Enkhuizen. Im Zuiderzeemuseum in Nordholland können Besucher eine Reise in die Vergangenheit der Region antreten. Ein Erlebnis für Groß und Klein.

Wer sich in der niederländischen Provinz Nordholland zu einem Besuch des Zuiderzeemuseums entschließt, wird wohl überrascht sein, wenn die Wegbeschreibung ihn zu einem modernen aber unspektakulären Flachdachbau am Ufer des Ijsselmeeres führt. Offenes Feld, so weit das Auge reicht – das bekannte Freiluftmuseum scheint im Boden versunken zu sein. Doch schnell ist klar, dass dies erst der Startpunkt für eine Reise ist, die mehr als 100 Jahre in die Vergangenheit führt.

Denn um direkt in die richtige Stimmung zu kommen, erreichen Besucher das Museum, das ganz der historischen Schifffahrts- und Fischereikultur gewidmet ist, ganz stilecht per Fähre. Und so geht es über die ehemalige Zuiderzee, vorbei an Enkhuizen in eine andere Welt, die ihre Tore ab dem 29. März wieder für Besucherinnen und Besucher öffnet.

Im Freiluftbereich des Zuiderzeemuseums gibt es eine ganze Ortschaft zu entdecken.
Im Freiluftbereich des Zuiderzeemuseums gibt es eine ganze Ortschaft zu entdecken. © NRZ | Lucas Gangluff

Zuiderzee: Im Freilichtmuseum in die Geschichte eintauchen

Der Außenbereich des Museums ist nämlich nicht einfach nur eine Ausstellung, sondern eine komplette kleine Ortschaft, deren Größe irgendwo zwischen großem Fischerdorf und kleinem Küstenstädtchen pendelt. Historische Gebäude säumen die Fußwege, Brücken führen über kleine Grachten, alte Segelboote liegen vor Anker und auch die obligatorische Windmühle dreht sich am Ufer.

Auch wenn es die Ortschaft, die das Freilichtmuseum darstellt, so niemals gab, die Gebäude sind echt und wurden aufwendig restauriert. Viele von ihnen stammen aus der Umgebung von Enkhuizen und wurden entweder im Ganzen oder Stein für Stein an ihren aktuellen Standort gebracht. Unter ihnen ist auch eine Kapelle aus dem Jahr 1841, die eines der ersten Gebäude des Freilichtmuseums war und nun etwas erhöht im Zentrum des Dorfes steht. Andere Häuser sind teils über 300 Jahre alt.

Vom Deich aus ist die Windmühle des Freilichtmuseums erreichbar.
Vom Deich aus ist die Windmühle des Freilichtmuseums erreichbar. © NRZ | Lucas Gangluff

Museum in Enkhuizen: Erinnerung an Fischereikultur am Ijsselmeer

Mehr als fünf Jahrzehnte dauerte der Bau des Freiluftmuseums. Was als kleinere Ausstellung über die Geschichte der Fischerei am Ijsselmeer begann, wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu einem Museumsgebäude und wurde in den folgenden 50 Jahren um den Außenbereich erweitert. Die vielfältige Museumsanlage soll die Fischereikultur lebendig halten. Diese begann auszusterben, nachdem die ehemalige Nordseebucht Zuiderzee durch Deiche vom Meer getrennt und zum Ijsselmeer wurde.

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Belebt wird die historische Anlage nicht nur von den vielen Besucherinnen und Besuchern. Handwerker führen während der Öffnungszeiten ihre Arbeit im Stil des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts vor. So können sich Besucher die Handgriffe eines Schmiedes oder einer Korbmacherin erklären lassen, Holzarbeiten bestaunen und selbst Hand anlegen, wenn sich die Seilmacher ans Werk machen.

Besonders eindrucksvoll können die Schmiedearbeiten sein, die auf historische Weise gefertigt werden.
Besonders eindrucksvoll können die Schmiedearbeiten sein, die auf historische Weise gefertigt werden. © NRZ | Lucas Gangluff

In Ufernähe findet sich eine alte, aber noch funktionierende Dampfmaschine. Früher hatte sie hier eine Wäscherei angetrieben, heute tollen die jüngeren Gäste gerne mal durch die dichten aufsteigenden Dampfschwaden.

Mehr als normales Museum: Bewohner leben wie vor über 100 Jahren

Neben den hier arbeitenden Handwerkern und Schaustellern hat das Freiluftmuseum auch vier ständige Bewohner. Diese leben in Urk – nicht zu verwechseln mit der tatsächlichen Ijsselmeer-Stadt gleichen Namens –, einem kleinen Teil des Museumsdorfes. Hier wohnen zwei Ehepaare noch wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ohne moderne Technik, sondern ganz traditionell und auch immer mal wieder bereit, Besuchern einen Einblick in ihren Alltag zu geben.

Und Besucher gibt es viele, einige hunderttausend im Jahr. Viele Familien besuchen das Gelände, aber auch viele Schulklassen, die so ganz spielerisch ihren Geschichtsunterricht gestalten. Aber natürlich finden sich auch Touristengruppen aus aller Welt, die diesen besonderen Teil des Zuiderzeemuseums besuchen. Der andere Teil, das „Binnenmuseum“, befindet sich ca. 20 Minuten Fußweg entfernt in Enkhuizen.

Auch abseits des Freiluftmuseums erfährt man etwas über die Geschichte der Zuiderzee. Das Binnenmuseum ist nur einen kurzen Spaziergang entfernt.
Auch abseits des Freiluftmuseums erfährt man etwas über die Geschichte der Zuiderzee. Das Binnenmuseum ist nur einen kurzen Spaziergang entfernt. © NRZ | Lucas Gangluff

Das ganze Jahr über geöffnet: Binnenmuseum ergänzt Freiluft-Erlebnis am Ijsselmeer

Hier geht es im klassischeren Stil eines Museums zur Sache, doch ein Einblick in die Kultur und das Leben an der Zuiderzee wird auch hier geboten. Sei es eine Ausstellung originaler Fischerboote, traditioneller Kleidung oder regionaler Kunstwerke – das Binnenmuseum bietet eine Ergänzung für diejenigen, die zusätzlich zum „Erleben“ noch tiefer in die Geschichte der Region eintauchen wollen.

Die Reise nach Enkhuizen erfolgte mit Unterstützung von Amsterdam&Partners.

Öffnungszeiten

Das überdachte Binnenmuseum ist mit Ausnahme vom ersten Weihnachtsfeiertag und Neujahr täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Die Außensaison für das Freiluftmuseum beginnt am 29. März und läuft bis zum 3. November 2024. In diesem Zeitraum ist es täglich möglich, das rekonstruierte Fischerstädtchen zu besichtigen.

Weitere Informationen und Preise können der Internetseite zuiderzeemuseum.nl/de entnommen werden.