Dortmund. Borussia Dortmund wird Pascal Groß verpflichten. Mit dem Mittelfeldmann will der BVB ein spielstarkes Zentrum bauen. Und er kann mehr leisten.

  • Borussia Dortmund verpflichtet Nationalspieler Pascal Groß. Er soll die Fäden im Dortmunder Mittelfeld ziehen – ähnlich wie es Granit Xhaka bei Bayer Leverkusen tut.
  • Der 33-Jährige lief lange unter dem Radar, ist aber bei Brighton & Hove Albion zur Legende in der Premier League geworden. Der BVB erhält einen absoluten Teamplayer.

Um die Bedeutung von Pascal Groß für den Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion zu verstehen, lohnt ein Besuch in der pulsierenden Western Road, ganz im Zentrum der englischen Küstenstadt, in der knapp 300.000 Menschen leben. Die Häuserfassaden hier sind dunkel oder sandfarben, der Strand ist nicht weit. Eine Fassade aber, hinter der sich ein Barbier verbirgt, ist in den Farben Blau und Weiß angepinselt. Eines der fünf Konterfeis, die einen von der Wand aus anschauen, ist jenes von Pascal Groß, Vereins-Idol und Fast-Neuzugang des BVB.

+++ BVB: Was Brighton-Fans über Groß denken: „Wir lieben ihn“ +++

In Auftag gegeben hat das Wandgemälde das Fanzine Dogma. „Einer der Spieler musste unbedingt Pascal Groß sein, als Zeichen unserer Hingabe und Liebe“, sagt Parker, der für das Fanzine schreibt, seinen vollständigen Namen aber lieber nicht nennen will. „Pascal geht zwar zurück nach Deutschland, aber sein Bild wird für immer auf einer Wand im Zentrum von Brighton zu sehen sein, und wir werden ihn nie vergessen.“

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BVB: Pascal Groß ist in Brighton eine Legende

Das möchte etwas heißen in dieser schillernden Liga, in der mit vielen Millionen Pfund hantiert wird, wo neue, prominente Spieler ein Stück ihres Glanzes auf die Klubs abwerfen sollen.

Da passt jemand wie Pascal Groß, 33, eigentlich nicht so genau hinein. Vor sieben Jahren wechselte er von Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt als No Name nach England. Nun verlässt er die Insel als Idol bei Brighton & Hove Albion. Niemand hat mehr Tore für die Seagulls im englischen Fußball-Oberhaus geschossen, nur fünf Spieler haben mehr Partien für den Verein absolviert. Doch die langersehnte Bundesliga-Rückkehr lockte. Ausgerechnet Borussia Dortmund, sein Lieblingsklub aus Kindheitstagen.

Inzwischen auch beim DFB-Team gefragt: Pascal Groß.
Inzwischen auch beim DFB-Team gefragt: Pascal Groß. © DPA Images | Tom Weller

Am Donnerstagmorgen machte der BVB den Transfer öffentlich. Sieben Millionen Euro überweist der BVB für Groß auf die andere Seite des Ärmelkanals, Bonuszahlungen werden dazu kommen, die im Gesamtpaket allerdings zehn Millionen Euro nicht übersteigen werden. Viel Geld dennoch. 33 Geburtstage hat Groß schließlich schon gefeiert, ist in der Endphase seiner Karriere und wird keine großen Verkaufssummen mehr einbringen. Erst seit Kurzem ist er Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, als Spätstarter. Lange lief er unter dem Radar, jetzt wird die Aufmerksamkeit riesig. Es gibt also auch ein Risiko.

BVB braucht einen Typen wie Granit Xhaka

Die BVB-Verantwortlichen allerdings sind davon überzeugt, dass dieser Transfer elementar wichtig ist, um die Saisonziele zu erreichen. Im Sommer haben sie nach einem spielstarken Mann für das Mittelfeld-Zentrum gesucht, über das künftig die Angriffe eingeleitet werden sollen. In der Vergangenheit war dies die Schwachstelle der Dortmunder.

BVB-Kapitän Emre Can spielte bei der EM eine wichtige Rolle für Deutschland. In Dortmund wird es in der neuen Saison schwer für ihn.
BVB-Kapitän Emre Can spielte bei der EM eine wichtige Rolle für Deutschland. In Dortmund wird es in der neuen Saison schwer für ihn. © AFP | Tobias Schwarz

Der BVB hat verschiedene Spielertypen auf dieser Position. Julian Brandt und Marcel Sabitzer. Felix Nmecha gibt es auch noch. Talent Kjell Wätjen soll langsam herangeführt werden. Aber eben keinen, der die gesuchte Rolle als Sechser erfüllt, wie sie etwa von Granit Xhaka bei Double-Sieger Bayer Leverkusen interpretiert wird: pressingresistent, ruhig am Ball, organisierend, gleichzeitig zweikampfbetont. Der Schweizer war das entscheidende Bauteil, mit dem Xabi Alonso seine Erfolgsmannschaft puzzelte.

BVB: Was wird aus Kapitän Emre Can?

Kapitän Emre Can hatte beim BVB diese Aufgabenspektrum in der abgelaufenen Saison nicht abdecken können. Auch daher kommt nun Groß. „Pascal ist der Anführer auf dem Spielfeld und sorgt dafür, dass die Mannschaft das tut, was sie tun soll“, sagt Parker. Nicht umsonst berief ihn Bundestrainer Julian Nagelsmann als designierten Vertreter von Maestro Toni Kroos in den EM-Kader, im DFB-Team wird er nach Kroos‘ Abschied denmnächst noch relevanter. „Dortmund bekommt mehr als nur einen Pascal Groß“, meint Parker, denn Groß kann auch als Spielmacher oder Achter auflaufen. Selbst den Außenverteidiger gab er schon.

Granit Xhaka war ein wichtiges Puzzlestück von Leverkusens Trainer Xabi Alonso.
Granit Xhaka war ein wichtiges Puzzlestück von Leverkusens Trainer Xabi Alonso. © DPA Images | Rolf Vennenbernd

Pascal Groß kann nicht viel damit anfangen, dass man ihm in Brighton den Spitznamen „Kaiser“ verpasst hat, wie er dieser Redaktion mal gestand. Klar, das schmeichele ihm, aber Vergleiche mit Franz Beckenbauer? Niemals. Groß, ein klassischer Straßenfußballer, ist ein bodenständiger Typ, seinen Urlaub verbrachte er auf der Nordseeinsel Juist, statt in Dubai. Den sozialen Medien bleibt er fern, ihm ist es nur wichtig, was diejenigen von ihm halten, die täglich mit ihm arbeiten. Wenn sein neuer Chef Nuri Sahin von ihm verlangt, im Training die Eckfahne zu bewachen, weil er davon überzeugt ist, dass Groß so der Mannschaft am besten helfen kann – er würde es wohl machen. Tugenden, die in Dortmund gut ankommen werden.

Brighton-Spiel gegen den BVB ist Parkers Wunsch

„Er ist großartig und wir lieben ihn so sehr“, sagt Parker, der Fanzine-Autor. Sein Wunsch: irgendwann ein Europaokal-Spiel gegen den BVB. „Damit wir uns von einem der besten Spieler, der jemals das Trikot von Brighton & Hove Albion getragen hat, gebührend verabschieden können.“

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