An Rhein und Ruhr. . Herner Tierpflegerin beklagt falsche Fütterung durch Besucher. Auch andere Streichelzoos in der Region kennen das Phänomen und gehen dagegen vor.
Der Frühling steht vor der Tür und die Menschen an Rhein und Ruhr zieht es in die Natur. Besonders beliebt bei Familien sind Tierparks und Streichelzoos, wo vor allem die Kleinen voll auf ihre Kosten kommen, wenn sie Ziegen, Kaninchen und Co. streicheln und füttern dürfen. Doch die Liebe vieler Besucher kann den Tieren auch schaden, denn sie können längst nicht alles essen, was ihnen unbedarft hingehalten oder in das Gehege geworfen wird. Manch gut gemeinte Fütterung kann sogar tödlich enden für die Vierbeiner.
Davor warnt derzeit die Herner Tierpflegerin Claudia Elbing. Anlass ist der Einzug von vier Alpakas in den Gysenbergpark Ende März. Dieser habe zu einem „Ansturm aus dem ganzen Ruhrgebiet“ geführt, leider auch mit negativen Folgen. „Wir müssen hier sehr auf die Besucher aufpassen“, sagt Elbing. Denn trotz Fütterungsverbot würden immer wieder Dinge ins Gehege geworfen, darunter Zweige von Büschen aus dem Park, die für die Tiere giftig sind. Deshalb stehe jetzt an den Wochenenden immer ein Pfleger am Gehege, der die Besucher im Blick habe.
Tierparks am Niederrhein kennen das Problem
Aber nicht nur in Herne ist dieses Phänomen bekannt. Auch in anderen Tierparks an Rhein und Ruhr sehen sich die Verantwortlichen dazu gezwungen, Maßnahmen zu treffen, um gegen rücksichtsloses Verhalten von einigen Besuchern vorzugehen. So etwa im Tierpark Weeze, wo im Januar ein Rothirsch wegen falscher Fütterung durch Gäste gestorben ist. „Unser Park ist 24 Stunden begehbar, wir können nicht verhindern, dass Besucher Mitgebrachtes verfüttern“, so Marie-Christine Kuypers, Geschäftsführerin des Parks. Obwohl Schilder darauf hinweisen, würden teilweise rohe Nudeln und sogar Popcorn verfüttert.
Den tragischen Todesfall habe man schließlich öffentlich gemacht, um Gäste zu sensibilisieren. Mittlerweile würden viele von ihnen auch selbst mit darauf achten, dass nichts Falsches an die Tiere verfüttert wird. Neben fahrlässigen und unbedachten Besuchern habe man in dem Tierpark aber auch noch mit einem anderen unschönen Phänomen zu kämpfen: Vandalismus. Immer wieder würde versucht, den Futterautomaten zu knacken, sagt Kuypers. Vier Anzeigen habe sie in diesem Jahr schon gestellt.
Tiergarten Kleve ändert seine Besucherordnung
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Auch Christine Oster vom Tiergarten Kleve hat negative Erfahrungen mit Besuchern machen müssen. Im Streichelzoo des Parks kam es immer wieder vor, dass Tiere zu wild angefasst oder sogar bei einer Geburt gestört wurden. Und auch wildes Füttern sei lange verbreitet gewesen. Das habe man mittlerweile verboten und spezielle Hinweise aufgestellt. Auch die Besucherordnung musste erweitert werden. Dort heißt es nun: „Es sollte selbstverständlich sein, dass unsere Tiere weder gescheucht, mit Gegenständen beworfen oder mit Stöcken gepikst werden dürfen. Auch darf nicht versucht werden, ihnen Haare oder Federn auszureißen.“ Das stehe, so Oster, nicht ohne Grund jetzt in der neuen Ordnung.
Geändert hat auch der Campingpark Kerstgenshof sein Streichelzookonzept. Dort dürfen Besucher seit rund zehn Jahren nicht mehr in das Gehege – die Tiere haben so einen Rückzugsbereich und könnten selbst entscheiden, wann sie den Kontakt zu Menschen wollen, erklärt Leo Ingenlath. Zuvor mussten die Betreiber beobachten, „dass vielen Menschen das Gefühl für die Tiere fehlt“. Tiere seien teilweise gejagt und mit Stöcken geschlagen worden. Seit der Änderung gäbe es keine Probleme mehr.
Wenig Probleme in Moers und Düsseldorf
Keine negativen Erfahrungen haben hingegen die Betreiber des Damwildgeheges in Rheinhausen gemacht, so Walter Niedzwiedz vom Betreiberverein. Dort weisen Schilder die Besucher darauf hin, dass die Fütterung der Tiere ausschließlich vom Verein durchgeführt werde. Auch im Streichelzoo im Freizeitpark Moers ist es vergleichsweise ruhig. Es gebe zwar, so Katja Nießen vom Betreiber Enni, mal Probleme mit freilaufenden Hunden oder unerlaubter Fütterung, aber „ein wirkliches Problem ist das nicht.“ Auch im Düsseldorfer Wildpark werden solche Einzelfälle beobachtet, so Sprecher Manuel Bieker, ansonsten habe man aber „einen sehr positiven Eindruck von den Besucherinnen und Besuchern“.
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In einem der bekanntesten Tierparks der Region, dem Oberhausener Tiergehege am Kaisergarten, setzt man auf die Vernunft der Besucher – und wird offenbar belohnt. „Auch wir können von keinen schlimmen Vorfällen berichten“, sagt Alexander Höfer vom Oberhausener Gebäudemanagement, das für den Park verantwortlich ist. „Wir haben natürlich auch den Vorteil, dass wir keine öffentlich begehbaren Tiergehege haben.“ Seit zwei Jahren gilt allerdings eine klare Regel: Nur das Wildfutter aus den angebrachten Automaten darf an die Tiere weitergegeben werden, auch Möhren sind tabu.
Futterautomaten werden nicht wieder aufgefüllt
„Die Tiere wurden tatsächlich überfressen. Wenn der Park voll ist und die Automaten leer, füllen wir sie auch nicht mehr auf.“ Wichtig sind besonders die Rückzugsräume für die Tiere. „Unsere Pfleger sind sensibilisiert. Aber auch unsere Besucher sprechen Menschen an, die sich falsch verhalten.“ Höfer mutmaßt, dass der freie Eintritt für ein sorgsameres Miteinander sorgt. „Die Menschen fühlen sich tatsächlich als Gast. Woanders denken sie vielleicht, sie ‘kaufen’ sich Rechte ein, sich so zu verhalten, wie sie wollen.“