Dortmund. Borussia Dortmund setzt Bayer Leverkusen und Bayern München unter Druck. Terzic-Team klettert durch 4:2 gegen Union Berlin auf Platz zwei.
Borussia Dortmund hat ein intensives, teilweise kurioses Heimspiel am Samstag gegen Union Berlin verdient 4:2 (1:2) gewonnen. Der BVB geht dadurch mit einem Hochgefühl in die kommende Länderspielpause. Die Berliner müssen hingegen die siebte Pflichtspielniederlage in Serie verkraften.
Dieses Spiel hätte vielleicht einen anderen Verlauf genommen, wenn Edin Terzic in der Halbzeit nicht zwei Entscheidungen getroffen hätte, die sich als richtig herausstellen sollten. Dortmunds Trainer stellte einmal auf eine Dreierkette um und brachte zudem Julian Brandt, der zu Beginn überraschend auf der Bank gesessen hatte, auf das Feld. Die Borussia lag zu diesem Zeitpunkt nach einer kuriosen ersten Halbzeit, die der Videobeweis geprägt hatte, durch Tore von Niclas Füllkrug (9.), Robin Gosens (9.) und Leonardo Bonucci (31., Strafstoß) 1:2 zurück und führte nur neun Minuten nach dem Beginn von Hälfte zwei durch Treffer von Nico Schlotterbeck (50.) und eben Brandt (54.) mit 3:2. Julian Ryerson erhöhte sogar auf 4:2 (72.). Viele schwarz-gelbe Partien in dieser Saison verliefen eher mau, diese machte den Fans Spaß.
BVB: Füllkrug trifft vorne und hinten
Das Spiel nahm Fahrt auf mit einem Schussversuch von Robin Gosens, bei dem der Ball irgendwo auf dem Oberrang der Südtribüne landete, ehe Niclas Füllkrug in den Mittelpunkt rücken sollte. Erst brachte Marco Reus einen Dortmunder Eckball von der linken Seite in den Sechzehnmeterraum, Füllkrug blieb beim allgemeinen Gerangel stehen, durfte unbedrängt köpfen. Torhüter Frederik Rönnow, früher mal angestellt beim FC Schalke 04, ließ abklatschen, Füllkrug setzte nach und traf (7.); schon der zweite Treffer im BVB-Trikot für den Nationalstürmer.
Doch nur zwei Minuten später brachte auf der anderen Seite nun Berlins Kapitän Christopher Trimmel einen Eckball in die Mitte. Robin Gosens setzte sich mit dem Kopf am kurzen Pfosten durch, der Ball flog dadurch auf den Kopf von Füllkrug und von dort in die rechte Ecke. Der direkte Ausgleich.
Und nun? Nun nahm der Videobeweis entscheidenden Einfluss auf die Partie. Erst köpfte der Ex-Schalker Alex Kral Berlin nach einem Freistoß in Führung, die Gäste jubelten (18.). Zu früh, denn Videoassistent Sascha Thielert teilte Schiedsrichter Patrick Ittrich mit, dass Kral möglichweise im Abseits gestanden hatte, quälend lange dauerte die Überprüfung, die Spieler nutzten die Pause bereits, um am Spielfeldrand in Ruhe etwas zu trinken. Dann die Entscheidung: kein Tor.
BVB-Stürmer Niclas Füllkrug jubelt, aber: kein Tor
Wenig später flog ein Freistoß von Marco Reus auf den Kopf von Niclas Füllkrug, von dort rutschte der Ball in die rechte Ecke (26.). Die erneute Führung? Abseits, meinte Schiedsrichter Ittrich und die Überprüfung des Videoassistenten änderte daran nichts. Anders verhielt es sich bei einem Zweikampf zwischen dem Wieder-Nationalspieler Mats Hummels und Sheraldo Becker. Becker hatte geschossen, Hummels ihn anschließend heftig am Fuß getroffen. Ittrich studierte den Tritt noch einmal draußen auf dem Monitor und pfiff Strafstoß, berechtigterweise. Leonardo Bonucci verwandelte (31.).
Berlin führte und konnte sich nun, so mag es der Hauptstadt-Klub, zurückziehen, verteidigen, zerstören und auf Kontor lauern. Die Schwarz-Gelben taten sich schwer. Niclas Füllkrug wirkte noch am beweglichsten vorne. Jamie Bynoe-Gittens blieb auf seiner linken Seite bei den meisten Dribblings hängen. Donyell Malen schoss immerhin einmal gefährlich auf das Tor.
BVB: Julian Brandt kommt und trifft
Bynoe-Gittens musste daher in der Halbzeit in der Kabine bleiben, für ihn kam Julian Brandt und mit ihm die Hoffnung auf mehr Raffinesse. In der 48. Minute probierte es Brandt mit einem Fernschuss, der kein Problem für Rönnow darstellte. Das kann ich besser, dachte sich Verteidiger Nico Schlotterbeck und hämmerte, ein anderes Adjektiv kann man für diesen Schuss nicht verwenden, den Ball aus knapp 20 Metern in den rechten Winkel (50.). Wow.
Dortmund hatte auf eine Dreierkette umgestellt, in deren Mitte Kapitän Emre Can gerückt war. Dies funktionierte in dieser Phase. Nur vier Minuten nach Schlotterbecks Tor trug Marco Reus den Ball kontrolliert nach vorne, wartete, bis sich der Passweg öffnete und setzte Brandt ein, der 27-Jährige traf überlegt in die linke Ecke. Laut war es nun im Stadion, daran änderte auch Berlins große Ausgleichsgelegenheit durch Brenden Aaronson (65.) nichts. Julian Ryersons Schuss trudelte abgefälscht über die Linie (71.). Jetzt war dem BVB der Erfolg nicht mehr zu nehmen.