Dortmund. In 64 Sekunden liefert Rot-Weiss Essen die Antwort auf so viele Fragen. Torben Müsel schwärmt von den Fans. Wie RWE seinen Anhang zurückgewann.

Lucas Brumme läuft los, Doppelpass mit Isi Young, weiter zur Grundlinie. Er hebt den Kopf, flankt, Torben Müsel springt hoch – und lässt sich vor der rappelvollen Gästekurve feiern. Das 2:1 für Rot-Weiss Essen bei der U23 von Borussia Dortmund. Dass es in der Mannschaft zu stimmen scheint, trotz der verheerenden Pleiten gegen Unterhaching und Verl, trotz der Freistellung von Felix Bastians, das sah man in dieser Szene.

64 Sekunden lagen zwischen Müsels Kopfballtreffer und dem zwischenzeitlichen Ausgleich des BVB, 64 Sekunden: In den vergangenen Spielen war RWE nach einem Gegentor eingeknickt, in Dortmund folgte prompt die Reaktion.

Rot-Weiss Essen liefert die Antwort auf viele Fragen

„Natürlich ist so ein Gegentor ein Dämpfer und der Pfiff zum Elfmeter war nicht schön“, sagt Müsel über das 1:1. Dass Brumme sich dann auf den langen Weg vom eigenen Sechszehner nach vorne machte und sich „überragend“, so der Torschütze, durchtankte, sei die richtige Antwort gewesen. „Und dann habe ich eben den Lauf in die Tiefe gemacht“, ergänzt Müsel ganz nüchtern, obwohl dieses 2:1 Emotion pur war, auch bei ihm.

Brennpunkte zum 2:1 in Dortmund:

64 Sekunden, in ihnen steckte so viel. Bricht RWE ein? Wie reagiert das Team auf den Ausgleich? Was kommt von den Rängen? In diesen 64 Sekunden lieferte die Mannschaft die Antwort. Reaktion gezeigt, zurückgeschlagen, die Fans zurückgewonnen, es war ein rundum gelungener Abend für Rot-Weiss Essen.

„Alles in allem war es ein solides Spiel“, fand Müsel, „aber ich bin der Meinung, dass wir ab und an ein bisschen zu viel zugelassen haben.“ Grundsätzlich sollte dieser Auftritt der Maßstab sein: „Wir haben ein ganz anderes Gesicht auf dem Platz gezeigt. Jeder wollte die drei Punkte mitnehmen, so sollte es jedes Spiel sein.“

Torben Müsel: „Ohne die Fans wäre RWE nicht das, was RWE ist“

Warum das gegen Unterhaching und Verl nicht geklappt hat? Das wurde analysiert, so der 24-Jährige: „Wir waren die letzten zwei Spiele nicht mutig genug, hatten nicht genug Mut am Ball. Dortmund ist uns nicht so hoch und aggressiv angelaufen, das gab uns etwas Ruhe, sodass wir weniger lange Bälle schlagen mussten.“

Zum Nachlesen: So lief das RWE-Spiel in Dortmund.

Bemerkenswert war auch, wie der Drittligist von seinen Fans unterstützt wurde – und das, obwohl viele Anhänger eine Woche zuvor schimpften, murrten oder pfiffen nach dem 0:5 gegen Verl. Wie viele Essener letztlich mit ins Westfalenstadion gefahren sind: weiß man nicht. Es dürfte aber eine fünfstellige Zahl gewesen sein.

„Als wir zum Stadion gefahren sind und die Fans uns nach diesen zwei Spielen bejubelt haben, hat mich das gepusht. Ich fand das sehr geil. Nach dem Aufwärmen gehst du noch mal in die Kurve“, will sich Müsel für diese Unterstützung bedanken. „Ohne die Fans wäre RWE nicht das, was RWE ist.“

Ohne den Wahnsinn, der sich innerhalb von nur 64 Sekunden abgespielt hat, auch nicht.