Duisburg. Beim MSV Duisburg tut sich etwas nach dem Aus von Ralf Heskamp. Frisches Geld für den Kader könnte kommen. Gefeuerter Sportchef räumt Fehler ein.
Den Tag nach seiner Entlassung beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg verbrachte Ralf Heskamp im Kreis der Familie am Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald, wo sich einst die Varusschlacht ereignet haben soll. Für die Zebras zieht der 58-Jährige nicht mehr in die Schlacht. Am Samstagabend, wenige Stunden nach dem 0:0 gegen Aufsteiger Preußen Münster, informierten ihn mehrere Vorstandsmitglieder des Spielvereins in einer Loge der Arena über die sofortige Freistellung.
Die finale Demontage des Sportchefs hatte MSV-Präsident Ingo Wald schon vor dem Spiel gegen Münster eingeleitet. In einem Fernseh-Interview gegenüber Magenta hatte der 65-Jährige erklärt, dass es ein Fehler gewesen sei, den Vertrag mit Kapitän Moritz Stoppelkamp nicht zu verlängern.
MSV Duisburg: Ralf Heskamp platzte der Kragen
Nach dem Spiel erklärte Ingo Wald, dass die Personalie Heskamp ursprünglich ein Thema für die Winterpause gewesen sei, und räumte dann ein: „Wie sich die nächsten Tage entwickeln werden, will ich nicht vorhersagen.“ Es ging dann aber ganz schnell – innerhalb weniger Stunden.
Nach der Pressekonferenz zum Spiel platzte dann Ralf Heskamp der Kragen. Interimstrainer Engin Vural hatte auf die Frage, wie es um seine Zukunft stehe, geantwortet, er befinde sich darüber mit den Vorstandsmitgliedern Ingo Wald und Ulf Schott im Austausch. Ralf Heskamp nannte er nicht. „Ich habe gerade gehört, wie Entscheidungen hier getroffen werden. Das ist nicht zum ersten Mal so. Immer hinten rum, das ist nicht fair“, schimpfte Heskamp, der zudem sagte: „Ich verstehe nicht, warum die nicht mit mir sprechen.“
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Am Sonntag sagte der gebürtige Rheiner, dass sich die Trennung aus seiner Sicht in den letzten Wochen angedeutet hatte. Er übte auch Selbstkritik: „Ich habe auch Fehler gemacht und meinen Teil zur negativen Entwicklung beigetragen.“ Zudem führte Heskamp die Verletzungsprobleme und den Trainingsrückstand von Neuzugang Alexander Esswein an. „Das sollen aber keine Ausreden sein.“
Nun tragen Chris Schmoldt, bislang Chefscout bei den Zebras, und Ex-Spieler Branimir Bajic, der derzeit auch als Co-Trainer fungiert, die sportliche Verantwortung. „Zunächst“, wie es in der Pressemitteilung des MSV vom Sonntag heißt. Der Verein zitierte seinen Präsidenten Ingo Wald zudem so: „Die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit und die aktuelle Situation führen dazu, dass wir eine organisatorische Neuausrichtung des sportlichen Bereichs vornehmen werden.” Aus der Übergangslösung mit Schmoldt und Bajic kann auch eine langfristige Lösung werden.
Vural bleibt beim MSV Duisburg vorerst
Trainer Engin Vural bleibt auch für die Woche der verantwortliche Mann auf dem Platz. Wald will die Situation mit der neuen sportlichen Leitung nun „neu analysieren und neu bewerten“. Somit wird der 38-Jährige höchstwahrscheinlich auch am Samstag im Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching (14 Uhr) an der Seitenlinie das Sagen haben.
Unmittelbar nach dem Ende des Spiels gegen Preußen Münster hatten die Zeichen eher auf ein Ende von Vurals Engagement als Cheftrainer hingedeutet. „Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass Engin ein guter Trainer ist und seinen Weg machen wird“, so Wald, der gleichfalls erklärte: „Wir haben sicherlich zwei Kandidaten, bei denen alle überzeugt sind, dass sie gute sind.“ Die beiden Herren müssen sich weiter in Geduld üben.
Gegen Münster scheiterte der MSV am überragenden Gästetorhüter Maximilian Schulze Niehues und am eigenen Unvermögen im Angriff. Die Misere in der Offensive – weiterhin weist die Statistik in dieser Saison kein Tor eines etatmäßigen Stürmers auf – setzte sich fort. In den drei Spielen unter Vural – 0:2 in Köln, 0:1 in Dortmund und nun 0:0 gegen Münster – erzielten die Meidericher gar keinen Treffer mehr. Am Samstag hatte es genügend Möglichkeiten gegeben, diese Durststrecke zu beenden.
MSV Duisburg: Kehrt Hauptsponsor Schauinslandreisen zurück?
Der Trainer arbeitet weiter unter Vorbehalt, der Sportchef ist freigestellt, der Vorstand ist angeschlagen. Der MSV Duisburg ist von einem Befreiungsschlag noch weit entfernt. Just in der tiefen Krise zeichnet sich in diesen Tagen eine neue Annäherung zwischen Verein und Noch-Hauptsponsor Schauinslandreisen, mit dem sich der MSV im Frühjahr überworfen hatte, ab. Zur Erinnerung: Ralf Heskamp stand beim Geldgeber in der Kritik, „SLR“ soll schon im Winter die Ablösung Heskamps gefordert haben.
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Unabhängig davon: Mittlerweile sollen auch Neuverpflichtungen – kurzfristig auf dem Markt der vertragslosen Spieler, oder mittelfristig in der nächsten Transferphase im Winter – wieder ein Thema sein. Dazu würde der Klub, der bis zum Juni 2024 Ex-Trainer Torsten Ziegner und Ralf Heskamp bezahlen muss, aber frisches Geld benötigen.