Bremen. Auch das 0:0 bei Werder Bremen offenbart, dass bei Borussia Dortmund lange nicht alles rund läuft. Die Länderspielpause muss Nuri Sahin nutzen.

Wer das Glück hat und als Gästefan in den Sommermonaten nach Bremen reisen kann, der bekommt viel geboten. Spaziergang vom Bahnhof durch das Steintorviertel, rauf auf den Osterdeich und direkt das Weserstadion im Blick. Viele Anhänger von Borussia Dortmund haben dieses Angebot am Samstagmittag wahrgenommen, sind bei strahlendem Sonnenschein zum Stadion gepilgert. Dort ergab sich dann ein ungewohntes Bild.

Denn die BVB-Fans waren die ersten, die den neuen Gästeblock im Weserstadion nutzen durften. Dieser war in der Sommerpause von links nach rechts gewandert und neu aufgeteilt worden. Bierbecherwürfe aus dem Stehbereich auf darunter sitzende Bremer Fans sind nicht mehr möglich, auch Pyrotechnik kann nun sicherer „entsorgt“ werden. Rund sei es aber noch nicht gelaufen, berichteten BVB-Fans im Nachgang. Ausgefallene Drehkreuze, spontan geschlossene Bierstände, lange Wartezeiten. Die Dortmunder Fanschar hatte in Bremen so ihre Probleme - und das einte sie unfreiwillig mit ihrer Mannschaft.

Die Fans von Borussia Dortmund im neuen Gästeblock beim SV Werder Bremen.
Die Fans von Borussia Dortmund im neuen Gästeblock beim SV Werder Bremen. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Sebastian El-Saqqa

Denn wie auf den Rängen lief auch auf dem Platz noch lange nicht alles, wie es sollte. Nach drei Pflichtspielen sind die Dortmunder zwiegespalten. Einerseits hat der BVB noch nicht verloren und in Summe nur ein Gegentor kassiert. Andererseits waren das 2:0 gegen Eintracht Frankfurt und das 0:0 in Bremen noch lange nicht überzeugend. Wo steht Borussia Dortmund in dieser frühen Phase der Saison?

Borussia Dortmund: Neues System und neue Rolle für Marcel Sabitzer

Auf dem Platz ist vieles neu. Angefangen beim System. Trainer Nuri Sahin hat begonnen, die Dreierkette bei der Borussia zu etablieren. Die vermeintliche Stamm-Innenverteidigung um Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton wurde durch Niklas Süle ergänzt. Das hat zur Folge, dass in der Offensive eine Position wegfällt. Die Flügelstürmer, wie sie Ousmane Dembélé oder Jadon Sancho in der Vergangenheit schon nahe der Perfektion gegeben haben, gibt es nicht mehr. Dafür zwei Schienenspieler, die sich in ihren Stärken ergänzen. In Bremen waren das Jamie Gittens und Ryerson.

Wirkt in seiner neuen Rolle noch nicht ganz optimal aufgehoben: Borussia Dortmunds Marcel Sabitzer.
Wirkt in seiner neuen Rolle noch nicht ganz optimal aufgehoben: Borussia Dortmunds Marcel Sabitzer. © Sebastian El-Saqqa / firo Sportphoto | Sebastian El-Saqqa

Die zweite große Änderung ist, dass Marcel Sabitzer seinen Platz auf der Sechs neben Emre Can räumen musste. Denn im Sommer ist mit Pascal Groß ein Neuzugang aus der Premier League gekommen, dem Sahin gleich viel Verantwortung übertragen hat. Groß hat die Sabitzer-Rolle neben Can eingenommen, soll das Spiel aus der Tiefe eröffnen und tritt viele Standards. Der Österreicher rückte dagegen eine Reihe nach vorne und bildet, gemeinsam mit Julian Brandt, die Doppel-Zehn.

Borussia Dortmund im Spiel nach vorne harmlos, Abwehr wackelt mehrfach

In Bremen wirkte Sabitzer in dieser Rolle etwas verloren. Das Spiel lief oft an ihm vorbei, genau wie an Maximilian Beier. Der neue Mittelstürmer war bei seinem Startelfdebüt kaum zu sehen, hatte keine gefährliche Abschlussaktion. In den ersten zwei Spielen hat der BVB im Spiel nach vorne überhaupt noch vieles vermissen lassen. Klare, zielstrebige Aktionen waren Mangelware. Gegen Frankfurt hieß der X-Faktor noch Gittens, in Bremen gab es keinen. Sahin wird einen Weg finden müssen, der das Offensivspiel von Borussia Dortmund unberechenbar macht und von Einzelaktionen löst. Denn so ist der BVB noch kein Top-Team.

Auch die Abwehr hat, gerade in Bremen, noch einige Lücken offenbart. Alle drei Innenverteidiger erlaubten sich individuelle Fehler, die durchaus hätten bestraft werden können. Dass das Trio nach etwas weniger als 70 Minuten kollektiv Gelb-verwarnt war, war ebenfalls suboptimal und mündete fast schon folgerichtig in Schlotterbecks Platzverweis. Werder Bremen fehlten an diesem Samstag die Mittel, um die Wackler in der Dortmunder Defensive auszunutzen. Gegen die Kaliber, mit denen sich der BVB in der Endabrechnung messen will, darf das nicht mehr passieren.

Borussia Dortmund: Gittens, Süle und Groß vielversprechend, Guirassy kommt bald dazu

Aber es gibt auch Aspekte, die in dieser frühen Phase Lust auf mehr machen. Da wäre Gittens, der gezeigt hat, dass er Spiele entscheiden kann. Mit dem jetzt durchtrainierten Süle ist praktisch ein neuer Spieler dazugekommen, der als zentraler Innenverteidiger endlich die Führungsfigur werden kann, die sich die Dortmunder seit seiner Ankunft 2022 erhoffen. Groß hat sich in seinen ersten Spielen sofort eingefunden. Und dann ist da noch Serhou Guirassy, der als Stürmer Nummer eins geholt wurde und sich Schritt für Schritt an die Vollbelastung herantastet.

Der BVB ist noch lange nicht da, wo ihn Fans und Verantwortliche sehen wollen. Zu solch einem frühen Zeitpunkt in der Saison ist das jedoch nicht ungewöhnlich. Auch die Konkurrenz schwächelt - und das eröffnet Borussia Dortmund eine Chance. Sahin muss die Länderspielpause nutzen und an den kritischen Punkten ansetzen. Kommt der BVB wirklich ohne offensive Flügel aus? Ist die Position neben Brandt die richtige für Sabitzer? Und wer ersetzt eigentlich Schlotterbeck? Antworten wird es am Freitagabend, 13. September, 20:30 Uhr, gegen den 1. FC Heidenheim geben. Bestenfalls schon so viele, dass keine Fragen mehr offenbleiben.

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