Essen. Der MSV Duisburg hat den Aufstieg in die 2. Bundesliga verspielt. Für den finanziell angeschlagenen Klub wird es nun noch enger. Ein Kommentar.
Minutenlang saßen die Profis des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg nach dem Abpfiff der Partie gegen die SpVgg Unterhaching auf dem Rasen der Schauinsland-Reisen-Arena. Sie waren enttäuscht und gefrustet. Kapitän Moritz Stoppelkamp, der in seiner Laufbahn schon viele Höhen und Tiefen erlebt hat, musste von Torwarttrainer Sven Beuckert getröstet werden. Das letzte Saisonspiel hatten die Zebras zwar mit 4:0 gewonnen, aber da die erhoffte Schützenhilfe von 1860 München ausblieb, konnten die Meidericher den FC Ingolstadt nicht mehr vom Relegationsplatz verdrängen. Der MSV bleibt in der 3. Liga und das ist definitiv nicht die Schuld des TSV 1860 München.
Die Duisburger Mannschaft hat den Wiederaufstieg leichtfertig verspielt. Vom 14. bis zum 32. Spieltag führte der MSV die Tabelle in der 3. Liga an, am Ende reichte es nur zum fünften Tabellenplatz. Die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht brach nach einer überraschend guten Hinserie in der Rückserie ein. Nur fünf von 19 Spielen wurden gewonnen. Nach der Corona-Pause wurden in elf Spielen nur 15 Zähler gesammelt, drei davon im letztlich unbedeutenden letzten Saisonspiel. Mit dieser verheerenden Bilanz hatten die Duisburger den Aufstieg nicht verdient. Und auch kein Mitleid.
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Das Scheitern des Westklubs ist auch mit verletzungsbedingten Ausfällen nicht zu entschuldigen. Mit dem irrsinnigen Spielplan nach der Corona-Pause hatten alle Teams gleichermaßen zu kämpfen. Bei der 1:1-Blamage gegen das abgeschlagene Schlusslicht Carl-Zeiss Jena standen genug Leistungsträger wie Moritz Stoppelkamp, Yassin Ben Balla oder Lukas Daschner auf dem Platz, um drei Punkte zu holen, die am Ende sogar zum direkten Aufstieg gereicht hätten.
MSV Duisburg verschenkt zu viele Punkte
In zu vielen Spielen versagten den Zebras die Nerven. Gegen Mannheim und bei 1860 München verlor die Mannschaft trotz einer 2:0-Führung, Torhüter Leo Weinkauf leistete sich gegen Uerdingen und Viktoria Köln zwei unfassbare Patzer und am vergangenen Mittwoch konnte der MSV eine Führung bei Bayern II in der Nachspielzeit nicht über die Zeit retten. Phasenweise trat das Team wie eine Spitzenmannschaft auf, die regelmäßigen und unerklärlichen Leistungsabfälle brachten sie aber um den Lohn der Arbeit. Dass Trainer Torsten Lieberknecht diese nicht in den Griff bekam, muss er sich ankreiden lassen. Angesichts des Umbruchs nach dem Abstieg wäre Platz fünf vor der Saison als Erfolg bewertet worden. Nun kann von einem positiven Ergebnis nicht mehr die Rede sein.
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Das Versagen seiner Mannschaft wird drastische Folgen für die nahe Zukunft des Vereins haben. Weitere Einsparungen sind nicht mehr zu vermeiden. Dafür hat auch Corona gesorgt. Rund 700.000 Euro haben die Geisterspiele den finanziell angeschlagenen Traditionsverein gekostet. Der Gesamtverlust in dieser Saison wird auf 1,8 Millionen Euro beziffert. Nur die TV-Gelder in der 2. Bundesliga hätten diesen Verlust auffangen können. Der MSV Duisburg wird es unter diesen Voraussetzungen schwer haben, auch in der nächsten Saison um den Aufstieg mitzuspielen. Sportchef Ivo Grlic muss erneut beweisen, dass er mit sehr geringen Mitteln gute Spieler verpflichten kann. Dies hätte ihm sein aktuelles Team ersparen müssen.