Gelsenkirchen. Schalkes neue Mannschaft ist noch nicht bereit für den Aufstiegskampf. Das zeigte die 1:3-Pleite gegen den 1. FC Köln deutlich.
Wenn bei Heimspielen des FC Schalke 04 die Mannschaften den Platz betreten, erklingt neuerdings eine Bergmannsglocke, die vier Mal schlägt - so wie auf den Zechen, wenn die Schicht begann. „Der Glockenschlag zum Aufstieg“, sagte der langjährige Bergmann Klaus Herzmanatus, als er sie schlug. Doch am Sonntagnachmittag zeigte das Schalke-Spiel gegen den 1. FC Köln, dass die neu zusammengestellte Schalker Mannschaft noch etwas entfernt vom Aufstieg, sogar vom angepeilten oberen Tabellendrittel zu sein scheint. Die Schalker verloren verdient mit 1:3 (0:2) und offenbarten noch zu viele Schwächen. Es war die erste Heimniederlage seit sieben Monaten (0:2 gegen den HSV).
61.624 Zuschauer sehen Schalke-Niederlage
Der Bundesliga-Absteiger, der so dringend wieder aufsteigen möchte (und das sofort), war Schalkes erster Prüfstein in dieser Saison, nachdem die ersten vier Pflichtspielgegner der Marke gleichwertig, schlechter oder Fünftligist angehörten. Gespannt darauf, wie ihre Mannschaft dagegenhalten kann, waren nicht nur die königsblauen Fans unter den 61.624 Zuschauern in der ausverkauften Arena, sondern auch Trainer Karel Geraerts.
Auf zwei Positionen hatte er sein Team im Vergleich zum 2:2 in Magdeburg umgebaut - Ron Schallenberg kehrte für Felipe Sanchez in die Innenverteidigung zurück, Adrian Gantenbein ersetzte nach auskurierter Verletzung Mehmet Can Aydin. Alles war nicht schlecht. Was an diesem Nachmittag gut funktionierte: Schalkes Offensive stellte wenigstens in der ersten Hälfte einmal mehr unter Beweis, dass sie sich eine Vielzahl an Chancen herausarbeiten kann - auch gegen eine bundesligaerprobte Abwehr. Schon in der dritten Minute ging es los: Kenan Karaman schickte Tobias Mohr auf diese Reise. Im Strafraum legte sich Mohr den Ball vom linken auf den schwächeren rechten Fuß - Torwart Jonas Urbig konnte den Schuss parieren. Der fleißige Mohr, der in der ersten Hälfte an fast allen guten Offensivszenen beteiligt war, hatte auch die zweite Chance: Er versuchte einen Schuss aus 60 Metern Entfernung, da Urbig weit vor seinem Tor stand: vorbei.
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Defensivarbeit der Schalker sorgt für den Untergang
In der 17. Minute hätte Kapitän Kenan Karaman nach Vorlage von Ilyes Hamache beinahe getroffen. Doch Urbig hielt erneut. Kurz vor der Pause hatte dann Paul Seguin eine gute Schussposition: Doch er schoss nicht platziert in Urbigs Arme. Vier Chancen, null Tore: Das war aber nicht das einzige Problem der Offensive. Vier Ecken und einen Freistoß in Strafraumnähe erarbeiten sich die Schalker - keiner kam an, die S04-Fans raunten deshalb schon. Seguin hatte seinen Fuß diesmal nicht eingeölt.
Und was an diesem Fußball-Nachmittag von Beginn an nicht passte - und für den frühzeitigen Untergang sorgte: die Defensivarbeit. Weder im Umschaltspiel noch in der Mann-gegen-Mann-Verteidigung gelang es den Schalkern, die Kölner dauerhaft zu stören. Die Kölner erarbeiteten sich ein halbes Dutzend erstklassiger Chancen. In der achten Minute eroberten im Pressing am Schalker Strafraum den Ball - Damion Downs scheiterte an Torwart Justin Heekeren. 21 Minuten waren gespielt, als Eric Martel nach einer Flanke ganz frei vor dem Tor stand, den Ball aber Heekeren in die Arme köpfte.
Nach drei Toren singen nur noch die Kölner Fans, nicht mehr die Schalker
Die drei darauf folgenden Chancen nutzten die Kölner dann innerhalb von 21 Minuten konsequent zur beruhigenden 3:0-Führung - die Schalker zahlten in dieser Phase Lehrgeld. Tor Nummer 1 in der 25. Minute: der Kölner Linton Maina kam vor dem zögerlichen Ron Schallenberg an den Ball, den Querpass erwischte Downs wenige Zentimeter vor Ibrahima Cisse - 0:1. Tor Nummer 2 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte: Drei Schalker Verteidiger konnten zwei Kölner Angreifer nicht stoppen, diesmal umdribbelte Maina nach Downs-Pass Torwart Heekeren und schob den Ball am auf der Linie stehenden Cissé vorbei - 0:2. Tor Nummer 3 nach 30 Sekunden in der zweiten Hälfte: Ohne Gegenwehr kombinierten sich die Kölner im ersten Angriff der zweiten Hälfte durch die schlafende Schalker Deckung, Tim Lemperle schob den Ball ins Tor - 0:3, nun sangen nur noch die Kölner Fans, nicht mehr die Schalker.
Das dritte Tor war die Vorentscheidung - für die Kölner wurde das Spiel nun zu einem Schaulaufen, gegen für 20 Minuten sehr verunsicherte Schalker ließen sie den Ball sicher durch die eigenen Reihen laufen, spielten eher zurück zum Torhüter als nach vorn. Die Schalker waren zunächst damit beschäftigt, ein Debakel zu verhindern. Im Offensivspiel gab erst in der 66. Minute Bewegung: Amin Younes wurde von Denis Huseinbasic von den Beinen geholt - Elfmeter. Kenan Karaman verwandelte sicher zum 1:3.
Dieser Treffer brachte den Schalkern noch einmal neue Moral, während den Kölnern im Gefühl des Sieges die Linie abhanden ging. Und beinahe wären die Königsblauen in der 74. Minute noch einmal ins Spiel zurückgekehrt: Nachdem Torwart Urbig einen Karaman-Schuss abgewehrt hatte, traf Mohr per Abstauber zum vermeintlichen 2:3. Doch in der Entstehung des Treffers hatte Mohr wenige Zentimeter im Abseits gestanden. Moussa Sylla vergab aus kurzer Distanz eine weitere Chance (86.).
Deshalb blieb es bei der 1:3-Niederlage. Vier Punkte nach vier Spielen sind eine unterdurchschnittliche Ausbeute, neun Gegentore sogar eine schlechte. Schalke muss erst einmal nach unten schauen - in zwei Wochen (13. September) geht die Reise zum nächsten Aufstiegskandidaten Karlsruher SC.
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