Gelsenkirchen. Karel Geraerts rechnet in einem Interview mit Schalke 04 ab. Ein bemerkenswertes Nachtreten. Ein Kommentar.

Es ist rund fünf Wochen her, da veröffentlichte Karel Geraerts auf Instagram eine emotionale Nachricht, adressiert an den FC Schalke 04. Jedem einzelnen Mitarbeiter sprach er für „harte Arbeit“ seinen tiefsten Dank aus. Er würde Zeit in seinem Herzen tragen, Schalke sei ein Verein mit stolzer Tradition. Worte, die wenig mit dem gemeinsam haben, was Geraerts in einem bemerkenswerten Interview am Dienstag sagte. Ein ungewöhnliches Nachtreten, wie es im Profifußball nur noch selten vorkommt. Es ist ein Nachtreten, das Fans und Klub beschäftigt, weil Geraerts einige wunde Punkte trifft. Aber eins, in dem er eins vergisst: Dass er selbst große Fehler gemacht hat.

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    Mit vielen Punkten liegt Geraerts richtig. Ja, bei den Königsblauen gibt es - wie in anderen Profiklubs auch - verschiedene Lager. Geraerts‘ Kritik an Chef-Kaderplaner Ben Manga ist die prägnanteste, und auch diese ist nachvollziehbar. Manga betrachtete Geraerts Arbeit von Beginn an skeptisch, hätte am liebsten im Sommer den Trainer gewechselt. Dass Mangas Interview-Stichelei gegen die Aufstellung des Trainers im Anschluss an die Sommer-Transferperiode aus Sicht des Trainers unnötig war: verständlich. Nicht alle im Klub seien in dieselbe Richtung marschiert, sagte Geraerts zu seinem Ende - eine Spitze gegen Manga., die gar nicht nach seiner Instagram-Botschaft klingt.

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    Dass Geraerts im ganzen Gespräch nur einen Fehler unmittelbar zugibt, ist aber schwach. Die einwöchige Verbannung von Thomas Ouwejan aus dem Kader, nachdem dieser nach einer Auswechslung die Kontrolle verloren hätte, sei unnötig gewesen, so Geraerts. Aber: Eine sportliche Entwicklung war nicht zu erkennen - weder in der ersten Saison, in der Schalke nur knapp den Absturz in die 3. Liga vermied und etliche Tiefpunkt-Niederlagen einstecken musste. Noch in der zweiten Saison, als auf einen 5:1-Start gegen Braunschweig zahllose sieglose Spiele folgten. Geraerts schaffte es nicht, die schlimme Auswärtsschwäche zu beheben, viele Spiele waren unansehnlich, in der Phase vor seinem Rauswurf gelang es ihm nicht, die Defensive zu stabilisieren. Schalke schaffte den Klassenerhalt, weil Einzelspieler überzeugten. Nicht wegen des Trainers. Er behauptet, kurz vor seinem Rauswurf sei die Mannschaft auf bestem Weg gewesen, zusammenzuwachsen. Seine letzten Zweitliga-Ergebnisse: 1:3 gegen Köln, 0:2 in Karlsruhe, 3:5 gegen Darmstadt.

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    Falsch ist die Aussage, nach dem Amtsantritt des von ihm immer wieder hochgelobten Marc Wilmots hätte Schalke acht von zwölf Spielen gewonnen. In der kompletten Rückrunde gewann Schalke nur sechs Partien. Und unmittelbar auf Wilmots‘ erste Wochen folgten drei der übelsten Klatschen: 1:4 in Kaiserslautern, 0:3 in Magdeburg, 2:5 in Berlin. Dass Geraerts seinen Beschützer Wilmots lobt, ehrt ihn - dass Wilmots zu keiner Zeit in der Lage war, Schalkes Fehler zu beheben, was auch Vorstand und Aufsichtsrat bei der Mitgliederversammlung bestätigten, verschweigt er. Es bestätigt vielmehr den Eindruck der Wagenburg, die die beiden Belgier errichtet hatten.

    Fürs Nachtreten gibt es im Fußball die Rote Karte. Folgen für sein Interview muss Geraerts, der noch von Schalke bezahlt wird, aber nicht fürchten. Die Schalker versuchen, die Aussagen wegzulächeln. In einer schwierigen Zeit, in der ein wichtiges Heimspiel bevorsteht, wollen sie sich auf keine Schlammschlacht einlassen. Das ist verständlich.

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