Kempen. Gregor Halberstadt aus Kempen hat sich dem Upcycling verschrieben. Aus Skateboards baut er Stifte, aus Fahrradschläuchen Glücksbringer.
Die rote Farbe ist ausgeblichen, das wilde Muster ist zerkratzt... Ja, das Holz hat schon so einiges erlebt! Allerdings nicht in seiner jetzigen Form als Kugelschreiber, sondern in seinem früheren Leben als Skateboard. Die Idee zum „Skatepen“ hatte Gregor Halberstadt, wann genau, kann er aber nun wirklich nicht mehr sagen. „Vor ein paar Jahren“, sagt er, „und mittlerweile ist das eins meiner Bestseller“. Doch auch seine anderen Produkte sind alle etwas verrückt, aber ziemlich kreativ!
Während der Kempener seine Boxen und Tüten hervorholt, erzählt er von seinen Anfängen. „Ich habe Produktdesign studiert und mich dabei aufs Upcycling spezialisiert“, sagt er. Nach seinem Abschluss kaufte er sich eine kleine Drechselbank für seinen eigenen Keller. Und dort saß er dann, werkelte und überlegte und baute, bis er mit seinen ersten Produkten auf lokale Designermärkte gehen konnte. Was das war? Vieles, „von der Garderobe bis hin zum Sessel“, erklärt er. Drüben, im Wohnzimmer, hängt beispielsweise eine Lampe, die mal ein Fass war. „Ich bin experimentierfreudig“, erklärt er. „Ich habe ein Ausgangsmaterial und lote dann aus, was man damit machen kann.“
Vom Skateboard zum Skatepen
Einziges Problem: „Kleinmöbel lassen sich auf Designermärkten nicht so gut verkaufen“, musste Gregor Halberstadt feststellen. Viel beliebter sind dagegen Mitbringsel. Also überlegte er weiter, suchte nach anderen Materialien... und fand seine alten Skateboards. „Früher bin ich viel gefahren“, erzählt er, „mittlerweile aber kaum noch.“ Deshalb lagen die Bretter nur noch herum, nutzlos und doch zu schade zum Wegwerfen. Und da war sie, die Idee zum „Skatepen“. In seinem „Rumpelkeller“, wie er seine Werkstatt liebevoll nennt, zersägt er „Nose“ und „Tail“, also die vordere und hintere Seite. „Dadurch, dass die Seiten gebogen sind, liegen die Stifte später gut in der Hand.“
Aus einem einzigen Brett bekommt der 42-Jährige ungefähr zehn Rohlinge, die er anschließend noch fräsen, schleifen und ölen muss. Doch die Arbeit lohnt sich, denn am Ende hält er wahre Unikate in der Hand! „Keiner gleicht dem anderen“, betont er. „Und der Used Look macht den Reiz aus.“ Wer weiß, über welche hippen Skateboardplätze beispielsweise der rote Kugelschreiber schon gedüst ist... Mittlerweile sind seine eigenen Skateboards natürlich längst aufgebraucht, deshalb überlassen ihm Freunde aus der Szene regelmäßig alte oder kaputte Bretter. Übrigens, wer aus seinem Brett einen oder mehrere Stifte bauen lassen möchte, kann ihm das ebenfalls bringen.
Chamäleon im Gästeklo
Nun geht‘s beim Upcycling aber nun mal um Nachhaltigkeit. Und wenn er schon ein altes Brett zersägt, möchte Gregor Halberstadt auch das komplette Holz verwerten. „Darf ich mal eben...“, fragt er und schnappt sich den Block, um eine Skizze vom Skateboard anzufertigen. Oben, links, rechts, unten bleiben jeweils die Randstücke übrig. „Ich setze mich immer erstmal vor ein weißes Blatt und experimentiere dort herum“, erzählt er. Das Ergebnis sitzt im Gästeklo... Ein kunterbuntes Chamäleon! „Mein Kumpel wollte auch schon eines für seine Frau haben“, sagt er und lacht. Deshalb überlegt er aktuell, wie er mit dem ersten Prototyp eine kleine Produktserie starten kann. „Das ist dann nicht nur gebastelt, sondern Produktdesign zu Ende gedacht.“
Sein Label „groegl upcycling“ ist eine „Herzenssache“, sagt der Kempener selbst. Hauptberuflich ist er als angestellter Werbetechniker tätig, nebenberuflich eben als selbstständiger Produktdesigner. Deshalb verbringt er so manche Nacht in seiner Werkstatt... „und die Freitage, das sind meine Kreativtage“, fügt er hinzu. An solchen stellt er aber aus Skateboards nicht nur Stifte, sondern auch Ohrstecker her. Oder „Möppies“, wie er sie nennt, „weil man das am Niederrhein ja zu so kleinem Gedöns oder irgendwelchem Frickelzeug sagt.“ Dafür arbeitet er mit einem Kollegen aus Mannheim zusammen, gemeinsam möchten sie die „Möppies“ noch größer rausbringen. Aktuell gibt‘s sie schon in einigen Läden zu kaufen, bald sollen weitere dazukommen.
Talismänner fürs Fahrrad
Alles über „groegl upcycling“
Gregor Halberstadt verkauft seine Upcycling-Produkte auf verschiedenen Märkten und in einigen Läden, darunter „Plup“ in Düsseldorf oder „Konsekvent“ in Kempen.
Außerdem hat „groegl upcyling“ eine eigene Website: www.groeglupcycling.de
Und dann sind da noch die kleinen Talismänner... Gregor Halberstadt zieht einen alten Fahrradschlauch hervor, den er vorab schon gesäubert hat, und schneidet mit einer handelsüblichen Stoffschere einfach drauf los. Hier kommt etwas ab, dort entsteht der Mund... „Zippizappi“, sagt er, „Welche Farbe sollen die Augen haben?“ Gold, bitte! Und schon präsentiert er einen grinsenden „Talisman fürs Fahrrad“, den er gleich an einer Karte befestigt. „Allzeit good ride!“, steht darauf geschrieben. „Die Leute haben richtig Spaß, sich den Schönsten auszusuchen.“ In seiner Box hat er noch ein paar Exemplare. Einer sieht aus wie Batman, der andere wie ein Elch... Und jeder, wirklich jeder ist einzigartig!