Ruhrgebiet. Im Verein verbreitet der Bekannte immer wieder seine Parolen. Helmut W. hat ihm gesagt, dass er kein Interesse daran hat.

Ein Riss geht durch die Gesellschaft. Wir haben Sie, unsere Leser, gefragt, wie sie Diskussionen mit AfD-Anhängern erleben. Wie sich also das große politische Geschehen im Kleinen spiegelt. Und die Fronten verhärten sich. Es zerreißt Freundeskreise, spaltet im Vereinsheim, ja sogar durchs Ehebett geht dieser Riss. Diese Geschichten der Entfremdung haben wir aufgeschrieben.

Hier spricht Helmut W., 75 (Name geändert)

In meinem Sportverein ist jemand, der AfD-Mitglied ist. Wir haben das mitbekommen, als wir ihn auf dem Marktplatz an einem Stand gesehen haben, wie er blaue Blumen verteilte. Es ist nicht so, dass er es versteckt hätte, er hat entsprechende Meinungen schon lange vertreten. Aber mittlerweile ist es so, dass der Abend keinen Spaß mehr macht, wenn man beim Bier mit ihm ins Gespräch kommt. Immer diese Stammtisch-Parolen: Die Ausländer sind schuld, die müssen alle abgeschoben werden. Der ganze braune Kram. Das hat dazu geführt, dass ich ihm gesagt habe: Wir können über alles reden, aber lassen wir die Politik raus. Er sucht sich jetzt öfter andere Leute aus, aber die Mehrzahl verdreht die Augen und lässt ihn abblitzen.

Die Sicht der AfD-Anhänger auf solche Diskussionen, lesen Sie hier

Zum Glück ist das mein einziger Bekannter, mit dem ich so etwas erlebt habe. Aber ich habe den Eindruck, dass es insgesamt immer schwieriger wird, über politische Themen ins Gespräch zu kommen, weil jeder seine Meinung hat und durchdrücken will. Es wird alles in einen Topf geworfen, und letztlich sind die Flüchtlinge an allem schuld. Das ist natürlich Blödsinn, aber es ist weit verbreitet. Ich hätte bis vor kurzem nicht gedacht, dass ich mal sagen würde: Die Demokratie ist nicht mehr so sattelfest.

Unser Schwerpunkt zum „Kampf um die Demokratie“