Dinslaken. Der Apotheker Lukas Heuking sieht das „noch funktionierende“ Apothekernetz durch den Sparkurs des Gesundheitsministers gefährdet. Was er fordert.
„Apotheken stärken. Unbedingt jetzt!“ So lautet der Appell von Apotheker Lukas Heuking, der in Dinslaken zwei Apotheken betreibt. Mit diesen Worten schließt er einen Brief an Dirk Vöpel (SPD), Bundestagsabgeordneter für Dinslaken und Oberhausen, der der NRZ vorliegt. Darin macht er auf die Not und die Bedeutung der Apotheken in der gesundheitlichen Versorgung vor Ort aufmerksam. Das „noch funktionierende Apothekennetz“ werde durch den Sparkurs von Gesundheitsminister Karl Lauterbach „immer mehr gefährdet“. Experten zufolge sei etwa ein Drittel der Apotheken akut in der Existenz bedroht, allein in diesem Jahr würden bis zu 600 Apotheken für immer ihre Türen schließen, schreibt Heuking – und führt hierfür auch Gründe an.
Demnach sei der Festzuschlag für die Apotheken seit beinahe elf Jahren nicht erhöht, sondern vielmehr das Honorar zuletzt sogar gekürzt worden. Hinzu kämen gestiegene Betriebskosten – um 59 Prozent in den letzten zehn Jahren – sodass „eine deutliche Honorarerhöhung für das Apothekennetz überlebenswichtig“ sei, so Lukas Heuking.
Zudem relativiert der Apotheker in seinem Brief die auf den ersten Blick hoch erscheinende Forderung der Apothekerschaft in Höhe von 2,7 Milliarden Euro: In den letzten zwanzig Jahren seien die Apotheken von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt worden und würden für nur noch knapp zwei Prozent des GKV-Haushaltes (GKV ist die zentrale Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen) die gesamte sichere Arzneimittelversorgung vor Ort leisten.
Lucas Heuking aus Dinslaken verweist auf Leistungen der Apotheken
Die Verwaltungen der GKV würden hingegen deutlich mehr als das Doppelte kosten, führt Heuking weiter aus und betont, welche finanzielle Leistung die Apotheken für das deutsche Gesundheitssystem erbringen würden: Durch die erzielte Umsetzung von Rabattverträgen würde das GKV-System jährlich mehr als fünf Milliarden Euro sparen. Mit der apothekengestützten Selbstmedikation würden weitere vier Milliarden Euro eingespart, rechnet Apotheker Heuking vor. Inkassozahlungen der Herstellerrabatte, der Einzug von Patientenzuzahlung für die GKV, die Umsetzung der EU-Fälschungsrichtlinie sowie die Sicherung des Arzneimittelverkehrs mit dem Securpharm-System auf eigene Kosten führt Lukas Heuking als weitere Leistungen der Apotheken an.
Die für das Gesundheitssystem eingesparten Gelder sind für den Dinslakener Apotheker aber nicht das einzige Argument, das für den Erhalt von Apotheken vor Ort spricht. Pharmazeutische Dienstleistungen, die Herstellung von Arzneimitteln, Botendienste, Impfungen sowie Nacht- und Notdienste seien Beispiele dafür, „wie wichtig die Apotheken als wohnortnahe Anlaufstelle in der Primärversorgung sind“. Da aktuellen Plänen des Gesundheitsministers zufolge viele dieser Leistungen wegfallen sollen, befürchtet Lukas Heuking ein Zwei-Klassen-System aus vollausgestatteten Apotheken und Abgabestellen. „Die Menschen brauchen ihre leistungsstarke und vollversorgende Apotheke vor Ort“, sagt Lukas Heuking. Sein Appell in Richtung Politik lautet daher: „Stabilisieren Sie die wohnortnahe Arzneimittelversorgung über heilberuflich geführte Apotheken vor Ort, damit alle Menschen in allen Landesteilen gleichermaßen gut versorgt bleiben.“ (cor)