Dortmund. Das Duell Kane gegen Füllkrug verrät auch was über das Topspiel heute in Dortmund. Giovane Elber fühlt sich dem schwarz-gelben Angreifer näher.
Unter der Woche hatten Harry Kane und Niclas Füllkrug etwas gemeinsam, und doch erlebten sie ganz unterschiedliche Abende. Beide schauten bei den jeweiligen Pokalabenteuern ihrer Mannschaften von draußen aus zu; Füllkrug bestaunte einen souveränen Sieg über Hoffenheim, Kane musste mitansehen, wie sein FC Bayern in Saarbrücken kollabierte.
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Diese Blamage hallt noch nach, und es lässt sich nicht absehen, ob und wie das unerwartete Aus das Topspiel am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) beeinflussen wird. Borussia Dortmund empfängt den FC Bayern München – und die Welt schaut zu. Der Unglücks-Vizemeister gegen den Glücks-Meister, zwei Punkte trennen die Rivalen in der Liga.
Schon in den vergangenen Jahren prägten verschiedenste Angreifer diese Begegnung: Heiko Herrlich, Giovane Elber, Luca Toni, Miroslav Klose, Robert Lewandowski, Erling Haaland. Im Oktober 2022 köpfte der eigentlich glücklose Anthony Modeste den späten Dortmunder Ausgleich vor der Südtribüne. Die Folge: Bierduschen, Umarmungen, ein ganzes Stadion, das wackelte.
FC Bayern verpflichtete Harry Kane für 100 Millionen Euro
Diesmal sollen auf beiden Seiten neu verpflichtete Stürmer die Entscheidung herbeiführen. Es wird ein Offensivduell zweier Fußballer aus unterschiedlichen Welten. Kane gegen Füllkrug, beide sind 30 Jahre alt, Weltstar gegen Typ von nebenan. Zwei, die bereits eine Wahrheit erzählen über das vermeintliche Duell auf Augenhöhe.
Denn nur der FC Bayern war in der Lage, im vergangenen Sommer Harry Kane für fast 100 Millionen Euro von Tottenham Hotspur zu verpflichten. Eine Lichtgestalt mit weltweiter Magnetwirkung, der Kapitän der englischen Nationalmannschaft, der dreimalige Torschützenkönig der Premier League.
Dortmund hingegen bezahlte für Füllkrug nur knapp 15 Millionen Euro an Werder Bremen. Ein spätberufener Nationalspieler, der es schaffte, sich in der vergangenen Spielzeit mit 16 Toren gemeinsam mit Christopher Nkunku zur Torjägerkanone zu ballern. Deutschland schätzt den inzwischen schwarz-gelben Neuner, weil er die Sehnsucht erfüllt, das Fußball manchmal noch einfach sein kann, wenn Füllkrug den Ball wie bei der Weltmeisterschaft 2022 gegen Spanien einfach ins Tor reinhämmert.
Elber: "Ich war eher wie Füllkrug"
Füllkrug sei ein Mittelstürmer alter Schule, der auf Zuspiele warte, sagt Bayerns Legende Giovane Elber, 51. Harry Kane sei das Gegenteil. „Er bewegt sich auf dem ganzen Platz, kombiniert mit seinen Mitspielern, bereitet Tore vor. Kane lässt sich gerne fallen, davon profitieren die schnellen Außenspieler Leroy Sané, Kingsley Coman und Serge Gnabry, die in den freien Raum stürmen können.“
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Elber selbst hat 92 Tore im bayerischen Trikot erzielt, wurde Meister, Pokalsieger, Champions-League-Sieger, arbeitet nun als Botschafter des Klubs. „Außer im Sechzehnmeterraum konnte ich gar nichts“, gibt der Brasilianer zu, der am Sonntag in Bonn beim Telekom Star-Kick sein Können selbst unter Beweis stellen darf. „Ich war eher wie Füllkrug, habe auf die Bälle gewartet.“ Spieler wie der neue BVB-Angreifer seien mittlerweile schwierig zu finden. „In der Jugend wird anders ausgebildet, Talente sollen alles können. Vielleicht sterben echte Angreifer in ein paar Jahren aus.“ Dies sei nicht nur in Deutschland so, sondern im Falle diese Entwicklung genauso in Brasilien auf. „Ich vermisse die klassischen Neuner."
Elber dachte bei Bayerns Kane-Verpflichtung an Scherz
Als in der vergangenen Transferperiode bekannt wurde, dass Bayern Harry Kane verpflichtet, „dachte ich erst: Das ist ein Scherz“, erzählt Elber. „Ich weiß, was Profis in England verdienen können.“ Deswegen sei es bemerkenswert, dass sich der Three-Lions-Kapitän für München entschieden habe. „Das hilft dem Klub, das macht die Bundesliga attraktiver.“ Zwölf Tore hat Kane bereits erzielt – per Kopf, per Elfmeter, zuletzt aus 50 Metern Torentfernung; dazu kommen fünf Vorlagen. Man könne den Starstürmer nicht manndecken, sagt Dortmunds Trainer Edin Terzic, dafür sei er zu beweglich: „Wir wollen das als Gruppe auffangen.“
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Füllkrug kommt bislang nur auf zwei Treffer und zwei Vorlagen. „Niclas braucht wie ich Unterstützung, dann macht er seine Tore“, sagt Giovane Elber. Dieser durfte in den 1990er-Jahre noch in einer Zeit stürmen, in der Offensivkräfte wenig zu tun hatten mit der Defensivarbeit. In Stuttgart sollten „andere die Drecksarbeit machen. Das war schön“, erzählt der 15-malige brasilianische Nationalspieler. „Aber bei Bayern kam Mehmet Scholl schon nach dem dritten Spieltag zu mir und hat gesagt: Ey, Brasilianer, hier bei Bayern muss man nach hinten arbeiten. Da habe ich gesagt: Wenn das so ist, dann muss ich das wohl machen.“
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