Oberhausen. . 2020 sollen wieder Wölfe im Oberhausener Kaisergarten zu bestaunen sein. Doch nicht nur der Tierschutzverein übt daran Kritik.
Seit über einem Jahr ist das Wolfsgehege im Oberhausener Kaisergarten verlassen. Die letzte Wölfin Mary musste damals eingeschläfert werden. Doch mit dieser Leere soll es bald vorbei sein. Der Förderverein Freunde des Tiergeheges will mit dem Projekt „Wolf 2020“ vier bis fünf Wildtiere zurück nach Oberhausen bringen.
Für 150.000 Euro soll das Gehege erweitert werden. Allerdings sorgt das Unterfangen auch für rege Diskussionen: Während der Tierschutzverein Kritik übt, will die Leiterin des Tiergeheges, Annette Perrey, Aufklärungsarbeit betreiben.
Aufklärung ist ein entscheidender Faktor
„Die erste Frage, die sich bei so einem Projekt stellt, ist die: Wie begründe ich diese Art der Tierhaltung?“, beschreibt die Zoologin Perrey den Entscheidungsprozess. Ausgangspunkt der Idee war die Wiederansiedlung des Wolfs am Niederrhein nach gut 150 Jahren. „Dadurch, dass der Wolf wieder Teil unserer Umgebung ist, ist Aufklärung ein entscheidender Faktor, um Ängste zu nehmen.“
Im Anschluss folge die Frage nach der Gestaltung des neuen Geheges. Denn eines sei allen klar: „Das aktuelle Gehege ist viel zu klein und wir müssen dieses nach modernsten Ansprüchen umgestalten“, erklärt Jörg Vorholt, zweiter Vorsitzender des Fördervereins.
Die Fläche des Geheges wird verdreifacht
Konkret bedeutet dies, dass das bisherige Gehege mit seinen 1000 Quadratmetern fast verdreifacht wird. „Wölfe legen jede Nacht 50 bis 80 Kilometer zurück. Das braucht seinen Platz, den kein Gehege gewährleisten kann“, wendet dagegen Petra Barth vom Tierschutzverein Oberhausen ein.
Sie sieht keine Möglichkeit eines „artgerechten Lebens für die Wölfe im Kaisergarten“ und spricht von „Tierquälerei“, auch weil sie schlechte Erinnerungen hat. „Wie die Wölfe in der Vergangenheit teilnahmslos durch das Gehege getrottet sind, war tieftraurig.“ Auch auf der WAZ-Facebook-Seite äußerten sich die meisten Leser gegen ein Wolfsgehege. Bei unser nicht-repräsentativen Umfrage mit knapp 1000 Teilnehmern sagten 61 Prozent „Nein“ zur Idee, wieder Wölfe im Kaisergarten zu zeigen.
Das Thema Tierhaltung polarisiert
Perrey ist sich bewusst, dass allgemein die „Tierhaltung polarisiert“ und diese die Natur niemals „zu 100 Prozent widerspiegeln könne.“ Doch macht sie daneben deutlich, dass ihr Kaisergarten-Tiergehege plant, die gesetzlichen Bestimmungen für die Haltung von Wölfen deutlich zu übertreffen.
Zudem gibt die Zoologin an, dass eine große Grundfläche des Geheges nicht der entscheidende Faktor für die artgerechte Haltung der Wölfe sei: „Wir müssen innerhalb der Fläche ideale Strukturen schaffen, um den Tieren die besten Bedingungen zu gewährleisten.“ Dazu gehören unter anderem erhöhte Felsbereiche, Rückzugsorte, aber auch genügend Wasserstellen.
Für reine Unterhaltungszwecke würde der Wolf nicht zurückgeholt. Vielmehr stecke dahinter ein Bildungsauftrag, sagt Vorholt. „Tierparks können für eine Sensibilität bei Besuchern sorgen, Tieren mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen zu bringen.“
>>> Leserstimmen zur Idee für ein neues Wolfsgehege
„Bitte, bitte keine Wölfe im Kaisergarten. Die letzten beiden taten mir nur leid. Die liefen immer nur ganz verstört durch das Gehege. Das machte mich traurig.“ Eva Ufermann
„Das Gehege ist viel zu klein für Wölfe! Ich erinnere mich noch, wie stumpfsinnig die Tiere immer hin und her gelaufen sind. Das sah nach Hospitalismus aus. Das muss nicht sein!“ Anette Friedhoff
„Tiere gehören in die Natur.“ Markus Fischbach
„Das ist Tierquälerei, ein Wolf läuft am Tag 25 Kilometer und braucht nicht nur ein paar Quadratmeter!“ Peter Ziebertz
„Bei artgerechter Haltung bin ich dafür, denn der Kaisergarten ist ja so toll – gerade für Familien und Leute, die es nicht so dicke haben.“ Susanne Pri
„Vorige Tage kam ein Bericht einer Wölfin, die 1000 km weit gelaufen ist. Wie will der Kaisergarten das berücksichtigen?“ Ulla Linsen
„Im Kaisergarten auf gar keinen Fall. Niemand hält sich dort an Fütterungsverbote oder Regeln. Ganz schrecklich. Dort gibt es nicht genug Platz, um einem Wolfsrudel gerecht zu werden.“ Susanne Buecker
„Statt Wölfe erneut dort einzusperren, sollten sie Geld und Platz lieber nutzen, die anderen Gehege zu vergrößern.“ Jennie Overmeier
„Wilde Tiere gehören generell nicht zur Belustigung von uns Menschen eingesperrt.“ Benjamin Acher
„Tiergehege ganz abschaffen und daraus einen Abenteuerpark machen. Klettern, Spielen, Erkunden – lieber mehr für Kinder tun, als Tiere einsperren.“ Nadine Bolte
„Merkwürdig all die Kommentare. Natürlich sollen Tiere in Freiheit leben, aber dann gehe ich nicht in den Kaisergarten und schau mir das Elend mit meinen Kindern an. Der Kaisergarten wäre auch ohne Tiere ein schöner Ort.“ Ulrike Eick