und haben das Achtelfinale in der Champions League erreicht. Haben Sie sich auf Schalke damit einen Traum erfüllt?
Absolut, auf jeden Fall. Champions League zu spielen, war immer ein Traum von mir und super war, dass wir über die Gruppe hinausgekommen sind. Dann sind wir aber leider verdient gegen Manchester City ausgeschieden. Champions League-Teilnehmer zu sein, war richtig geil!
War das 4:4-Unentschieden nach 0:4-Rückstand im Derby 2017 gegen Borussia Dortmund das verrückteste Spiel in Ihrer Profi-Karriere? Werden Sie heute noch darauf angesprochen?
Ab und zu werde ich nach wie vor darauf angesprochen und die Partie wird wohl die verrückteste bleiben, bei der ich je dabei war.
Ihr Verhältnis zu Ex-Schalke-Trainer Domenico Tedesco war sehr gut. Mittlerweile ist Tedesco nach Stationen in Moskau und Leipzig Nationaltrainer von Belgien. Hat Sie sein Werdegang überrascht?
Nein, weil ich ihn ja selbst kennen- und schätzen gelernt habe. Sein Umgang mit uns Spielern war überragend, es war richtig spannend unter ihm arbeiten zu dürfen. Er ist ein richtig guter Typ und spricht zudem viele Sprachen.
Zu Ihrer Schalke-Zeit waren Sie in sozialen Netzwerken nicht aktiv. Hat sich das mittlerweile geändert oder genießen Sie nach wie vor die Ruhe, nicht bei Instagram, Facebook & Co. zu sein?
Der Überredungskunst eines Mitarbeiters unserer Medienabteilung ist es zu verdanken, dass ich seit kurzem ein wenig auf Instagram aktiv bin.