Stuttgart/Dortmund. Der BVB-Rückstand auf die Top-Teams scheint weiter groß. Der Druck nimmt vor dem Derby gegen Bochum zu. Die Folgen aus dem 1:5-Debakel.
- Beim BVB wachsen nach dem 1:5 gegen den VfB Stuttgart die Zweifel
- Die Dortmunder Fans sind wütend, die Verantwortlichen ratlos
- Geht das Auf und Ab des BVB schon wieder los?
Das Rad im Fußball dreht sich schnell weiter. Nuri Sahin stand bereits am Montagvormittag auf dem Trainingsplatz in Dortmund-Brackel und lobte seine Spieler bei gelungen Pässen. Knapp 50 Fans schauten sich die Einheit an, bei der nur diejenigen mittrainierten, die am Abend zuvor beim desaströsen 1:5 gegen den VfB Stuttgart nur teilweise oder gar nicht mitgewirkt hatten. Am Rand des Platzes tauchte auch eine australische U17-Mädchenmannschaft auf, die die Arbeit der berühmten Fußballern von Borussia Dortmund begutachten wollte und die sich besonderes freute, dass Felix Nmecha beim Autogrammeschreiben einen australischen Akzent nachahmte. Nmecha war in Stuttgart verletzt vom Platz gehumpelt, es scheint ihn aber doch nicht so hart getroffen zu haben.
Alles gut also? Nein. Einfach verdrängen lassen sich die fünf Gegentore nicht, das zeigten die Reaktionen nach dem Schlusspfiff. „So ein Spiel darf uns nie wieder passieren“, schimpfte Trainer Nuri Sahin. „Wenn wir häufiger solche Leistungen abrufen wie in Stuttgart, dann werden wir mit unseren Zielen nichts mehr zutun haben“, warnte Sportdirektor Sebastian Kehl.
BVB: Neuer Kader, neuer Trainer, alte Probleme
Rumms. So weit ist es schon wieder beim BVB. Im Sommer wurde der Kader umgebaut, der Trainer ausgetauscht. Viele Millionen hat der Klub ausgeben in der Hoffnung, wieder aufschließen zu können zu den Top-Teams der Liga, zu Meister Leverkusen und dem rachsüchtigen Rekordchampion München. Doch das Auf und Ab in Dortmund scheint immer weiterzugehen. Erneut ist Verein mit seinen teuren Fußballern innerhalb von 90 Minuten zerbröselt; der Rückstand auf den FC Bayern beträgt nach vier Spieltagen fünf Punkte, der auf Bayer Leverkusen zwei Zähler.
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Das schmerzt, weil der Verein Zuversicht dringend gebrauchen kann nach den vielen schwankenden Jahren, in denen im Umfeld die Unsicherheit herrschte, ob sich die Mannschaft in die richtige Richtung entwickelt. Viele Trainer haben sich versucht, alle scheiterten. Unter Lucien Favre, Marco Rose und Edin Terzic gab es Aussetzer, Zusammenbrüche, es mangelte an Konstanz, obwohl der BVB der Meisterschaft im Mai 2023 ganz nah war.
BVB - eigentlich soll der Fußball unter Sahin wieder Spaß machen
Mit Nuri Sahin soll der schwarz-gelbe Fußball wieder Spaß machen, die Mannschaft soll mehr Ballbesitz, mehr Witz, mehr Spektakuläres bieten. Als Vorbilder dienen der Meister Bayer Leverkusen und der Vizemeister VfB Stuttgart. Doch obwohl der BVB den Stuttgartern zwei Stützen, Waldemar Anton und Serhou Guirassy, weggeschnappt hatte, hinterließ der Auftritt bei den wiedererstarkten Schwaben wie in der Vorsaison einen Scherbenhaufen.
Diese Scherben muss Sahin nun vor dem Derby am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) gegen den VfL Bochum zusammenkehren, das Debakel erschwert seine Arbeit bereits am Anfang des Erneuerungsprozesses. Vor dem Saisonstart hatte der 36-Jährige die Fans um Geduld und Vertrauen gebeten - in Stuttgart aber schlug die Unterstützung nach dem Schlusspfiff in Wut um. Die Anhängerinnen und Anhänger schickten die gedemütigten Profis weg, anstatt sie wie meistens aufzumuntern. Julian Brandt versuchte, die Wogen zu glätten. Vergeblich.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl: „Was auf dem Platz passiert ist, ist nicht zu erklären“
„Das ist verständlich und richtig. Es wird keinen Spieler in der Kabine gegeben haben, der das den Fans in irgendeiner Form ankreiden würde“, meinte Kehl. „Was auf dem Platz passiert ist, ist nicht zu erklären.“
Eine Erklärung aber müssen sie finden in Dortmund, wenn diese Spielzeit nicht erneut an das Hoch und Runter der Monsterwellen im portugiesischen Nazaré erinnern soll. Sahins Elf zeigte beim zufriedenstellen Saisonstart in Ansätzen (vor allem beim 4:2 gegen Heidenheim), dass sie in der Lage ist, sich mutig durchs Zentrum nach vorne zu passen. Gleichzeitig kommt Marcel Sabitzer mit seiner neuen Rolle als Rechtsaußen nicht zurecht. Nico Schlotterbeck schwächelt als Linksaußen einer asymmetrischen Viererkette. In Stuttgart saß Kapitän Emre Can nur auf der Bank, 30-Millionen-Einkauf Maximilian Beier wurde nicht mal reingebracht. Einziger Lichtblick: Der eingewechselte Jamie Gittens knüpfte an seine überzeugende Vorstellung in der Champions League an.
Vermutlich wird Gittens gegen Bochum in die Startelf befördert. Am Freitag stehen beide Klubs im Derby mit dem Rücken zur Wand, der VfL hat als Außenseiter trotzdem nichts zu verlieren. Die Dortmunder müssen hingegen dagegen ankämpfen, dass die Hoffnung auf eine mitreißende Bundesliga-Saison nicht bereits früh zerplatzt.