Gelsenkirchen. Amin Younes will bei Schalke 04 den Unterschied machen. In Karlsruhe dürfte er gefragt sein – auch, weil ein Schlüsselspieler fehlt.

Beinahe gebetsmühlenartig hatten die Verantwortlichen von Schalke 04 im Vorfeld der Zweitligasaison betont, dass die Mannschaft mit den vielen Neuzugängen Zeit brauchen werde, um sich zu finden. Rückschläge seien auch in der Liga einkalkuliert, hieß es – und trotzdem rumort es nach nur vier Spieltagen mal wieder in Gelsenkirchen. Für Unruhe sorgt dabei weniger der schwache Start mit nur vier Punkten, sondern eher ein Zwist zwischen Trainer Karel Geraerts und Kaderplaner Ben Manga. Öffentlich hatte Manga die Aufstellung von Geraerts kritisch hinterfragt (wir berichteten). Gestärkt hat er den Coach damit nicht – das Gegenteil ist der Fall.

Für angespannte Stimmung sorgt vor dem Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten Karlsruher SC an diesem Freitag (18.30 Uhr/Sky) auch die personelle Situation. Denn mal wieder fällt Mittelfeld-Taktgeber Paul Seguin mit Adduktorenbeschwerden aus. Der 29-Jährige ist unter Geraerts ein Schlüsselspieler, jemand, der mit seiner Kreativität den Unterschied machen kann. Adäquat ist Seguin im defensiven Mittelfeld bei den Schalkern derzeit nicht zu ersetzen.

Schalke: Amin Younes kann noch immer den Unterschied machen

Doch wer könnte in Abwesenheit von Seguin in Karlsruhe für spielerische Impulse sorgen? Neben Kapitän und Top-Scorer Kenan Karaman (30) drängt sich derzeit vor allem ein Spieler auf: Amin Younes. Der gebürtige Düsseldorfer war nach seiner Einwechslung schon bei der 1:3-Niederlage gegen Köln vor der Länderspielpause der auffälligste Profi in Königsblau. Er holte den Elfmeter heraus, der zum Schalker Ehrentreffer führte, und leitete weitere Angriffe ein. Vor dem KSC-Spiel ist er ein Hoffnungsträger, und er drängt nach zuletzt zwei Joker-Einsätzen erstmals seit seiner Unterschrift in die Startelf der Königsblauen.

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Schnelle Drehungen, enge Ballführung, tolles Ballgefühl und auch mal ein Pass mit dem Außenrist – technisch ist Younes ohne Frage ein Hochbegabter. Dass der heute 31-Jährige vor einigen Jahren sogar deutscher Nationalspieler war (acht Länderspiele, zwei Tore), verwundert bei seinem Talent nicht. Im Dress von Schalke 04 zeigte er zuletzt gegen Köln und auch in den Trainingseinheiten, dass er noch immer die nötige Qualität hat, um den Unterschied zu machen – wenngleich er nur noch in der 2. Bundesliga spielt und nicht mehr im Europapokal mit Ajax Amsterdam, Eintracht Frankfurt oder der SSC Neapel.

Nach rund zweieinhalb Jahren in der sportlichen Bedeutungslosigkeit – inklusive Station in Saudi-Arabien und langer Vereinslosigkeit – nimmt Amin Younes auf Schalke einen neuen und womöglich letzten Anlauf im deutschen Profifußball. Dabei strahlt er vor einem eines aus: Lockerheit. Rund um die Trainingseinheiten flachst er gern mit den Kollegen, und selbst schweißtreibende Übungen scheint er zu genießen. „Bei Schalke zu spielen? Das ist doch fantastisch. Ich habe hier den tollsten Job, den man nur haben kann“, sagte er zuletzt. „Mir macht Fußball unheimlich viel Spaß, egal, ob ich in der U23, bei den Profis oder in einer U17 trainiere“. Der offensive Mittelfeldspieler versichert: „Mich kann man nachts um drei Uhr wecken und ich hätte Bock, zu kicken.“

Schalke-Profi Amin Younes (links) mit Trainer Karel Geraerts.
Schalke-Profi Amin Younes (links) mit Trainer Karel Geraerts. © Jürgen Fromme/ firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Schalke: Das Vertrauen in Amin Younes ist groß

Öffentliche Ansprüche oder gar Kampfansagen formuliert Younes zwar nicht – wohl auch, weil er nicht für zusätzliche Unruhe sorgen will. Trotzdem ist ihm anzumerken, dass er bereit für mehr Verantwortung und Spielzeit auf Schalke ist. „Wenn ich die Chance bekomme, will ich versuchen, den Unterschied machen. Ich will zeigen, dass ich es drauf habe“, sagte er. Zeigen will es Younes aber nicht etwa all seinen Kritikern, die ihn zeitweise zum Problem-Profi gemacht oder hinterfragt haben, ob er überhaupt noch einmal Top-Leistungen bringen kann, sondern in erster Linie sich selbst. „Natürlich will ich es mir noch einmal beweisen.“

Auf Schalke hat er dazu alle Möglichkeiten: Das Vertrauen des Managements in Younes ist groß, nicht umsonst wurde er trotz der einiger Fragezeichen hinter seiner Fitness verpflichtet (Vertrag bis 2026). Auch Trainer Karel Geraerts schätzt den 1,68-Meter großen Offensivspieler sehr und hat ihn als einzigen Neuzugang sogar in den Mannschaftsrat berufen.

Wie der kompletten Mannschaft haben die Verantwortlichen auch Amin Younes im Sommer Zeit gegeben, anzukommen. Vor dem Karlsruhe-Spiel scheint er bereit zu sein, das Vertrauen in Form von Leistung zurückzuzahlen.

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