Paris. Die Nationalteams bei Olympia werden geprägt von der Arbeit des Klubs. Bei den Frauen soll sich das bald noch viel mehr widerspiegeln.

Das erste große Ziel ist erreicht, deshalb drang die Freude katapultartig aus Satou Sabally heraus. Sie riss die Arme hoch und sagte: „Wir gehen nach Paris.“ Alle im Team fielen sich in Arme, denn als kleines Wunder darf es gelten, was die deutschen Basketball-Frauen im Stade Pierre-Mauroy von Lille vollbracht haben. Als sie Japan, den Olympiazweiten von Tokio 2021, mit 75:64 (42:36) schlugen, stand die Qualifikation für das Viertelfinale in Paris fest.

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Ein Traum geht damit in Erfüllung. Im Zentrum der Olympischen Spiele wollten die Frauen des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) ankommen, keine Randerscheinung sein in der Gruppenphase außerhalb der Hauptstadt. Sabally tat mit 33 Punkten alles, um nach dem Auftakterfolg gegen Europameister Belgien, früh Fakten zu schaffen. Sie warf sich sogar in die Top Ten der erfolgreichsten Korbschützinnen in einem Olympiaspiel.

Berliner Brüder und Schwestern in den Teams

Frauen wie Sabally (26) sind der Grund dafür, warum ihr Sport in Deutschland mehr und mehr aus dem Schatten tritt. Sie ist der Star des Teams, eine interessante Persönlichkeit und vielseitige Athletin. Ebenso ist sie ein schönes Beispiel dafür, wie der deutsche Basketball durch die Arbeit in der Hauptstadt geprägt wird, wo Alba Berlin als einer der renommiertesten Klubs des Landes vor allem für Nachhaltigkeit sorgt.

Beim Blick auf die in Paris tätigen Teams führen die Spuren überall nach Berlin. „Das sagt ganz viel aus. Dort wird sehr viel Wert gelegt auf die Weiterentwicklung der Jugend“, erzählt Nyara Sabally (24). Sie ist die jüngere Schwester von Satou, spielt wie diese in den USA in der besten Liga der Welt, der WNBA. Auch bei den Männern gibt es zwei Brüder, Franz (22) und Moritz Wagner (27), die ebenfalls in den USA in der NBA antreten.

Moritz Wagner (l.) und sein Bruder Franz Wagner stammen aus dem Alba-Nachwuchs.
Moritz Wagner (l.) und sein Bruder Franz Wagner stammen aus dem Alba-Nachwuchs. © Getty Images | Gregory Shamus

Die vier ragen heraus, am meisten Franz Wagner, der gerade einen Vertrag unterschrieben hat, der ihm in den nächsten fünf Jahren weit über 200 Millionen Dollar einbringt und ihn zum bestverdienenden deutschen Sportler macht. Weit außerhalb der Reichweite von Alba Berlin, doch genau dort liegen seine Anfänge. Im System des Klubs wurde er ausgebildet, wie sein Bruder geformt. Das gilt auch für Maodo Lo (31) und Niels Giffey (33).

Fünf Nationalspieler haben enge Verbindung nach Berlin

Sie sind ebenfalls längst anderswo unterwegs. Was gut passt in das Selbstverständnis von Alba als Ausbildungsklub. „Spieler besser machen, das ist unsere DNA, die wir seit vielen Jahren leben“, sagt Klubchef Marco Baldi. Das betrifft gleichermaßen den Nachwuchs, für den Alba ein riesiges Heer an Trainern und Partnerklubs organisiert, aber ebenso auf der höchsten Ebene. „Man hat einfach diese Freiheit, sich zu entwickeln, dir wird der Raum dafür gegeben. Das hat man bei ganz wenigen Klubs“, erzählt Johannes Thiemann.

Johannes Thiemann spielte sechs Jahre bei Alba Berlin und war vergangene Saison der Kapitän dort.
Johannes Thiemann spielte sechs Jahre bei Alba Berlin und war vergangene Saison der Kapitän dort. © AFP | THOMAS COEX

Der Power Forward wechselt nach dem Turnier nach Japan, sechs Jahre profitierte er von Albas Ansatz, die Leistungsfähigkeit der Profis durch individuelles Training zu erhöhen. „Ich habe so viel gelernt, das ist echt krass“, so Thiemann (30), der nun als bestbezahlter Ausländer in Japan über eine Million Euro pro Saison erhält. Er kommt als Weltmeister, vielleicht auch mit einer Olympiamedaille. Das deutsche Team steht nach souveränen Spielen gegen Japan und Brasilien bereits im Viertelfinale und kämpft am Freitagabend gegen Frankreich um den Gruppensieg (21 Uhr).

„Bei Männern ist der Einfluss ganz besonders groß, ganz viele haben die Alba-Schule durchlaufen oder mal dort gespielt.“

Svenja Brunckhorst
Olympiateilnehmerin und Alba-Managerin

„Bei den Männern ist der Einfluss ganz besonders groß, ganz viele haben die Alba-Schule durchlaufen oder mal dort gespielt“, sagt Svenja Brunckhorst (32), die mit dem 3x3-Team um den Einzug in die K.o.-Phase kämpft und schon starke Ergebnisse ablieferte mit Siegen gegen die USA und Kanada. Alles ist drin. Dank ihrer Arbeit auch bald bei den Alba-Frauen. Brunckhorst ist dort die Managerin.

Bei den Alba-Frauen soll demnächst noch viel mehr passieren

Seit einer Saison in Teilzeit, nach Olympia in Vollzeit. Alba will seinen Einfluss auch bei den Frauen ausbauen. Seit zwei Jahren spielt das Team in der Bundesliga, gewann gerade die erste Meisterschaft. „Alba wird auch im Zuge der Heim-WM 2026 ein ganz wichtiger Standort in Deutschland für Mädchen. Die Infrastruktur gibt sehr viel her, um ein extrem guter Platz zu sein“, so Brunckhorst.

Spielerinnen wie die Saballys oder ihre Nationalteam-Kollegin Lina Sontag (20) fingen bei Partnerklubs in der Hauptstadt an. Auch Alexandra Wilke (27) kommt aus Berlin. „Ich habe mit meiner Mutter darüber geredet, wie es krass ist, dass wir alle durch das gleiche System gegangen sind. Meine kleinen Brüder gehen da jetzt auch gerade durch“, sagt Nyara Sabally, die gegen Japan angeschlagen pausierte, aber vielleicht gegen die USA zum Abschluss der Vorrunde wieder dabei sein kann. Der Berliner Nachschub scheint also gesichert.