Essen. Kolumnist Uwe Strootman verarbeitet die Niederlage gegen Sandhausen und schlägt vor, Vertragsgespräche lieber im Winter stattfinden zu lassen.

Wenn sich Richtung finaler Spieltag nach einer richtig starken Saison dank der punktuellen Versäumnisse anderer Mannschaften auf einmal sogar die Option direkter Aufstieg im Bereich des Möglichen schien, dann war die Fallhöhe nach dem einfach auch schlechten Spiel in Sandhausen tatsächlich doch etwas höher als gedacht. Und doch: Die rot weiße Fischerhutkrone war schnell wieder gerichtet.

Direkt aber noch nach Abpfiff im Stadion am Hardtwald, zuzüglich der genialen Steilvorlage aus Freiburg, da war es irgendwas zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, dem berühmten Zitat von Bill Shankly oder auch einer mahnenden Stimme, dass es am Ende des Tages doch einfach nur ein Spiel ist. Minimum aber eine Leidenschaft, die bisweilen unverhofft Leiden schafft.

Rot-Weiss Essens Fans können die Niederlage im Stadion gut verkraften

Es war wohl eine gemischte Tüte von allem zu viel für den Moment. Daher waren die vielen mitgereisten Roten im Stadion zu einer weitaus realistischeren Beurteilung des Spiels unserer Mannschaft in Sandhausen fähig, als vielleicht manch Fan daheim an den verschiedenen Endgeräten, was sich nicht zuletzt im Stadion in einer respektvollen und aufmunternden Verabschiedung der Mannschaft nach dem Spiel zeigte. Allein daheim bekommt man das dann nicht immer so gut kompensiert wie auf den Tribünen vor Ort. So das Ergebnis meiner wissenschaftlichen Studie als Ergebnis einiger Selbstversuche.

Aber nun stehen wir vor dem letzten Heimspiel der Saison. Eines von insgesamt noch drei Auftritten unserer Mannschaft an der Hafenstraße: Ligaspiel, Relegation und Pokalendspiel. Leider hat der Drittligist in dieser Saison zuerst Heimrecht. Wir nehmen es natürlich, wie es kommt (ich lasse den Konjunktiv absichtlich weg). Für nicht wenige unsere Spieler weiterhin eine Phase der Unklarheit in Sachen eigener Zukunft, bevor der dann wirklich letzte Pfiff einer langen Saison ertönt.

Sollten Vertragsgespräche lieber im Winter stattfinden?

Ich fände einen Ansatz im Fußball klasse, bei dem grundsätzlich priorisiert wird, Vertragssituationen der Spieler in einem anderen Zyklus zu fixieren als gegen Saisonende. Da sollten ausschließlich sportliche Gründe des Vereins im Vordergrund stehen können. Im Mai stehen nun mal die wichtigsten Entscheidungen in Liga und Pokal an. Parallel aber werden Gespräche genauso wichtig wie Trainingseinheiten. Berater beraten, andere Vereine machen möglicherweise wuschig.

Noch nicht alle Spieler haben sich zu einer Zukunft bei Rot-Weiss Essen bekannt.
Noch nicht alle Spieler haben sich zu einer Zukunft bei Rot-Weiss Essen bekannt. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Ja Fromme

Der ein oder andere Spieler weiß mittlerweile, sich neu orientieren zu müssen. Zeitgleich werden neue Spieler verpflichtet, es geht ja auch gar nicht anders. Und alles findet im Hintergrund statt. Ich möchte nun betonen, dass solche Szenarien zu einhundert Prozent nicht der Grund für die Niederlage am Hardtwald waren, aber trotzdem eine Mannschaft belasten. Gerade am Ende der Saison, wo es doch um so viel gehen kann. Müsste man das nicht anders gestalten können, oder denke ich da zu naiv?

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Aber wie um Himmels willen soll man sich denn so zu einhundert Prozent rein auf die sportliche Leistung konzentrieren können, wenn sich zu dem aktuellen Arbeitgeber auf der einen Schulter das kleine Teufelchen „nächster Vertrag“ auf der anderen Schulter gesellt? Ich würde also ganz unbedarft vorschlagen, dass Verträge immer in der Winterpause auslaufen, beziehungsweise neu verhandelt werden. Dann hätte man zu Beginn der Rückrunde Klarheit und kann die Saison komplett ohne störende Nebengeräusche zu Ende spielen. Ja gut, und wie soll man dann als Verein selbst neue Spieler verpflichten? Also eine Theorie, die nicht wirklich zu Ende gedacht ist. Ich wollte nur mal meine Bauchschmerzen teilen.