Düsseldorf. Lorraine ist von Düsseldorf aufs Land gezogen. Aber schon nach einem halben Jahr hatte sie genug vom Dorf. Was sie an der Stadt vermisst hat.
- Stadt oder Land: Wie wollen wir leben? Diese Frage stellen sich viele junge Familien im Ruhrgebiet und der Region.
- Lorraine und ihr Mann sind aus Düsseldorf in ein kleines Dorf gezogen, mitten in die Natur. Doch schon nach einem halben Jahr hatten sie genug vom Landleben.
- Hier erzählt die 29-Jährige von ihren Erfahrungen:
„Ich habe mich immer sehr wohl in Düsseldorf gefühlt. Doch als mein Mann ein Jobangebot an der Schweizer Grenze bekam, dachte ich: Warum nicht? Wir kommen beide aus Baden-Württemberg. Der Umzug bedeutete also auch, dass wir zurück in unsere Heimat kehren und damit zumindest ein Stück weit näher bei unseren Familien leben.
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Es hat sich auch vom Zeitpunkt her richtig angefühlt. Kurz nach der Corona-Pandemie hatten wir das Gefühl, dass wir gesättigt vom Stadtleben sind, dass ein entschleunigtes Leben vielleicht ganz schön wäre.
Düsseldorferin: „Es war quasi unmöglich, auf dem Dorf Anschluss zu finden“
Ich bin selbst auf einem kleinen Dorf aufgewachsen. Wir hatten einen riesigen Garten mit einem großen Trampolin. Das war total schön als Kind. Aber als Jugendliche haben mich die begrenzten Möglichkeiten dann doch oft gestört. Ich wusste, wie das Landleben ist, kannte die Vorteile, aber eben auch die Nachteile. Wir dachten, wir wüssten, worauf wir uns einlassen. Aber dann war doch alles anders.
Das Dorf lag mitten im Nirgendwo. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, erdrückt zu werden. Meinem Mann ging es genauso. Es gab keinerlei Freizeitangebote für junge Leute. Ich habe vom Home Office aus weiter für meinen Arbeitgeber in Düsseldorf gearbeitet, hatte also auch keine neuen Arbeitskolleginnen. Unsere Nachbarinnen und Nachbarn waren alle viel, viel älter als wir. Ich dachte mir schon, dass es schwer sein würde, neue Leute kennenzulernen. Aber ich hätte nicht erwartet, dass es quasi unmöglich ist, Anschluss zu finden.
29-Jährige aus Düsseldorf: „Ich kann auf dem Land nicht glücklich werden“
Trotz allem haben wir versucht, das Beste daraus zu machen: Wir sind viel spazieren gegangen, haben zusammen gekocht oder Ausflüge in die Schweiz gemacht. Aber das Gefühl, dass wir so nicht auf Dauer leben können, ging einfach nicht weg.
Nach einem halben Jahr haben wir die Reißleine gezogen – und entschieden, zurück nach Düsseldorf zu ziehen. Wir sind damit ein großes Risiko eingegangen. Mein Mann musste wieder einen neuen Job finden und wir eine neue Wohnung.
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Diese Phase war total anstrengend, ungewiss und für uns eine harte Beziehungsprobe. Aber ich bin so froh, dass wir den Schritt gegangen sind. Ich liebe es, wieder am Carlsplatz einen Kaffee trinken oder Ramen im Little Tokyo essen zu können. Ich liebe es, ständig neue Leute zu treffen. Ich liebe die kurzen Wege. Ich liebe den Trubel in der Altstadt und die Ruhe am Rhein.
Düsseldorf ist meine Wahlheimat. Das weiß ich jetzt. Und ich weiß auch, dass ich auf dem Land nicht glücklich werden könnte. Deshalb bereue ich den Schritt auch nicht, denn sonst hätte ich diese Gewissheit nicht. Ich bin mir auch sicher, dass das bei vielen Menschen anders ist, auch bei Jüngeren. Es ist einfach eine Typfrage. Aber für mich persönlich ist das Landleben Geschichte.“
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