Kamp-Lintfort. Melanie Gurenko aus Kamp-Lintfort schreibt Fantasy-Bücher. Innerhalb kürzester Zeit hat sie sich eine große Fan-Gemeinde aufgebaut.

Melanie Gurenko ist ein „klassischer Nerd“, so beschreibt sie sich selbst. Und als solcher liest, ach was, verschlingt sie Fantasy-Geschichten nicht nur, sondern schreibt sie auch. Reihenweise. Die Ideen sprudeln förmlich aus der 32-Jährigen heraus, sodass sich nach drei Jahren in ihrem Arbeitszimmer unterm Dach schon mehr als 20 Bücher stapeln. Ihre neusten Werke: „Nocturnal Shadows“ und „Nocturnal Lights“. Dabei war Deutsch in der Schule nicht einmal ihr Lieblingsfach...

Frau Gurenko, was macht denn einen Nerd aus?

Wo soll ich anfangen... (lacht). Ich kann die Filme von „Herr der Ringe“ oder „Star Wars“ mitsprechen, ich bin ein totaler „Dragonball“-Fan und ich bin ein Metalhead. Das ist alles abseits vom Mainstream, würde ich sagen.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie Autorin geworden sind?

Eine ganze Menge. Nach meinem Abitur habe ich erst ein Pflegepraktikum und dann eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht. Anschließend habe ich eine Zeitlang an der Uniklinik Düsseldorf auf einer kardiologischen Intensivstation gearbeitet und bin von dort aus ins Management gekommen.

Klingt nicht unbedingt wie der klassische Beginn einer Autorinnenkarriere...

2012 kam mir die Idee für ein Buch, aber habe mich einfach nicht getraut zu schreiben. Deutsch in der Schule war auch nie mein Lieblingsfach, ich war froh, wenn ich eine Drei hatte, deshalb dachte ich immer, dass ich nicht das Zeug zur Autorin hätte. Aber die Idee ließ mich nicht los... Ich musste sie rauslassen, musste sie zu Papier bringen. Das war dann der erste Teil von „Elements“, den ich im November 2020 im Selfpublishing herausgebracht habe. Und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich jetzt, nach drei Jahren, schon über 20 Bücher geschrieben habe.

Eine unglaubliche Anzahl... Wie geht das?

Wenn man ein Workaholic ist (lacht). Ich liebe, was ich tue. Als ich noch in der Pflege gearbeitet habe, bin ich morgens um 4 Uhr aufgestanden und um 6 Uhr zum Crossfit gegangen. Danach habe ich geschrieben, bis ich um 13 Uhr zum Dienst musste. 2022 bin ich aber Mama geworden und habe mir bewusst drei Jahre Elternzeit genommen. Das war für mich eine gute Chance, um zu schauen, ob das Schreiben zu meinem Hauptjob werden kann.

Und? Wie ist der aktuelle Stand?

Tatsächlich ist es schon wirtschaftlich und ich kann davon leben, deshalb werde ich auch meinen Job in der Klinik kündigen. Obwohl ich aktuell noch mit mir hadere, weil die Pflege ein großer Teil von mir ist und es schwer wird, ihn loszulassen... Aber ich schreibe ja nicht nur selbst Bücher unter meinem Klarnamen und unter einem Pseudonym, sondern betreue auch noch als Mentorin andere Autoren und arbeite am Innendesign der Bücher von weiteren Self-Publishern und Verlagen. Da muss ich mich für eine Sache entscheiden – und das ist meine Leidenschaft.

Wie war es, das erste Mal das eigene Buch in der Hand zu halten?

Total merkwürdig. Als ich den Cover-Entwurf von meiner Designerin erhalten habe, war ich gerade im Nachtdienst und habe vor Freude losgebrüllt. Und als ich dann die Print-Version in der Hand gehalten habe, war das auch der absolute Wahnsinn. Gleichzeitig dachte ich, dass bestimmt niemand das Buch lesen würde. Bis heute habe ich eine Art Imposter-Syndrom und traue mich beispielsweise kaum, Rezensionen zu lesen. Weil ja immer auch ein Teil meiner Seele drinsteckt.

Träumen Sie davon, dass ein Verlag auf Ihre Bücher aufmerksam wird?

Für meine Fantasy-Romane nicht, weil ich ja keine Mainstream-Fantasy schreibe. Und ich bin so ein Sturkopf, dass ich mir da auch nicht von einem Verlag reinreden lassen würde. Außerdem habe ich ja schon jetzt ein Lektorat und Korrektorat, eine Designerin fürs Cover und ich selbst mache das Innendesign. Ich versuche also immer, ein sehr hochwertiges Produkt herzustellen, sodass mir ein Verlag kaum Mehrwert bieten würde.

Welche Vorurteile bekommen Sie zu hören, wenn Sie erzählen, dass Sie Fantasy-Bücher schreiben?

„Beschreibst du auch über sieben Seiten Bäume?“ (lacht)

Und?

Nee. Tolkien ist zwar der Gott der Fantasy, aber er beschreibt tatsächlich auch viel zu umfassend Dinge. Ich lege den Fokus eher aufs Intrinsische. In meinen Büchern geht‘s eigentlich immer um die Frage: Kann die Entscheidung eines Einzelnen das Schicksal einer ganzen Welt verändern? Klar, bei mir gibt‘s auch große Schlachten, aber der Fokus liegt hier auf den jeweiligen Charakteren.

Nadiraan, Equirania... Wie kommen Sie auf solche Namen?

Die Ideen kommen mir meist beim Autofahren und nicht selten schicke ich danach meinem Mann schnell eine Sprachnachricht. Wobei ich ihm immer auch dazuschreibe, dass er die Nachricht nicht abhören soll, weil das sonst ein Spoiler für ihn wäre. Er liest ja auch meine Bücher.

Melanie Gurenko aus Kamp-Lintfort hat bereits mehr als 20 Bücher geschrieben.
Melanie Gurenko aus Kamp-Lintfort hat bereits mehr als 20 Bücher geschrieben. © Sara Schurmann

Bei Ihren anderen Büchern geht‘s dagegen zwar romantischer, aber dennoch auch düster zu... Was genau meint „Dark Romance“?

Das ist schwierig zusammenzufassen. Die meisten kennen Dark Romance von „50 Shades of Grey“, eine toxische Beziehung oder eben auch eine Protagonistin, die schreckliches Leid erfährt. Ich hasse es, wenn toxische Beziehungen verherrlicht werden. Meine Bücher würde ich dagegen als „Safe Space“ bezeichnen. Es geht zwar um mehr Sexualität als in beispielsweise Fantasy, aber alles passiert immer im gegenseitigen Einvernehmen.

Würden Sie sich auch mal an ein ganz anderes Genre wagen?

Aktuell habe ich das nicht geplant, aber ich würde es auch nicht ausschließen. Wenn ich beispielsweise Lust auf ein Kinderbuch habe, schreibe ich auch ein Kinderbuch.

Über die Autorin Melanie Gurenko

Melanie Gurenko hat mehr als 20 Bücher geschrieben, die sich unterteilen in die Genres „High Fantasy“, „Urban Fantasy“, „Dark Romantasy“ und „Dark Romance“. Allein von ihrer neusten Reihe „Nocturnal“ hat sie bereits über 1000 Bücher verkauft.

Auf ihrer Website stellt die Autorin all ihre Werke sowie ihren Service für andere Autorinnen und Autoren vor: www.melaniegurenko.com

Das heißt, es geht erstmal fantastisch weiter?

Genau, ich arbeite aktuell an einer Fantasy-Reihe, in der es um Vampire und Werwölfe geht, die in unserer Welt leben. Außerdem plane ich noch mit meiner Autorinnenkollegin eine Serie, die eine Mischung aus „Bridgerton“ und „Bachelor“ ist. Das wird sicher auch ganz witzig!