Krefeld. Zu mobilen Becken umgebaute Container sollen Kindern in NRW das Schwimmenlernen ermöglichen. So funktioniert das mobile Becken.
Der Narwal, bei dem gerade die Männchen leicht an einem bis zu zweieinhalb Meter langen Stoßzahn zu erkennen sind, ist in hiesigen Breiten eher ein Exot. Einzelne Exemplare sollen sich zwar schon mal in die Niederlande in die frühere „Zuiderzee“, auf dem Gebiet des heutigen „IJsselmeers“ gelegen, verirrt haben. Heimisch, so ist zu lesen, fühlen sich die schwimmenden Säugetiere aber vor allem im Arktischen Ozean rund um Grönland.
Im Zeichen des Narwals schwimmen lernen
Dass Kinder an Rhein und Ruhr nun im Zeichen des Narwals an das nasse Element herangeführt werden sollen (die Wassergewöhnung ist die Vorstufe des Schwimmenlernens), überrascht darum etwas. Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, klärt aber auf: „Im Namen des Tieres kommen ja auch die Buchstaben ‚N‘, ‚R‘ und ‚W‘ vor.“ Mit einem zusätzlichen „I“ am Ende („Das macht es etwas niedlicher“, so Milz) wird daraus „Narwali“.
So ist ein millionenschweres Modellvorhaben des Landes NRW getauft, bei dem Kita- und Schulkinder in mobilen Containern Grundtechniken des Schwimmens erlernen sollen – unter fachlicher Anleitung selbstverständlich sowie kostenfrei. In Krefeld wurde jetzt das „Exemplar“ vorgestellt, das in den kommenden zwei Jahren durch den Regierungsbezirk Düsseldorf touren wird.
Erstes Quartier in Krefeld bis Ende Mai bezogen
Auf dem Pausenhof der Bismarkschule ist der stattliche Container, Außenlänge 14 Meter, aufgebaut. Noch bis Ende Mai hat er hier sein erstes Quartier bezogen. Der SV Bayer Uerdingen 08, Deutschlands größter Schwimmverein, ist Projektträger, plant und beaufsichtigt die Schwimmeinheiten. „Sechs Kurse pro Tag, jeweils 45 Minuten lang, bieten wir an“, erklärt Niklas Endeward. Er koordiniert bei den Uerdingern das Projekt. „Sechs bis acht Kinder tummeln sich dann als Gruppe in dem Becken. Zwei Übungsleiter sind für sie da.“ Vorgesehen ist, dass jede Gruppe wenigstens fünf Einheiten, eine pro Woche, durchläuft
Acht Meter lang und drei Meter breit ist das Becken, die Wassertiefe liegt zwischen 90 Zentimetern am Einstieg und 1,30 Meter am Ende. „Natürlich wird das Wasser beheizt“, ergänzt Endeward. Eingelassene Fenster in der Decke lassen Tageslicht hereinfallen.
Erste Erfahrungen mit dem kühlen Nass sammeln
Die Zielsetzung ist nicht, dass die Kinder direkt ein Schwimmabzeichen erreichen, etwa das Seepferdchen. „Wir legen vielmehr mit den Kursen die Grundlage dafür.“ Die Jungen und Mädchen, Zielgruppe sind vor allem Vier- bis Sechsjährige, sollen sich ans Wasser gewöhnen, erste Erfahrungen sammeln. „Sie sollen lernen, wie es sich anfühlt, unterzutauchen“, so Endeward.
Dass dieses Projekt durchaus benötigt wird, das belegen Zahlen der DLRG. So ertranken nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft im vergangenen Jahr 16 Kinder unter zehn Jahren bundesweit. Dies sei zwar ein deutlicher Rückgang, in den 2000er Jahren verzeichnete die DLRG noch durchschnittlich 45 tödliche Ertrinkungsunfälle in dieser Altersklasse – aber kein Anlass zur Entwarnung.
Einer von der DLRG in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage 2022 zur Schwimmfähigkeit von Kindern zeigte so etwa, dass mehr als jedes zweite Kind nach Verlassen der Grundschule nicht sicher schwimmen kann. „Diese Entwicklung bereitet uns große Sorge, denn viele werden unsicher im Wasser bleiben und somit ihr Leben lang gefährdeter sein“, rief Ute Vogt, Präsidentin der DLRG, bei der Vorstellung der Statistik für 2023 in Erinnerung. „Wir müssen sicherstellen, dass das Schwimmen lernen genauso zur Grundausbildung gehört, wie das Lesen, Schreiben und Rechnen.“
Andrea Milz: Das Wasser zu den Kindern bringen
Staatssekretärin Andrea Milz, nach eigenem Bekunden eher Wander- denn Schwimmfreundin, sieht die Notwendigkeit, „das Wasser zu den Kindern zu bringen“. Viele Jungen und Mädchen hätten in ihrem familiären und privaten Umfeld nicht die Möglichkeit, Schwimmen zu lernen. „Narwali“ soll Abhilfe schaffen.
Mit zwei Millionen Euro fördert das Land das Projekt. In allen fünf Regierungsbezirken in NRW wird die Anschaffung eines mobilen Schwimmcontainers gefördert, welcher dann auf Tour geht und meist bei Grundschulen Station macht. Im vergangenen Jahr wurde der erste Container in Düren eröffnet. Die Kurse werden kostenfrei angeboten.
Krefelds Stadtdirektor Markus Schön betonte die Bedeutung der innenstadtnahen Platzierung. „Die Krefelder Schwimmbäder liegen eher in den Stadtrandbezirken. Umso wichtiger ist es, dass durch Narwali so viele Krefelder Kinder wie möglich dieses niedrigschwellige Angebot nutzen können, um mit Wasser in Kontakt kommen“, sagte Schön.
Gegenstromanlage wurde verbaut: Sogar Leistungsschwimmen ist möglich
Eine Besonderheit weist der Uerdinger Schwimmcontainer auf, der ihn zum wahren Multitalent werden lässt: „Wir haben eine Gegenstromanlage einbauen lassen“, berichtet Endeward. Bei den Neulingen im frischen Nass ist diese selbstverständlich ausgeschaltet – überfordert werden sollen die Kinder schließlich nicht.
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„Aber tatsächlich können wir so auch Leistungstrainings in dem Container anbieten.“ Denn die Anlage sei äußerst potent. „Man schwimmt dann einfach nur auf der Stelle“, führt Niklas Endeward an. Rehasport-Kurse sind bereits fest eingeplant für die Nachmittagsstunden. „So können wir den Container sinnvoll in den Zeiten nutzen, in denen keine Angebote für Kinder stattfinden.“ In der Kernzeit von 9 bis 15 Uhr steht der Container, der zudem über Umkleidekabinen, eine Dusche und Toiletten verfügt, aber ausschließlich Grundschulen und Kitas zur Verfügung.
Wissenschaftliche Begleitung
Das Modellvorhaben „Narwali“ wird von der Ruhr-Universität Bochum wissenschaftlich begleitet. Per Fragebogen werden Eltern, Kita- und Schulleitungen um ihr Feedback zum Ablauf der Schwimmkurse gebeten. Die Rückmeldungen werden ausgewertet und Verbesserungsvorschläge werden, wo möglich, direkt auf den laufenden Betrieb angewendet.
Im Rahmen der „Schwimmoffensive“ des Landes sollen durch das Modellvorhaben niedrigschwellige Angebote zur Wassergewöhnung und Wasserbewältigung angeboten werden. Zudem werden kostengünstig und schnell zusätzliche Wasserflächen vor Ort in den Kommunen zur Verfügung gestellt. Durch das schnellere Durchlaufen der Lernstufen beim Schwimmenlernen sollen die Wartelisten für Schwimmkurse reduziert werden.
Andrea Kemper, Vereinskollegin von Niklas Endewald, betont, dass einiges an Aufwand zusätzlich zum bloßen Aufstellen des Containers und Organisieren der Kurse fließt. „Sechs Wochen, bevor wir mit unserem Container an einen Standort kommen, müssen wir an dem vorgesehenen Wasserhydranten schon Proben nehmen.“ Sicher ist sicher. Innerhalb von ein bis zwei Tagen ist das Becken gefüllt. „Aber ohne die Freigabe des jeweiligen Gesundheitsamtes kann es nicht losgehen.“
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