Gelsenkirchen. Schalke verzichtet auf klassische Leihen ohne jegliche Option, wie die Klubführung den Mitgliedern mitteilte. Einige Fans sind nicht überzeugt.
Das Wort "Schalker Weg" benutzen die Verantwortlichen des FC Schalke 04 nicht mehr - gemeint war damit im Sommer 2022 die Grundsatzentscheidung von Schalke, nach dem Aufstieg in die Bundesliga nur einen Cheftrainer zu holen, der das Trainerteam von Mike Büskens übernimmt und akzeptiert, dass der beliebte "Buyo" als Co-Trainer auf der Bank sitzt. Nur Frank Kramer erklärte sich dazu bereit, das Experiment ging schief, mit der Verpflichtung von Thomas Reis endete auch der Schalker Weg, den die Vereinsführung inzwischen offen als Fehler bezeichnet.
Schalke-Führung verteidigt ihre Linie
Nun gibt es zum zweiten Mal einen Schalker Weg - der zwar nicht so genannt wird, aber ähnlich konsequent umgesetzt wird.
In einem Brief an die Mitglieder, den die Königsblauen am Dienstag verschickten, verteidigte die Klubführung die Linie, auf klassische Leihen ohne jegliche Kaufoption zu verzichten. "Die Folgen des personellen Umbaus, notwendig geworden wegen des Abstiegs, sind immer noch zu spüren – es kostet Zeit, bis sich etwas Neues gefunden hat. Deshalb soll Schluss sein mit großen Umbauten", schreiben Aufsichtsrat und Vorstand. Und weiter: "Vorstand und Aufsichtsrat haben vor der Transferperiode gemeinsam Guidelines verabschiedet, die auf einer klaren Strategie basierten: Wir verpflichten Spieler fest und verzichten soweit möglich auf Leihen – und wenn doch, dann nur mit Optionen zur Weiterverpflichtung. Das ist uns in diesem Sommer gelungen. Ziel ist es, ein Korsett zu bauen, auf das wir auch nächste Saison aufbauen und das wir entwickeln können, unabhängig von der Liga." In diesem Sommer kam nur Yusuf Kabadayi auf Leihbasis, mit dem FC Bayern haben sich die Schalker aber auf eine Kaufoption verständigt.
Was ist der Hintergrund dafür? In den vergangenen beiden Jahren ließen sich die Schalker auf Leihgeschäfte ein, die dem Klub nur kurzfristigen Erfolg brachten. Alex Kral (Spartak Moskau, jetzt Union Berlin), Sepp van den Berg (FC Liverpool, jetzt Mainz 05), Alexander Schwolow (Hertha BSC, jetzt Union Berlin), Eder Balanta (FC Brügge) - diese vier kamen in der Saison 2022/23 ohne Option. In der Aufstiegssaison 2021/22 galt dies für Darko Churlinov (VfB Stuttgart, jetzt FC Burnley).
Doch nicht nur darauf wollen die Schalker jetzt achten: In der vergangenen Saison hatten Tom Krauß (RB Leipzig, jetzt Mainz 05) und Moritz Jenz (FC Lorient, jetzt VfL Wolfsburg) zwar festgeschriebene Klauseln in ihren Leihverträgen, aber lediglich für den Fall des Klassenerhalts. Mit dem Abstieg verfiel die Schalker Möglichkeit, beide fest zu verpflichten. Krauß, Kral und Jenz gehörten in der Bundesliga-Rückrunde zur wichtigen Achse, auch van den Berg wäre ohne seine schwere Verletzung Bestandteil gewesen. Nach den neuen Regeln wären sie aber nicht verpflichtet worden.
Schalke-Fan: "Es komplett auszuschließen, finde ich falsch"
Ist dieser neue Schalker Weg also in seiner Konsequenz richtig? In der zurückliegenden Sommer-Transferperiode schlossen sich dadurch automatisch einige Türen.
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Für einige Fans ist diese "Guideline" diskutabel. Auf Twitter schrieb @CaptUnbalanced: "Wir hatten zwar letzte Saison echt sehr viele Leihen, aber diese Saison hätten noch ein, zwei Leihspieler mehr echt gut getan. Zumal wir unsere eigenen Leihspieler teilweise echt weggeworfen haben. Auch @S04_Jens findet den Weg nicht nur korrekt: "Es war in den letzten Jahren sicherlich zu viel. Dadurch kommt gefühlt jedes Jahr ein Neuanfang. Aber es komplett auszuschließen, finde ich falsch. Man braucht Qualität, um die sportlichen Ziele zu erreichen. Und bei Leihen kann man dann auch ein-, zweimal ein höheres Regal erreichen." @jonasbhl merkt an: "Wieso gibt es nur dieses Denken in den Extremen? Entweder acht geliehene Stammspieler oder 0?" @Flo6810 findet die Linie der Klubführung "an sich richtig", aber er ergänzt: "Man sollte aber schon die Qualität erhöhen durch vielleicht maximal zwei Leihen." @epigow04 resümiert: "Reine Leihen ablehnen, auch wenn es sinnvoll wäre - das richtige Maß ist entscheidend." @cr_enduro schreibt: "Absolut fahrlässig. Typisch wieder dieses extreme Schwarz/Weiß-Denken auf Schalke. Hier wird nie die goldene Mitte gesucht/gefunden."
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