Essen. Essens Teammanager Carsten Wolters hat eine große Vergangenheit beim MSV Duisburg - das kommende Derby sieht er aber ganz professionell.
Seit Anfang dieser Saison ist Carsten Wolters nicht mehr Co-Trainer bei Rot-Weiss Essen, sondern Teammanager der Profitruppe. Der größte Unterschied? „Erst einmal geht es damit los, dass ich keine Fußballschuhe mehr brauche, seit 1992 habe ich immer welche getragen. Jetzt habe ich mein Büro und kümmere mich ums Organisatorische“, erwidert der 54-Jährige.
Wobei, auch das gibt er offen zu, er sich im neuen Job erst einmal eingrooven musste: „Hotel, Bus, Essen - das sind jetzt eigentlich meine Hauptaufgaben. Dass der Bus pünktlich da steht, dass das Hotel weiß, dass wir kommen - und dass das Essen pünktlich auf den Tisch kommt“, lacht er.
Und für Wünsche des Teams steht er natürlich auch parat: Ob Kartenwünsche, Trikots, Autogrammkarten - der Teammanager kümmert sich. Und ein offenes Ohr für Problemchen und Wehwechen hat Carsten Wolters natürlich für die Spieler noch immer: „Ich bin jetzt kein Psychologe, aber ich denke schon, dass ich einen guten Draht habe zur Mannschaft.“ Und den Job macht er offensichtlich so gut, dass Cheftrainer Christoph Dabrowski über ihn sagt: „Er macht das überragend, Carsten ist eine Vollgranate.“ Mehr geht eigentlich nicht.
Wolters weiß, wie Spieler und Trainer ticken
„Ich hab ihm was gegeben für die Aussage“, flachst der Hochgelobte, um dann nachdenklicher fortzufahren: „Ohne arrogant zu wirken: Ich glaube schon, dass ich meine Aufgabe ernst nehme. Am Anfang war das schon Neuland für mich, da war ich schon ein bisschen unentspannter. Wenn sich das bestellte Essen um fünf Minuten verspätete, wurde ich schon nervös. Aber nach einem Dreivierteljahr kriegt man schon eine gewisse Routine.“ Und er hat alle Seiten kennengelernt: Er weiß genau, wie Spieler und Trainer ticken, welche Prioritäten sie haben. Verlässlichkeit ist das erste, was einem zu seiner Person einfällt.
Sieben Jahre war er zuvor Co-Trainer bei RWE, Trainer wechselten mit den Jahreszeiten, mit Sven Demandt fing er an, es folgten Argirios Giannikis, Karsten Neitzel, Christian Titz, Christian Neidhart, Jörn Nowak und Christoph Dabrowski. Wer blieb, war „der ewige Wolters“. Auch ein Prädikat, das man erst einmal hinbekommen muss.
Die Vorzüge: „Ich bin eher der Introvertierte, der Zuarbeiter, ich sehe mich nicht als Cheftrainer. Ich denke schon, dass das Vertrauen da war, dass ich nicht gegen sie arbeite, aus irgendwelchen Gründen“, hält Wolters die Loyalität zum jeweiligen Chef für den wichtigsten Vorzug. Und er hat dem Neuen nie das Gefühl gegeben, er gehöre zum Inventar und sei „das Ohr“ für die Vereinsführung. Aber eine gewisse Routine hatte sich schon eingeschlichen, so war er ganz dankbar, dass diese neue Stelle für ihn frei war.
Loyalität und Treue, das war auch etwas, das den langjährigen Bundesligaprofi ausgezeichnet hatte, vor allem während seiner langen Zeit beim MSV Duisburg. „Auch wenn ich das Jahr in Dortmund nicht missen möchte, als Deutscher Meister durch die Stadt, das war schon toll. Aber es war schwierig an Stefan Reuter vorbei zu kommen, dann kam das Angebot aus Duisburg, die gerade aufgestiegen waren, unter Friedhelm Funkel. Dann haben wir drei gute Erstligajahre gehabt, immer einen einstelligen Tabellenplatz belegt, sogar UI-Cup gespielt.“
Der zweikampfstarke Verteidiger blieb elf Jahre an der Wedau, mit dem Highlight des verlorenen Pokalfinales gegen die Bayern 1998, „mit dem 1:2 kurz vor Schluss“ - dann der Wiederaufstieg 2005, mit dem inzwischen 35-Jährigen. Und als er dann am letzten Spieltag der Saison 2006/07 von den Fans mit einer Choreographie gefeiert wurde, als ein riesiges Transparent auf der Fantribüne mit der Aufschrift hing: „Erle, für immer einer von uns.“ Sein letztes Spiel im Zebra-Trikot, eingewechselt in der 80. Minute, beim 3:0 gegen Rot-Weiss Essen, das daraufhin den bitteren Gang in die Regionalliga antreten musste.
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Da schließt sich nun der Kreis, am Sonntag im Derby der Rot-Weissen (16.30, Hafenstraße) gegen eben jenen MSV, unter diesmal umgekehrten Vorzeichen. Während das Team von Trainer Christoph Dabrowski mit einem Heimsieg noch an den Aufstiegsplätzen schnuppern möchte, geht es für den Nachbarn fast schon um die Existenz in Liga drei. Bei einer weiteren Niederlage könnte sechs Spieltage vor Ende an der Wedau schon das Notlicht flackern. Und Carsten Wolters mit zwei Herzen in seiner Brust, zwischen den Stühlen? Ein Unentschieden als Wunschergebnis?
RWE-Schützenhilfe gegen Bielefeld und Mannheim
„Nein, da bin ich schon Essener, ich bin ja auch schon acht Jahre hier und habe den Verein lieb gewonnen. Ich wünsche mir für uns einen Sieg und danach wünsche ich mir, dass der MSV es noch schafft, irgendwie noch die Kurve kriegt. Und wir spielen ja auch noch gegen Bielefeld und Mannheim, können da vielleicht Schützenhilfe leisten.“ Die Dritte Liga ohne den MSV - das kann sich „Alt-Zebra“ Wolters, der 20 Jahre (als Spieler und Trainer) im Verein verbrachte, irgendwie nicht vorstellen. Schon aus pragmatischen Gründen: „Das sind immer zwei Topspiele, du hast ein Topstadion auswärts, du hast kurze Wege - und du brauchst nicht so viel planen mit Zug oder Flugzeug“, lacht er. Da ist er wieder ganz Teammanager.