Dortmund. Mit vielen Weggefährten haben sich Lukasz Piszczek und „Kuba“ Blaszczykowski als BVB-Spieler verabschiedet. „Lebenstraum“ für Jürgen Klopp.

Es wurde noch einmal ohrenbetäubend laut im ausverkauften Signal Iduna Park. Denn jetzt gingen die beiden Hauptdarsteller vom Platz, für die die 81.365 Zuschauer gekommen waren. Sie alle erhoben sich von ihren Plätzen, als Stadionsprecher Danny Fritz in der 89. Minute die Namen der beiden Ausgewechselten verlas. Lukasz Piszczek und Jakub Blaszczykowski verließen um kurz vor 17:30 Uhr ein letztes Mal den Rasen als BVB-Spieler. Es gingen zwei echte Klublegenden mit insgesamt 635 Pflichtspielen im Trikot von Borussia Dortmund, mit zwei gewonnen Meisterschaften und drei DFB-Pokalsiegen.

Der BVB-Reporter

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    „Das war so nicht geplant. Ich dachte, dass ich bis zum Ende spiele. Dann bin ich aber doch mit Kuba rausgegangen“, sagte Piszczek, der an diesem Tag noch einmal die rechte Seite beackerte, schmunzelnd. So konnte er sich die letzten Sekunden der Partie seines „Team Piszczu“ gegen das „Team Kuba“ von der Bank aus ansehen. Dass das Spiel letztlich mit 4:5 verloren ging - nebensächlich.

    Borussia Dortmund: Lukasz Piszczek kämpfte mit den Tränen

    Denn mit dem Abpfiff strömten sie alle auf das Feld. Weggefährten aus den Meistersaisons, Familien und natürlich Piszczek und Blaszczykowski selbst. Gemeinsam schauten sie hoch zu den Videowänden, auf denen ein kurzer Film noch einmal an die gemeinsame Zeit erinnerte. „Das war der emotionalste Moment für mich. Wir haben unsere Meisterschaften noch einmal durchlebt. Diese Bilder noch einmal in den Kopf zu bekommen, war wunderschön“, sagte Piszczek, der auf dem Platz sichtlich mit den Tränen kämpfte. „Ich habe nicht geweint, aber ich war kurz davor.“

    Jakub Blaszczykowski (Mitte) wird von seinen ehemaligen Weggefährten bei Borussia Dortmund gefeiert.
    Jakub Blaszczykowski (Mitte) wird von seinen ehemaligen Weggefährten bei Borussia Dortmund gefeiert. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Auch Blaszczykowski war rund zwei Stunden nach dem Spiel noch spürbar angefasst von dem Erlebten: „Es war ein sehr emotionaler Tag. Ich hatte ab und zu den Gedanken, ob ich solch einen Abschied überhaupt verdient hätte. Die Fans haben uns wahnsinnig unterstützt. Es war eine große Ehre, hier spielen zu dürfen.“ Seine Teamkollegen nahmen ihn nach dem Abpfiff noch einmal in ihre Mitte, ließen ihn hochleben. Danach ging er, gemeinsam mit Piszczek und den Familien, noch einmal vor die Südtribüne und feierte mit den Fans. So wie früher eben.

    Emotionale BVB-Rückkehr für Ex-Trainer Jürgen Klopp

    Als der große Trubel um das Duo vorbei war, löste sich noch ein anderes, ebenso bekanntes wie beliebtes Gesicht aus der Traube am Mittelkreis. Jürgen Klopp wirkte, als wäre er nie weg gewesen. Die „Pöhler“-Kappe, treuer Begleiter bei der Meisterschaft 2011 und dem Double 2012, hatte wieder ihren angestammten Platz auf Klopps Kopf eingenommen. Auch das breite Lächeln und die launischen Sprüche sind ihm in über zehn Jahren nicht abhandengekommen. „Er ist noch genauso wie früher“, bestätigte Piszczek, wobei Blaszczykowski ergänzte: „Ein bisschen ruhiger ist er vielleicht geworden.“

    Jürgen Klopp, für einen Tag wieder Trainer von Borussia Dortmund, bedankt sich bei den Fans.
    Jürgen Klopp, für einen Tag wieder Trainer von Borussia Dortmund, bedankt sich bei den Fans. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    In diesem Moment aber ließ Klopp noch einmal alles raus. Vor der Südtribüne ballte er die Faust und schleuderte sie den Fans mehrfach entgegen. Die quittierten das mit lautstarkem Jubel. Klopp bedankte sich sichtlich gerührt, indem er sich das BVB-Käppi wohl ein letztes Mal in anerkennender Geste vom Kopf nahm. „Für mich ist ein kleiner Lebenstraum in Erfüllung gegangen. So wollten wir es immer machen. Alles ausreizen, alles versuchen und uns irgendwann wiedertreffen und mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurückschauen“, sagte er später.

    Borussia Dortmund: Mats Hummels kommt per E-Roller zum Stadion

    Auch Mats Hummels konnte an diesem Samstagnachmittag wieder lächeln. Der Innenverteidiger hat den BVB im Sommer nicht gerade geräuschlos verlassen und schließlich bei der AS Rom unterschrieben. Nach dem Training in Italien am Samstagmorgen schwang sich der langjährige BVB-Spieler ins Flugzeug und fuhr, aufgrund des Staus auf der B1, mit dem E-Roller zum Stadion. „Ich wollte die Ansprache von Kloppo nicht verpassen und hab mir dann schnell einen Roller gegriffen“, sagte er später salopp.

    Mats Hummels (Mitte) machte einige Fans von Borussia Dortmund besonders glücklich.
    Mats Hummels (Mitte) machte einige Fans von Borussia Dortmund besonders glücklich. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Letztlich kam er pünktlich und nutzte die große Bühne, um sich zu verabschieden. Als er mit einem Blumenstrauß in der Hand vor die Südtribüne trat, schlug ihm noch einmal die geballte Liebe der Fans entgegen. „Wir sind alle Dortmunder Jungs“, skandierten die Anhänger dem sichtlich gerührten ehemaligen BVB-Kapitän entgegen. Es war die erste von mehreren Ehrenrunden, die sich Hummels an diesem Nachmittag gönnte. Auch auf der Gegengerade tauchte er während des Spiels auf, erfüllte einige Foto- und Autogrammwünsche.

    An diesem Nachmittag war die BVB-Welt in Ordnung. Jeder einzelne erinnerte sich noch einmal zurück an die erfolgreichste Zeit in diesem Jahrtausend, die seit dem Double 2012 ihresgleichen sucht. „Ich habe diesen Verein immer mit Stolz repräsentiert. Für immer Borussia Dortmund“, sagte Piszczek über das Stadionmikro in Richtung der Zuschauer. Und dürfte damit vielen Weggefährten aus der Seele gesprochen haben.

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