Dortmund. Borussia Dortmund muss schnell zurück in die Spur finden. Das Spiel bei Union Berlin ist richtungsweisend für den BVB und seinen Trainer.

„Jetzt wird‘s eklig“ verknappen Menschen, die sich zwischen Kantine und Kiosk trotz Currywurst mit Pommes vor Augen, mit ernstem Blick über die Perspektiven von Borussia Dortmund austauschen. Von „Wochen der Wahrheit“ sprechen dann gerne jene, die sich bedeutungsschwanger mit dem Geschehen in der Bundesliga beschäftigen. Recht haben sie jenseits der Wortwahl alle. Es wird ernst für den BVB – und seinen Trainer.

Obgleich der Jahresstart so vielversprechend war, die Ergebnisse auf dem Papier mindestens ordentlich erscheinen, steht Borussia Dortmund am Samstag (15:30 Uhr/Sky), bei Union Berlin schon wieder unter Druck. Die vergangenen drei Pflichtspiele beim VfL Wolfsburg (1:1), bei der PSV Eindhoven (1:1) und gegen die TSG 1899 Hoffenheim (2:3) waren nämlich alles andere als zufriedenstellend. In allen drei Partien lag der BVB zwischenzeitlich vorn, doch stets habe es die Borussia auch verpasst „ein Momentum zu kreieren, nachzulegen und den Gegner zu verunsichern“, wie Trainer Edin Terzic auf der Pressekonferenz vor dem Union-Spiel eingestand: „Das haben wir ganz klar noch einmal thematisiert und wollen das besser machen.“

BVB verspielte zu viele Punkte

Der Klub läuft weiter den eigenen Ansprüchen hinterher. Deshalb sind diese Spielverläufe nachhaltig Thema.

In Berlin wird es höchste Zeit für eine neuerliche Leistungssteigerung. 13 Punkte habe der BVB vertändelt, weil er sein Spiel nicht über 90 Minuten durchdrücken konnte, musste Terzic öffentlich vorrechnen. Die Niederlage gegen die Kraichgauer ist das jüngste Beispiel. „Das waren Spiele, in denen wir in der ersten Halbzeit eine Dominanz hatten, die wir in der zweiten Hälfte nicht mehr ausstrahlen konnten. Aus diesem Grund stehen wir jetzt da, wo wir sind. Unsere klare Aufgabe ist jetzt, das in den nächsten Spielen besser zu machen.“

BVB: Wochen der Wahrheit und RB Leipzig im Nacken

Denn da ist ja auch noch Konkurrent RB Leipzig, der dem BVB im Kampf um Champions-League-Platz vier bis auf einen Zähler im Nacken sitzt. Sollten die Sachsen nach dem Wochenende vorbeigezogen sein, dürfte es auch für Dortmunds Trainer Edin Terzic noch einmal ungemütlicher werden. Schließlich ist die Königsklasse das ganz klare Ziel der Dortmunder.

Der 41-Jährige gab sich selbstbewusst, was bleibt ihm auch anderes übrig. Felsenfest überzeugt sei er davon, dass der BVB die Champions League erreiche. „Bis zum vergangenen Wochenende waren wir die Mannschaft, die seit zehn Pflichtspielen ungeschlagen war. Die erste Niederlage in diesem Kalenderjahr haben wir uns selbst eingebrockt. Jetzt haben wir die Möglichkeit, in den kommenden Wochen und Monaten in der Bundesliga alles dafür zu tun, dass wir in der kommenden Saison wieder in der Champions League spielen.“

Damit hat Terzic zweifellos recht. Der BVB hat das Erreichen der Königsklasse in der eigenen Hand – weil er in den kommenden Wochen gegen alle direkten Konkurrenten spielt, deshalb ist das Wort von den „Wochen der Wahrheit“ sehr wahr. Nach dem Union-Spiel am Samstag geht es gegen Werder Bremen, Eintracht Frankfurt, Bayern München, VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und RB Leipzig. Bis Ende April muss der BVB in dieser Reihenfolge gegen sechs Teams aus den derzeitigen Top-Acht ran. Anders gesagt: Jetzt wird es eklig.

BVB-Bilanz aus der Hinrunde darf sich nicht wiederholen

In der Hinrunde ist bei den schwierigen Spielen deutlich zu wenig herausgesprungen. Gegen die derzeitigen Top-Drei der Liga, Bayer Leverkusen (1:1), FC Bayern München (0:4) und VfB Stuttgart (0:2) gab es da nur einen Zähler. Dazu kamen die bittere 2:3-Heimpleite gegen RB Leipzig und ein turbulentes 3:3 bei den Frankfurtern. Einzig gegen die Bremer punktete Borussia Dortmund dreifach, siegte durch ein Tor von Julian Brandt mit 1:0.

Bei den Wiedersehen muss nun deutlich mehr her. Es sind die Spiele, in denen sich entscheiden wird, ob es im dann wieder vergleichsweise leichteren Schlussspurt gegen den FC Augsburg, den 1. FSV Mainz 05 und den SV Darmstadt 98 tatsächlich noch um die Champions League geht. Umso wichtiger ist, dass der BVB gleich jetzt bei den nach wie vor im Tabellenkeller steckenden Unionern einen überzeugenden Sieg holt und sich damit Rückenwind verschafft.

Marco Reus (links) und Julian Brandt (rechts) bejubeln das zwischenzeitliche 3:2 für Borussia Dortmund im Hinspiel gegen Union Berlin.
Marco Reus (links) und Julian Brandt (rechts) bejubeln das zwischenzeitliche 3:2 für Borussia Dortmund im Hinspiel gegen Union Berlin. © Getty Images | Dean Mouhtaropoulos

In der Hinrunde gab es gegen Union Berlin einen turbulenten 4:2-Erfolg, bei dem Borussia Dortmund einen zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand drehte. Niclas Füllkrug, Nico Schlotterbeck, Julian Brandt und Julian Ryerson hießen die Torschützen, sie dürften allesamt auch am Samstag in der Startelf zu finden sein. Bitter für den BVB: Der zuletzt so starke Donyell Malen wird gelbgesperrt fehlen. „Natürlich hätten wir Donny gerne dabei gehabt, aber im letzten Drittel der Saison ist mit Gelbsperren zu rechnen.“ Karim Adeyemi, Julien Duranville und Jamie Bynoe-Gittens seien Alternativen für Malen auf der Flügelposition.

BVB-Rivale RB Leipzig mit leichtem Programm

RB Leipzig muss parallel übrigens beim VfL Bochum ran und hat danach den SV Darmstadt 98, den 1. FC Köln und den 1. FSV Mainz 05 vor der Brust. Gegner, bei denen in Dortmund niemand überrascht sein darf, wenn sie allesamt gegen die Sachsen verlieren sollten. Sollte der BVB da nicht Schritt halten, wird der Saisonendspurt schon ungemütlich, ehe er so richtig begonnen hat.

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