Essen. Beim 3:1-Erfolg des hohen Favoriten kam der Oberligist sogar zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Nun wartet im Endspiel erneut Rot-Weiß Oberhausen.

Rot-Weiss Essen hat sich wieder einmal ins Niederrhein-Pokalfinale gemüht: Gegen den Oberligisten Ratingen 04/19, der auf sein Heimrecht verzichtet hatte, taten die Essener nur das Nötigste und siegten am Ende glanzlos mit 3:1 (2:1). Im Finale wartet nun wieder Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen, da werden die Rot-Weissen aber eine Schüppe drauflegen müssen, auch wenn die Partie sehr wahrscheinlich wieder an der Hafenstraße ausgetragen wird.

RWE-Trainer Christoph Dabrowski hatte zu Beginn die Reihen ordentlich durchgemischt, etliche Stammkräfte erhielten eine schöpferische Pause, schließlich werden die kommenden zehn Tage in der Liga mit drei Spielen anstrengend genug. Anfangs sah es auch danach aus, als würde sich dies auf dem Feld nicht negativ bemerkbar machen.

Gab zu den ersten beiden Essener Toren die Vorlagen: Marvin  Obuz (links).
Gab zu den ersten beiden Essener Toren die Vorlagen: Marvin Obuz (links). © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Ein frühes Tor, um schnell für klare Verhältnisse zu sorgen“, hatten sich die Gastgeber gewünscht - und sie bekamen es. Gerade einmal drei Minuten waren gespielt, da flankte Marvin Obuz in die Mitte, wo Mustafa Kourouma den Ball unter Kontrolle bekam und ins kurz Eck abschloss: 1:0 - alles nach Plan, also.

Immer wieder taperte RWE in die Abseitsfalle

Was danach kam, hatten sich der RWE-Coach und die Essener Fans sicherlich anders vorgestellt. Immer wieder taperten die Angreifer in die Ratinger Abseitsfalle, die sich eine kluge Taktik ausgedacht hatten, zweimal zappelte der Ball in dieser Zeit im Netz - vergebens. Und als Isi Young sich einmal bis zur Torlinie durchsetzen konnte und zurück flankte, jagte Andreas Wiegel frei vor dem Tor die Kugel hoch in die Westkurve (23.). Eine Minute später war Torhüter Dario Ljubic schon geschlagen, doch Leo Vonic wurde bei seinem Einschuss noch von einem Abwehrbein am Torjubel gehindert.

Ex-Rot-Weisser Emre Demircan erzielte den Ausgleich

Der Oberligist, der in einigen Szenen vorführte, dass auch er mit dem Knicker umgehen kann, setzte immer wieder Nadelstiche. Nachdem Ex-Profi Moses Lamidi schon nach fünf Minuten einen schönen Effetschuss abgegeben hatte, klingelte es in der 25. Minute tatsächlich im RWE-Kasten: Emre Demircan hatte aus 20 Metern abgezogen, Torhüter Felix Wienand war überrascht und konnte sich bei seinem Abwehrversuch durchaus einen Assist-Punkt anschreiben lassen.

Der krasse Außenseiter hatte tatsächlich ausgeglichen und Torschütze Demircan, der in jungen Jahren für die Rot-Weissen am Ball war, hatte an der Hafenstraße einen besonderen Feiertag. Erinnerungen kamen auf an die Vorsaison, als RWE gegen den ETB und Bocholt sich nur mit Ach und Krach ins Finale zittern konnte.

Leo Vonic rückte mit dem 2:1 die Verhältnisse zurecht

Erst in der 40. Minute waren die Verhältnisse wieder ein wenig zurecht gerückt: Wieder hatte Obuz geflankt, Vonic gewann den Luftkampf gegen Ratingens Keeper und konnte locker einschieben. Der Torjubel kam verzögert, es schien beim Zweikampf noch eine Stürmerhand im Spiel gewesen zu sein, aber der Treffer zählte.

Aber das war es noch nicht für die Ratinger: Einen langen Pass nahm Lamidi gekonnt mit, geriet aber in die Zange der RWE-Innenverteidigung - und verzog (42.). Dennoch, der knappe 1:2-Rückstand zur Pause war für das Hasenpflug-Team aller Ehren wert.

Sascha Voelcke besorgte das beruhigende 3:1

Nach dem Wechsel bekamen auch Essens Flügelzangen eine Pause, für Obuz und Young versuchten es jetzt Sascha Voelcke und Sandro Plechaty. Die eine Einwechselung machte sich kurz darauf bezahlt: Wiegel schickte Harenbrock steil, dessen Vorlage fand Voelcke. Sein erster Schuss wurde noch von einem Abwehrspieler abgeblockt, aber der Nachschuss saß: 3:1 (54.), das sollte doch jetzt ein wenig Ruhe geben.

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Es wurde fleißig weiter gewechselt, Nils Kaiser und Ron Berlinski durften nach 66 Minuten auch noch ran, Letzterer mit Sprechchören aus der Westkurve gefeiert, man wollte wohl noch ein paar Tore sehen. Und die Zauberkiste hatte kurz geöffnet: Bei einem schnell vorgetragenen Angriff, wurde der Schuss von Voelcke abgeblockt und Berlinski versuchte es beim Nachschuss kunstvoll mit der Hacke (75.). Es hätte aber auch nicht zum Abend gepasst.

Essener Fans feierten noch immer den Derbysieg

Am Ende erfüllte der Drittligist gerade so eben die Pflicht, die Fans nahmen es aber nicht krumm: Sie übten sich in Schmähgesängen auf den Gelsenkirchener Nachbarn oder sie sangen ihren neuen Top-Hit: „Hey, was geht ab? Duisburg steigt endlich ab.“ Die Party vom Sonntag geht also noch weiter. Die Ratinger Gäste konterten mit: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.“ Kann man privat ja machen.

RWE: Wienand, Wiegel, Kourouma, Rios Alonso (77. Rüth), Brumme (66. Berlinski), Rother, Eisfeld, Harenbrock (66. Kaiser), Obuz (46. Plechaty), Vonic, Young (46. Voelcke).
Tore: 1:0 Kourouma (3.), 1:1 Demircan (25.), 2:1 Vonic (40.), 3:1 Voelcke (54.)
Zuschauer: 5081