Gelsenkirchen. Das Pokalspiel in Braunschweig brachte ein Schalker Problem zum Vorschein. Die aktuelle Personallage verschlimmert die Lage zusätzlich.

Nach zwei freien Tagen haben die Profis des FC Schalke 04 am Montag wieder viel Schweiß vergossen. Bei einem Spiel auf vier kleine Tore wurde am Nachmittag bei rund 30 Grad vor allem das Kombinationsspiel trainiert. Dabei ackerte auch Thomas Ouwejan wieder im Kreise seiner Kollegen. Wegen einer Wadenprellung hatte der 26 Jahre alte Niederländer noch das DFB-Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig (3:1) verpasst. Schon für das nächste Braunschweig-Spiel in der Liga am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) ist er wieder eine Option.

Für die Königsblauen sorgt das für Erleichterung, denn in Ouwejans Abwesenheit lief im DFB-Pokal über links nicht viel zusammen. Ohne Ouwejan gab es keine gefährlichen Flankenläufe über diese Seite. Henning Matriciani, der von Trainer Thomas Reis immer wieder als „Allzweckwaffe“ gelobt wird, spielte als Linksverteidiger, doch konnte offensiv keine Impulse setzen. Der Schalker Fan-Liebling überzeugt gegen den Ball zwar mit Zweikampfstärke und Leidenschaft, mit dem Ball am Fuß fallen seine technischen Schwächen aber stark ins Gewicht. Gegen tiefstehende Gegner, ist Matriciani als Außenverteidiger kaum zu gebrauchen, wie das Pokalspiel gegen die Eintracht zeigte.

Schalke plant Transfer von Außenverteidiger

Startete gut in die Saison: Linksverteidiger Thomas Ouwejan.
Startete gut in die Saison: Linksverteidiger Thomas Ouwejan. © dpa

Das Schalker Problem: Viel mehr Alternativen hat Reis für die Außenverteidigerposition derzeit nicht im Kader. In der Schlussphase in Braunschweig durfte sich der gelernte Flügelstürmer Tobias Mohr (27) hinten links versuchen, doch in nur acht Spielminuten plus Nachspielzeit trieb er seinen Trainer an der Seitenlinie schon zur Weißglut. Wegen seines schwachen Zweikampfverhaltens und Stellungsspiel war Mohr ein Sicherheitsrisiko. „Es stimmt, Tobi ist nicht gut reingekommen, er denkt eher offensiv“, sagt Lizenzspielerchef Gerald Asamoah über den Aushilfs-Verteidiger.

Die Auftritte von Matriciani und Mohr als Linksverteidiger haben noch einmal deutlich gemacht, dass Schalke 04 den Kader auf dieser Position bis zum Ende des Transferfensters am 1. September dringend noch verstärken muss. „Unser Fokus liegt auf der Defensive, auch um in der Breite etwas zu haben, falls eine Verletzung kommt“, sagte Sportdirektor André Hechelmann zuletzt. „Da sind wir mit einigen in Gesprächen – wir müssen schauen, inwiefern sich bei den einzelnen Spielern bei ihren jetzigen Vereinen die Entwicklung darstellt.“

Konnte als Linksverteidiger im Pokal nicht überzeugen: Tobias Mohr.
Konnte als Linksverteidiger im Pokal nicht überzeugen: Tobias Mohr. © firo

Auch ein Ersatzmann für Cedric Brunner (29) könnte noch kommen. Nach dem Abgang von Mehmet Aydin (21) zu Trabzonspor ist Brunner der einzige Rechtsverteidiger im Schalker Kader – und er fehlte am Montag angeschlagen im Training. Sein Einsatz in Braunschweig am Sonntag wackelt. Ersetzt werden könnte er zur Not von Matriciani oder vom defensiven Mittelfeldspieler Niklas Tauer (21). Noch ist die Mainz-Leihgabe aber ohne Profi-Einsatz für Königsblau.

Außenverteidiger sind im Schalke-System wichtig für die Offensive

Schon wegen der Kaderzusammenstellung ist Brunner unumstritten – und derzeit nicht adäquat zu ersetzen. Obwohl er offensiv noch Luft nach oben hat. Der 29 Jahre alte Schweizer denkt in erster Linie defensiv. Er hält seine Abwehrseite zwar in der Regel ganz gut dicht, doch Ausflüge in die Offensive sieht man von ihm nur selten. Wie wichtig auch seine Läufe nach vorn sein können, zeigte das Pokalspiel in Braunschweig, als er das 2:1 durch Paul Seguin nach Doppelpass mit Dominick Drexler mustergültig vorbereitet hatte. Bezeichnend: Im 32. Pflichtspiel für Schalke war es seine erste Torbeteiligung überhaupt.

Im System von Trainer Thomas Reis sind die Außenverteidiger allerdings angehalten, sich ins Angriffsspiel einzuschalten. Schon, weil es den zentralen Mittelfeldspielern zu Saisonstart an Ideen mangelte, sind Flanken der aufrückenden Verteidiger ein wichtiges Stilmittel. „Genau das erhoffen wir uns“, bestätigt Gerald Asamoah.

Asamoah: Von Cedric Brunner "muss offensiv mehr kommen"

„Im Vorjahr waren die Außenverteidiger eher hinten gebunden, das hat Thomas Ouwejan nicht so gelegen. Er ist eher Fußballer und die offensivere Spielweise kommt ihm entgegen“, ist Asamoah sicher. „Auch von Cedi muss offensiv mehr kommen – aber er versucht es umzusetzen und hat es in Braunschweig schon gut gemacht.“

Darauf wollen die Schalker aufbauen – unabhängig davon, dass Brunner für das Ligaspiel in Braunschweig am Sonntag wackelt. Denn fast noch wichtiger ist, in Thomas Ouwejan eine echte Waffe für die Offensive zurückkehren wird.

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