Essen. Tom Moustier ist Rot-Weiss Essens bisher einziger Neuer. Hilft er RWE weiter? Greift er gar einem möglichen bitteren Abgang vor? Die Analyse.
Der Traum von der 2. Bundesliga ist für Rot-Weiss Essen geplatzt. Nach der 0:1-Niederlage gegen 1860 München geht es sportlich nur noch um Qualifikation für den DFB-Pokal. Hinter den Kulissen wird nun die Kaderplanung Fahrt aufnehmen. Bis dato hat RWE erst einen Neuzugang für die kommende Drittliga-Spielzeit präsentieren können: Tom Moustier (21), ein Mittelfeld-Talent aus der U23 von Zweitligist Hannover 96.
Der Franzose wurde als „vielversprechender Spieler für das zentrale Mittelfeld“ angekündigt und erhielt in Essen einen Vertrag bis 2026. Nach zwei Jahren in der Regionalliga-Reserve der Hannoveraner, die Platz eins in der Nord-Staffel belegt, will Moustier in der 3. Liga durchstarten. Ist ihm dieser Sprung zuzutrauen? Was sind die Stärken und Schwächen des RWE-Zugangs? Wie gut passt er ins System von Trainer Christoph Dabrowski? Diese und weitere Fragen beantwortet eine Datenanalyse unseres Kooperationspartners Createfootball.
Rot-Weiss Essen holt Tom Moustier: Seine Stärken und Schwächen
Stärken
- Standards
- Dribblings ins letzte Drittel
- Tiefenläufe
- Schusstechnik und -häufigkeit
- Torgefahr
Schwächen
- Defensives Stellungsspiel
- Zweikampf
- Passpräzision
- Boxpräsenz
Spielstil von RWE-Zugang Tom Moustier (Box to Box)
Der Franzose Tom Moustier ist ein linker, zentraler Mittelfeldspieler mit hoher Dynamik und enormer Laufleistung. Defensiv überzeugt der 21-Jährige mit einer enormen Anzahl hoher Balleroberungen. Über 60 Prozent davon sichert er in der gegnerischen Hälfte. Moustier sucht häufig den direkten Zweikampf und besitzt eine gute Qualität im Defensivkopfball. Sein Anlaufverhalten ist eher zurückhaltend, er attackiert vor allem bei Aussicht auf Ballgewinn.
+++ Kapitän Sapina gibt das neue RWE-Ziel aus: Platz vier +++
Mit dem Ball am Fuß dribbelt der neue Essener gerne tief bis ins letzte Drittel und ist hierbei oft nur per Foul zu stoppen. Wichtig für RWE: Moustier ist ein guter Standardschütze, der mit seiner feinen Technik Ecken und Freistöße scharf zum und aufs Tor bringt. Moustier ist durchaus mutig im Passspiel und agiert häufig mit langen Pässen (über 20 Meter) im Übergangsspiel. Er spielt oft vertikal und progressiv, seine Qualität ist in diesem Punkt aber noch ausbaufähig. Das unterstreichen die Zahlen. Über zwölf Ballverluste pro 90 Minuten sind zu viel.
Moustier strahlt große Gefahr rund um den Strafraum aus. Neben starken 2,5 Schüssen pro 90 Minuten legt er im gleichen Zeitraum in der Regionalliga Nord 2,2 Schüsse für seine Mitspieler von Hannover II auf. Bemerkenswert ist seine Torgefahr trotz fehlender Boxpräsenz (siehe Heatmap).
Wie gut passt Tom Moustier zu Rot-Weiss Essen?
Das Team von Rot-Weiss Essen sucht sehr häufig den Weg in die Tiefe, die Essener haben die meisten Angriffsläufe der 3. Liga mit vielen Aktionen im Strafraum. Das passt sehr gut zum Spielstil von Tom Moustier, der gerne selbst häufig die Tiefe sucht und bis in den Strafraum durchläuft.
Der bei Olympique Marseille ausgebildete Moustier ist technisch sehr versiert und ein Standardspezialist. Das fehlt RWE bisher komplett, Gefahr geht in diesem Punkt nur vereinzelt von Thomas Eisfeld aus. Trotz der zweitmeisten Ecken ligaweit gehört RWE mit gerade einmal fünf Toren nach Ecken in dieser Statistik zu den fünf schwächsten Teams der Liga. Moustiers feines Füßchen sollte helfen, diese Bilanz aufzupolieren.
Essen sucht wie Moustier enorm oft den Torabschluss, gerade aus der Distanz. Auch in diesem Punkt passt er mit seiner Spielweise zur Hafenstraße.
RWE-Zugang Tom Moustier muss sich an die Intensität gewöhnen
Ein RWE-Problem wird Moustier aber wohl nicht beheben können. Essen ist schwach in der Zweikampfführung (zweitniedrigste Defensivzweikampfquote der Liga), dieses Manko kann der physisch durchschnittliche Moustier, der zudem wenig Balleroberungen in der eigenen Hälfte aufweist, nicht beheben. Das Mittelfeld-Talent wird sich erst an die physischere 3. Liga gewöhnen müssen.
Während sich RWE unter Dabrowski zur Passmaschine entwickelt hat, passt Tom Moustier recht wenig und mit mäßigem Erfolg, sucht eher direkt die Tiefe, agiert hierbei aber noch recht ungenau.
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Rot-Weiss Essen sticht im letzten Drittel durch hohe Kreativität heraus, die Essener spielen die meisten tödlichen Pässe der Liga, wohingegen Moustier im letzten Drittel noch recht mutlos agiert und eher den Sicherheitspass wählt. Daran wird er arbeiten müssen.
Rot-Weiss Essen und Tom Moustier: Das Transfer-Fazit
Rot-Weiss Essen sucht und findet in Tom Moustier einen „Box-to-Box“ Mittelfeldspieler, durch den der sehr offensive Torben Müsel wieder auf die 10 vorschieben kann. Somit wäre Moustier auch als möglicher Ersatz für Cedric Harenbrock geeignet, dessen Zukunft noch ungeklärt ist. Wie auch Müsel glänzt er mit und ohne Ball mit viel Tiefgang, ist enorm abschlussfreudig und agiert zudem sehr mannschaftsdienlich.
Mit Moustier findet Essen zudem einen Standardschützen, um die Ineffizienz vor allem bei Ecken beheben zu können. Der 21-jährige muss aber dringend an seiner Robustheit im Zweikampf arbeiten und kann zum Übergangsspiel mehr beitragen, wenn er seine Anschlussaktion an sein Dribbling optimiert, Moustier sollte zudem selbst öfter mit in die gegnerische Box aufrücken und aus besseren Positionen zum Abschluss kommen. So könnte er seine ohnehin ordentliche Torquote weiter steigern. Alles in allem ist die Verpflichtung vom Tom Moustier ein gelungener Transfer. RWE erhält einen jungen und talentierten Mittelfeldspieler, der noch viel Entwicklungspotential besitzt. Ganz im Sinne von Trainer Christoph Dabrowski.