An Rhein und Ruhr. Zeitverzögerungen im neuen System sorgen für Ärger bei Patienten. Gesundheitsverbände sprechen von zu erwartenden Problemen.
Seit einem Monat gilt die E-Rezept-Pflicht, doch der Start ist nicht wirklich problemfrei verlaufen. „Es sind noch ein paar Stolpersteinchen im System“, sagt Apotheker Franz Josef Cüppers. Noch sei nicht bei allen Patienten das Verständnis für die Neuerung da. Ärzte- und Apothekerverbände sprechen von zu erwartenden Startproblemen. Besonders die Zeitverzögerung, bis das digitale Rezept auf der Gesundheitskarte ablesbar ist, wird bemängelt. Und: Jedes fünfte Rezept ist fehlerhaft.
Verbände sprechen von zu erwartenden Anfangsproblemen
„Es war damit zu rechnen, dass es zu Problemen kommt, wenn man bedenkt wie viele Rezepte Tag für Tag ausgestellt werden“, sagt Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein (AKNO). Für ihn wären die Krankenkassen, das Bundesgesundheitsministerium und die Betreibergesellschaft des E-Rezept-Systems, die Gematik, in der Pflicht gewesen. „Stattdessen mussten vor allem Arztpraxen und die Apotheken diesen holprigen Start ausbaden“, kritisiert Hoffmann.
Apotheker Cüppers aus Düsseldorf hatte schon die ein oder anderen Schwierigkeiten erwartet. Es werde sicher ein halbes Jahr dauern, bis alles gut funktioniert, meinte der 76-Jährige im Dezember, kurz vor Einführung der E-Rezept-Pflicht. „Aber das ist immer so, wenn es eine größere Änderung gibt.“
Die E-Rezept-Pflicht
Seit dem 1. Januar gilt die Pflicht, dass Rezepte digital ausgestellt werden. Die Patienten bekommen keinen Zettel mehr mit, sondern das Rezept ist auf der Gesundheitskarte gespeichert und kann in der Apotheke von dieser abgelesen werden.
Betreiber des Systems, das hinter den E-Rezepten steckt ist, die „Gematik“, die Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte, deren Gesellschafter das Bundesgesundheitsministerium und verschiedene medizinische Verbände sind.
Auch gibt es die Möglichkeit, das Rezept auf die App „Das E-Rezept“ zu spielen. Für die Freischaltung dieser App wird ein PIN-Code der Krankenkasse gebraucht. Alternativ kann ein QR-Code in der Arztpraxis ausgedruckt werden, der dann in der Apotheke gescannt wird. Letzteren braucht man zwingend, wenn man in einer Online-Apotheke Medikamente kauft.
Nun sieht er sich bestätigt: Technisch gebe es noch kleinere Schwierigkeiten. „Und einzelne Ärzte haben das System noch nicht umgesetzt. Aber ansonsten spielt sich das langsam ein.“
Apothekerkammer klagt: Jedes fünfte Rezept ist fehlerhaft
Bis bei allen Patienten das Verständnis für das System angekommen sei, werde es aber noch dauern, prophezeit er. „Gefühlsmäßig dauert das noch sehr lange, bis das bei den Menschen angekommen ist. Denn die Gesundheitskarte herauszugeben ist etwas anderes, als ein Papierrezept weiterzugeben. Und auf dem alten Rezept konnte man immerhin kurz nachlesen, was man bekommen soll.“
Die Apothekerkammer bemängelt indes anhaltende technische Probleme: „Bei Formfehlern auf Rezepten können die Kassen die Erstattung an Apotheken kürzen oder aussetzen. Diese Formfehler sollte es eigentlich dank der Digitalisierung nicht mehr geben“, sagt Kammerchef Hoffmann.
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Er appelliert an die Krankenkassen, vorerst auf Kürzungen zu verzichten, bis das System problemlos funktioniert. Immerhin sei jedes fünfte Rezept fehlerhaft.
Patientenvertreter kritisieren Verzögerungen im System
Die Technik dagegen funktioniere an sich gut, so Hoffmann weiter. „Aber auch hier liegt der Teufel in vielen Einzelfällen im Detail: Manchmal sind die Patienten vor dem E-Rezept in der Apotheke und müssen dann noch einmal wiederkommen.“
Das liege daran, dass in manchen Arztpraxen die Mediziner jede Verordnung noch einzeln freigeben müssen, was Zeit koste. Andere Praxen haben bereits eine sogenannte „Komfort-Signatur“, mit der Rezepte schneller freigegeben werden.
Ähnliches berichtet der Verband „Patientenbeteiligung NRW“: „Einige Ärzte scheinen das E-Rezept erst am Ende des Tages freizuschalten, um nur einmal am Tag eine PIN für die dann gesammelten E-Rezepte verwenden zu müssen“, heißt es seitens der Patientenvertretung. „Dies hat zur Folge, dass das E-Rezept erst am Folgetag in der Apotheke eingelöst werden kann, was insbesondere bei akuten Beschwerden zur Problemen führen kann.“
Verbände: „Die Umstellung braucht noch etwas Zeit“
Für die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) lief die E-Rezept-Pflicht „akzeptabel“ an. „Es gibt teils typische Probleme, die mit der bundesweiten Einführung neuer Anwendungen einhergehen. Das betrifft sowohl Ärzte, aber auch die Apotheker, die eingespielte Routinen anpassen müssen“, erklärt KVNo-Sprecher Christopher Schneider.
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Der Umstellungsprozess benötige noch etwas Zeit. Zudem komme es gelegentlich auch zu zeitlichen Verzögerungen aufgrund der immensen Datenmengen, die nun versendet werden. Die Versendung obliege der Betreibergesellschaft Gematik. „Hierauf haben die Ärzte keinen Einfluss. Patienten wird daher empfohlen, sich bei ihrer Praxis zu informieren, wann ihr E-Rezept bereitgestellt wird.“
Für Apothekerkammerchef Hoffmann hätte der Start zwar besser laufen können, aber es hätte auch schlimmer kommen können, meint er. „Bei einer Umstellung dieser Größenordnung war ein rumpeliger Start zu befürchten und der ist auch genau so eingetreten.“