Düsseldorf. Tim Scholz sammelt alles zu J. R. R. Tolkien. Was den Düsseldorfer an Mittelerde so fasziniert und welche Kuriositäten bei ihm im Regal stehen.

Der Hexenkönig steht neben dem Ringgeist und der nächste Ork ist auch nicht weit. Damit nun aber niemand die Orientierung verliert, liegt auf dem Boden noch eine Karte von Mittelerde – die praktischerweise als Teppich getarnt ist. Das kleine Wohnzimmer von Tim Scholz gleicht wahrlich einem fantastischen Museum voller Kuriositäten. Denn hier findet sich so ziemlich alles wieder, was den britischen Schriftsteller J. R. R. Tolkien betrifft oder, so formuliert es der Düsseldorfer selbst, „alles, was mit ihm in Berührung gekommen ist“. Und damit ist das vollgestellte Zimmer der perfekte Ort, um zum 50. Todestag von Tolkien am 2. September über eine Welt zu sprechen, die scheinbar nie unterzugehen scheint…

Doch wenn Tim Scholz von seinen ersten Kontakt zu „Herr der Ringe“ erzählt, muss er gleich ein kleines Geständnis ablegen: „Als ich in den 1980ern das Buch lesen wollte, bin ich nur bis zum ersten Kapitel gekommen, weil mir das einfach zu trocken war.“ So ganz ließ ihn das Thema dennoch nicht los, immerhin liebte er Fantasy, hatte bereits alles von „Die unendliche Geschichte“ bis „Momo“ durch. Also versuchte er es mit „Der Hobbit“, das „mehr ein Kinderbuch“ ist, wie er sagt. Und tatsächlich, das war alles andere als langweilig! Später, klar, kam er auch bei „Herr der Ringe“ über das erste Kapitel hinaus, aber dennoch blieb es erstmal für ihn „ein Buch wie jedes andere auch“.

Gollum-Wecker und Hobbit-Höhle

Okay, was aber ist passiert, dass daraus eine solche Sammelleidenschaft entstehen konnte? „Nicht nur eine Leidenschaft, sondern schon eher eine Sucht“, berichtigt Tim Scholz mit einem Lachen. Dort drüben im Regal beispielsweise steht ein Gollum-Wecker neben einer Hobbit-Höhle, ein paar Bretter darunter liegt Bilbos Pfeife… und immer wieder tauchen diese Figuren auf. „Das war ein schicksalhafter Moment, als ein Freund mir eine Actionfigur geschenkt hat“, erinnert er sich. Dabei handelte es sich um einen Ork, den er jetzt aber nicht mal eben zeigen kann, weil er im Keller verstaut ist. „Ja“, sagt er, „das hier ist noch nicht alles, ich habe auch noch einen 100 Quadratmeter großen Lagerraum.“

Bilbos Höhle im Miniaturformat gehört zur Sammlung des Düsseldorfers Tim Scholz.
Bilbos Höhle im Miniaturformat gehört zur Sammlung des Düsseldorfers Tim Scholz. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Über 1000 Figuren, von Orks über Hobbits bis hin zum Drachen, hat er bestimmt, schätzt Tim Scholz. Die meisten hat er über Ebay ersteigert, weil das Hobby sonst sein Budget gesprengt hätte. Denn erst durch die Figuren kam er auch zu all den anderen Objekten, nicht zu vergessen zu den vielen Büchern. Tolkien hat schließlich nicht nur „Herr der Ringe“ und „Hobbit“ geschrieben – von denen der Düsseldorfer jeweils natürlich gleich mehrere Ausgaben besitzt –, sondern auch so allerhand anderes, „und ich habe alles“, erklärt er. Wobei, so ehrlich ist er, einiges ist ihm immer noch zu trocken. „Der Untergang von Númenor“ beispielsweise, erst 2022 erschienen, „ist nur gut zum was Nachgucken“.

Auf den Spuren von Tolkien

Wenn mal wieder in einem der Foren behauptet wird, dass Tolkien „Herr der Ringe“ im Schützengraben geschrieben hätte, dann kann Tim Scholz schnell nachschlagen – in „Tolkien und der Erste Weltkrieg“. Und? Stimmt’s? „Nee, das hat er wahrscheinlich einfach zuhause geschrieben.“ Eines seiner Lieblingsbücher handelt übrigens davon, wie Tolkien durch die Schweiz reiste. Die gleiche Strecke läuft der Düsseldorfer mit seinem Vater etappenweise ab, quasi auf den Spuren des Schriftstellers. Ein Drittel haben sie schon geschafft. Der Höhepunkt bisher: „Tolkien hat auf einer Berghütte in einem Gästebuch unterschrieben.“

Sein größter Schatz – ein von Tolkien signiertes Buch.
Sein größter Schatz – ein von Tolkien signiertes Buch. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Dabei hat Tim Scholz sogar selbst eine Signatur… Dazu geht er zum Regal, zieht ein dünnes Büchlein heraus – „Farmer Giles of Ham“ – und klappt es vorsichtig auf. „J. R. R. Tolkien“ und „17 Dec. 1959“ steht mit Tinte dort geschrieben. Darauf ist er natürlich besonders stolz. Aber, das ist nun die große Frage, was fasziniert ihn und viele, viele andere so sehr an Tolkiens Werken? „Er hat eine ganze Welt geschaffen“, antwortet er. Trotz seiner Faszination kann er jedoch auch Kritik zulassen. „Er war ein sehr konservativer Katholik“, weiß er, „und er ist wohl nicht so gut mit seiner Frau umgegangen.“ Über Themen wie diese, aber auch über vieles andere, spricht er übrigens mit Gleichgesinnten beim Tolkien Stammtisch Düsseldorf.

Tolkien Tage in Geldern

Den hat Tim Scholz mit einem Kollegen im Jahr 2016 gegründet, nachdem er einige Jahre zuvor immer zum Stammtisch nach Geldern gefahren war. „Alle sind hammernett“, sagt er über die Szene, „da kommt man selbst als introvertierter Mensch schnell rein.“ Monatlich treffen sie sich, plaudern über „tolkieneske Erlebnisse“, spielen Karten oder fahren zu den Tolkien Tagen nach Geldern. Letzteres ist jedes Mal toll, all die Verkleidungen, Vorträge… da kann selbst ein Experte wie der Düsseldorfer noch etwas Neues erfahren. Über „Küssen in Herr der Ringe“ zum Beispiel weiß er nun: „Es wird nicht viel geküsst.“ Aber auch über aktuelle Entwicklungen wie die neue Serie oder der geplante Zeichentrickfilm gibt’s viel zu bereden.

Es gibt nichts, was es nicht gibt… Gollum- und Hobbit-Wecker beispielsweise.
Es gibt nichts, was es nicht gibt… Gollum- und Hobbit-Wecker beispielsweise. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Grundsätzlich findet Tim Scholz, „alles, was dazu kommt, ist kein Ersatz, sondern ein Zusatz.“ Deshalb freut er sich auch, dass die nächsten zehn Jahre schon durchgeplant sind – mit weiteren Filmen und Serien. „Und danach geht’s wahrscheinlich wieder von vorne los.“

>>> Tolkien Stammtische in Düsseldorf und am Niederrhein

Der Tolkien Stammtisch in Düsseldorf nennt sich „Hûd na bruinen“ (also „Versammlung am Lautwasser“ – weil das namensgebende Flüsschen der Heimatstadt wohl bei den Germanen „die Brausende, die Tosende“ hieß). Jeden vierten Samstag im Monat treffen sich die Mitglieder von 19 bis 23 Uhr in der Kneipe „Scottys“, Neulinge sind immer willkommen.

Am linken Niederrhein trifft sich außerdem der Stammtisch „Torech Gelrunga“ an jedem dritten Freitag im Monat im Vereinsheim von Geldern-Pont. Außerdem finden immer im Frühjahr, das nächste Mal vom 24. bis zum 26. Mai 2024, die Tolkien Tage statt. Mittlerweile ist die Veranstaltung so groß, dass es schon jetzt die begehrten Tickets gibt: www.tolkientag.de

Weitere Infos zu den Stammtischen, aber auch zu J. R. R. Tolkien, der am 2. September 1973 gestorben ist, sind im Internet zu finden unter: www.tolkiengesellschaft.de