Gelsenkirchen. Ein Knotenlöser könne Schalkes 4:3 über Magdeburg sein - findet jedenfalls Lino Tempelmann. Er zeigte seine bisher beste S04-Leistung.
Die Aufholjagd der Königsblauen lief, 62 Minuten waren gespielt zwischen dem FC Schalke 04 und dem 1. FC Magdeburg, als Lino Tempelmann seinen bisher besten Moment im S04-Trikot hatte. Energisch eroberte er im Mittelfeld den Ball, spielte im entscheidenden Moment auf Derry John Murkin - der traf zum 2:2. Ein wichtiger Treffer beim königsblauen 4:3 (1:2)-Erfolg. "Das war mein bestes Spiel", sagte Tempelmann am Dienstag beim Training, drei Tage nach dem Trubel in der ausverkauften Arena.
Schalke steht bei St. Pauli ein schweres Spiel bevor
Was bedeutet dieser Sieg für den weiteren Verlauf der Saison? Sieben von 18 möglichen Punkten hat Schalke lediglich geholt, hat am Samstag ein ganz schweres Auswärtsspiel beim FC St. Pauli in Hamburg (20.30 Uhr/Sky und Sport 1) vor der Brust. Und dann wären da noch die schwankenden Leistungen, auch gegen Magdeburg lief es erst ab der 35. Minute gut. "Ich glaube, dass der Sieg ein Knotenlöser für uns war. Klar haben wir nicht ins Spiel reingefunden, aber wir haben eine Reaktion gezeigt. Dass wir nach den 30 Minuten am Anfang noch so ein Spiel hinlegen und den Rückstand umdrehen, gibt uns ein gutes Gefühl", sagte der 24 Jahre alte Tempelmann. Auf St. Pauli erwarte Schalke dennoch "kein einfaches Spiel."
Tempelmann startet auf Schalke schwach, aber die Formkurve steigt
Tempelmann war erst rund zwei Wochen vor Saisonbeginn zu den Königsblauen gekommen, flog ins Trainingslager nach Mittersill in Österreich nach. In einem optimalen Fitnesszustand war er noch nicht. Tempelmann hatte in den vergangenen beiden Jahren in der Zweiten Liga für den 1. FC Nürnberg gespielt - gehörte aber dem SC Freiburg. Die Freiburger stiegen als Bundesligist spät in die Vorbereitung ein. Auf Schalke unterschrieb Tempelmann einen bis 2026 gültigen Dreijahresvertrag, kostete rund 700.000 Euro. Zu Beginn schwächelte er, sah im DFB-Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig (3:1) die Gelb-Rote Karte, saß zuweilen auf der Bank. Zuletzt stieg seine Formkurve. "Ich hoffe, dass das Spiel gegen Magdeburg ein Startpunkt war - sowohl für mich als auch für die Mannschaft. Wenn wir Konstanz in die Leistung bringen, bin ich guter Dinge, egal wie der Gegner heißt", sagte er.
+++ Schalke-Torwart Ralf Fährmann macht wieder erste Schritte auf dem Platz +++
Zuletzt bildete Tempelmann mit Paul Seguin im zentralen Mittelfeld die Doppel-Sechs - nach einer Rot-Sperre kehrt aber nun Schalkes Königstransfer Ron Schallenberg zurück. Wer muss weichen? Seguin, Tempelmann oder sogar Top-Talent Assan Ouedraogo, zuletzt als Spielmacher eingesetzt? Tempelmann, so sagt er jedenfalls, beschäftigt sich damit nicht. "Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken", sagte er auf Nachfrage dieser Zeitung. Er ergänzte aber: "Wir Spieler können mit Leistung auf dem Platz zeigen, dass wir spielen wollen. Gegen St. Pauli wird es ein anderes Spiel. Wie der Trainer aufstellt sowohl von der Formation als auch vom Personal werden wir sehen."
Schalke: Ouedraogo und Kaminski setzen mit dem Training aus
Schallenberg kehrt zurück - andere könnten aber fehlen. Am Dienstagvormittag stand nur ein dezimiertes Aufgebot der Schalker auf dem Rasen. Assan Ouedraogo (Schule) und Marcin Kaminski (Belastungssteuerung) dürften ebenso schnell wieder dabei sein wie Paul Seguin, der wegen Rückenbeschwerden das Training vorzeitig beendet. Simon Terodde, Kenan Karaman, Bryan Lasme absolvierten aber wegen ihrer Muskelverletzungen weiterhin nur Lauftraining, Danny Latza (Probleme mit dem Hüftbeuger) stand gar nicht auf dem Rasen.
Am meisten wird auf Schalke aktuell aber - wieder einmal - über die Torhüter geredet. Marius Müller fehlt wegen eines Sehnenabrisses in den Adduktoren mehrere Monate lang, Zweittorwart Ralf Fährmann kehrte nach Achillessehnen-Beschwerden zwar am Dienstag auf den Platz zurück, trainierte aber separat und nicht mit dem Torhüter-Trio. Wird er nach rund einer Woche Pause rechtzeitig für die Fahrt nach Hamburg gesund? Das ist offen.
Klappt das nicht, rückt der vierte Torwart Michael Langer zwischen die Pfosten - so wie im Spiel gegen Magdeburg nach Müllers Verletzung. Tempelmann hätte gar keine Sorgen, wenn Langer halten würde. "Man hat gegen Magdeburg gesehen, dass er noch kein Opa ist. Er war am Ende mit einer Parade der Matchwinner. Ich hätte überhaupt keine Bauchschmerzen, ganz im Gegenteil", sagte er.
Schalke wackelt erneut in der Schlussphase
In der siebten Minute der Nachspielzeit hatte Langer einen Kopfball des Magdeburgers Luc Castaignos von der Torlinie gekratzt - aus einem 4:3-Sieg wäre beinahe in der letzten Sekunde des Spiels einen Sieg verschenkt, so wie beim 1:1 beim SV Wehen Wiesbaden. Doch warum wackelte Schalke erneut? "Wenn wir wüssten, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, würden wir es mit Sicherheit tun. Wie wir das Spiel über die Zeit gebracht haben, war nicht so solide wie man sich das vorstellt", sagte Tempelmann. Schlecht reden ließ er sich das Spiel aber nicht: "Man hat gesehen, dass es der erste Schritt in die richtige Richtung sein."
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