Dortmund. Nach dem 2:3 gegen Hoffenheim rückt BVB-Trainer Edin Terzic wieder in den Fokus. Die Champions-League-Teilnahme könnte in Gefahr geraten.
Vielleicht trägt es zum Verständnis der aktuellen Lage der Dortmunder Borussia bei, sich noch einmal an Worte ihres Geschäftsführers Hans-Joachim Watzke aus dem vergangenen Sommer zu erinnern. Ehe die neue Spielzeit begann, hatte er natürlich noch den am letzten Spieltag der Vorsaison vergeigten Titel im Kopf, als er im Gespräch mit dieser Redaktion sagte: „Wir möchten natürlich wieder um die Meisterschaft mitspielen, diesmal möglichst mit einem anderen Ausgang. Es wäre schön, wenn wir uns belohnen würden und die Bundesliga erneut spannend wäre.“ Spannung könnte trotz derzeit acht Punkten Differenz im Duell zwischen dem Tabellenzweiten Bayern München und Spitzenreiter Bayer Leverkusen zwar noch aufkommen. Für den BVB jedoch ist die Schale mit 20 Zählern Rückstand auf die so souverän aufspielende Werkself außer Reichweite.
Dieser Punktestand spiegelt recht gut wider, wie weit das Team von Trainer Edin Terzic derzeit fußballerisch von der Liga-Spitze entfernt ist, obwohl sie doch noch den vierten Tabellenplatz belegt. Mit nur einem Punkt Vorsprung auf RB Leipzig sowie in Anbetracht eines sich abzeichnenden Negativtrends wächst beim BVB die Sorge, die finanziell lukrative und sportlich attraktive Champions League zu verpassen. Es könnte ein enges Rennen um die Königsklasse werden, bei dem der BVB mit Blick auf das Programm im Nachteil ist. Die Sachsen haben in der Rückrunde bereits gegen das Top-Trio Leverkusen, München und Stuttgart gespielt, die Dortmunder müssen noch gegen alle drei antreten − zum direkten Duell kommt es zudem am 31. Spieltag in Leipzig. Die Borussen stehen vor schwierigen Aufgaben, die sie vermutlich nur mit Erfolgsaussichten angehen können, wenn sie ihre wiederkehrenden Probleme beheben.
BVB-Kapitän Can mit desolater Leistung
Diese zeigten sich auch jüngst beim 2:3 (2:1) gegen die zuvor seit acht Spielen sieglose TSG Hoffenheim. Bezeichnend: Emre Can, der BVB-Kapitän, hatte mit einem abenteuerlichen Querpass den frühen Rückstand in der zweiten Minute zu verantworten. Der Defensivmann war zuvor bereits bei der Bundesliga-Partie in Wolfsburg und während des Achtelfinal-Hinspiels der Champions League in Eindhoven (jeweils 1:1) mit technischen Unzulänglichkeiten sowie unsauberen Pässen aufgefallen. Nun stellte Terzic den 30-Jährigen in der Innenverteidigung auf, weil Niklas Süle noch erkrankt ausfiel und sich Mats Hummels, obwohl er im Kader stand, seinem Trainer zufolge nach Magen-Darm-Beschwerden nicht ganz fit fühlte.
Can, ein 43-maliger Nationalspieler, der früher für den FC Liverpool und Juventus Turin am Ball war, agierte vollkommen indisponiert. Vor dem 2:3 konnte er das entscheidende Zuspiel auf Hoffenheims Doppel-Torschützen Maximilian Beier nicht verhindern, in der Nachspielzeit vergab er noch freistehend die große Chance zum Ausgleich. Der Führungsspieler wird zum Sinnbild einer aufkommenden neuen BVB-Krise, in der auch der Druck auf Terzic wieder steigt. Zuletzt war Kritik an ihm aufgekommen, als der Vizemeister in den sechs Spielen vor der kurzen Winterpause sieglos geblieben war. Mit neun Punkten aus drei Partien zum Start ins neue Jahr befand sich der BVB unter Terzic zwischenzeitlich zwar in einem Aufwärtstrend, doch jetzt ist die Stimmung wieder gekippt. Nach dem Hoffenheim-Spiel pfiffen enttäuschte Dortmunder Fans ihre Mannschaft aus.
BVB-Profi Brandt: „Das ist Wahnsinn“
Terzic hatte sich den schwierigen Gang vor die Südtribüne erspart. Der 41-Jährige sparte allerdings nicht mit Kritik an seinem Team, das nach eigener Führung an unerklärlichen Fehlern im Spielaufbau und mangelhafter Absicherung gescheitert war. „In der Absicherung hatten wir Personen benannt, die absichern sollen und kassieren genau das Tor, wie wir es verhindern wollten“, sagte Terzic. „Es war komplett unsere eigene Schuld, den Gegner wieder ins Spiel kommen zu lassen.“ Auch BVB-Profi Julian Brandt wurde deutlich: „Wir haben mit schlampigen Bällen einen Gegner wieder ins Leben geholt. Das ist Wahnsinn.“ Damit dürfte Brandt auch Nico Schlotterbeck gemeint haben, der neben Can ein Totalausfall in der Abwehrzentrale war.
Can selbst stand nach der ersten BVB-Niederlage des Jahres nicht für Gespräche zur Verfügung. Sein Trainer rückt nun in den Fokus, weil er natürlich zuallererst in der Verantwortung steht. Noch genießt Terzic den Rückhalt der Verantwortlichen, doch wenn die Qualifikation für die Champions League ernsthaft bedroht ist, könnte es für den Trainer ungemütlich werden. Meisterambitionen dürften sie in Dortmund ohnehin erst wieder im Sommer formulieren − frühestens.