Düsseldorf. Seit Jahresbeginn müssen Arztpraxen E-Rezepte an Patienten ausstellen. Düsseldorfer Apotheker berichten, wie die Umstellung bisher funktioniert.

Seit Januar 2024 sind Arztpraxen verpflichtet, E-Rezepte auszustellen. Das elektronische Rezept soll ab jetzt zum verbindlichen Standard in der Arzneimittelversorgung werden. Bereits seit 2022 haben Apotheker die Möglichkeit, diese Rezepte einzulesen. „Wir sind also bestens vorbereitet und helfen unseren Kunden kompetent beim Umgang mit dem E-Rezept weiter“, erklärt Andrea Malcher, Pressesprecherin der Apotheker in Düsseldorf.

Papierrezepte gibt es weiterhin

Verordnungen auf Papier sind aber weiterhin möglich. Letztlich werde sich für den Patienten nicht viel ändern, betont Malcher, die die Regina Apotheke im nördlichen Stadtteil Lichtenbroich betreibt. „Denn nach einer Arzneimittelverordnung in einer Arztpraxis ist die Apotheke der nächste Schritt, um zügig seine Medikamente zu erhalten – egal, ob ein elektronisches Rezept oder das bekannte rosa Papierrezept ausgestellt wurde“, so die Apothekerin. Für Privatversicherte wird die Umstellung etwas später, im Laufe des Jahres, erfolgen.

„Holprig“ sei die Nutzung der Technik für die E-Rezepte noch manchmal, berichtet Franz-Josef Cüppers, der seit 40 Jahren die Apotheke St. Martin an der Lorettostraße in Unterbilk betreibt. Doch Probleme kommen nicht häufig vor, sagt der Vorsitzende des Düsseldorfer Apothekervereins: „Meine Mitarbeiterinnen sind begeistert.“ Sie könnten damit sowieso schon besser umgehen, als ihr Chef, erzählt er und lacht. Seit etwa zwei Monaten kommen vermehrt Patienten mit dem E-Rezept zu ihm.

Cüppers schätzt an dem System, dass damit vieles geradliniger verläuft. Mögliche Probleme sieht er dagegen auf der psychologischen Seite: „Wenn das Rezept auf der Karte ist, dann kann der Patient nicht genau sehen, welches Medikament er bekommt, bis es auf der Theke liegt.“ Das könne dann schonmal zu Irritationen führen, wenn jemand eine andere Medikamentenpackung bekommt, als erwartet, weil es sich dabei etwa um ein Rabattvertragsmedikament handelt. Insgesamt begrüßt er die Neuerung dennoch.

Auch in der Apotheke im Hauptbahnhof macht man schon länger gute Erfahrungen mit den E-Rezepten. „Das System funktioniert. Es gibt nur hin und wieder ein paar Ruckler.“, erklärt eine Apothekerin, die nicht namentlich genannt werden will. Seit dem Jahreswechsel habe die Zahl mit Kunden, die ein E-Rezept dabei haben, deutlich zugenommen. Von den jungen und älteren Patienten werden die E-Rezepte gut angenommen, erklärt sie. „Natürlich gibt es immer mal wieder jemanden, der noch skeptisch ist.“ Diesen Leuten stehen die Apothekerin und ihre Kollegen dann selbstverständlich mit einer Erklärung zur Seite, betont sie.

Wie das E-Rezept funktioniert

Bei den Übertragungsmöglichkeiten der E-Rezepte gibt es beim Arzt Auswahlmöglichkeiten: Die Verordnung kann mittels der elektronischen Gesundheitskarte (EGK) in die Apotheke gebracht werden oder als Papierausdruck des E-Rezepts mit einem QR-Code – der dann in der Apotheke gescannt wird. Letztere sind auch lesbar, wenn die Technik einmal versagen sollte. Auch eine eigens dafür angebotene Smartphone-App ist für die Übertragung eine Option.

Trotz bester Vorbereitung der Praxen und Apotheken sind in der Anfangszeit Probleme nicht ausgeschlossen, warnt die Apothekerkammer Nordrhein. So seien erst im Dezember immer wieder Server der Krankenkassen ausgefallen. „Sollte es zu Pannen kommen, werden wir in jedem Fall gemeinsam mit der jeweiligen Arztpraxis für eine schnelle Versorgung mit dem benötigten Arzneimittel sorgen“, erläutert Apothekerin Malcher. Und: Bei größeren Pannen gelte ja weiter das Papierrezept. Zu allen Fragen der Digitalisierung seien die Teams in den Vor-Ort-Apotheken die richtigen Ansprechpartner, rät sie.

Hundertprozentig zufrieden ist Apothekerin Tatjana Zinnen mit der neuen Technik nicht. „Auf einer Zufriedenheits-Skala von null bis zehn wäre ich bei fünf“, urteilt sie. Immer wieder mal habe es technische Pannen gegeben, seit die Technik in ihrer Bismarck-Apotheke an der Bismarckstraße in der Düsseldorfer Innenstadt zum Einsatz kommt. Nicht oft, doch für den Patienten könnte das im schlimmsten Fall bedeuten, erstmal ohne ein wichtiges Medikament nach Hause gehen zu müssen. „Technische Störungen werden immer passieren können. Das System ist noch nicht hundertprozentig sicher für Patienten.“ Nur vereinzelt kamen in den vergangenen Monaten Patienten mit E-Rezepten in ihre Apotheke, erzählt Zinnen. „Seit ein paar Tagen ist es jetzt viel mehr geworden“, berichtet die Apothekerin.

Keine Düsseldorfer Apotheke musste 2023 schließen

Derweil meldet die Apothekerkammer Nordrhein auch die Anzahl der Apotheken in der Region zum Jahresende 2023. Die Entwicklung ist insgesamt weiter negativ: Besonders viele Apotheken mussten in diesem Jahr etwa in Köln (9) und Mettmann (4) schließen. Auch in Düsseldorf gibt es seit vielen Jahren einen Rückgang. Immerhin: Zugemacht haben in der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr keine Apotheke. Ganz im Gegenteil: Laut Kammer ist sogar eine dazugekommen. Optimistisch stimmen sollte das nicht unbedingt, meint Franz-Josef Cüppers. „Das ist eher Zufall.“ Er verweist darauf, dass die Zahl der Apotheken in der Landeshauptstadt im Jahr 2022 noch um sechs zurückgegangen ist.

Veränderungen in die richtige Richtung werden erst passieren, so Cüppers, „wenn die Honorierung der Apotheken so verbessert wird, dass jede Apotheke, egal wo sie ist, existieren kann.“ Cüppers (76) selbst prüft momentan Möglichkeiten, wie es für seine Apotheke weitergehen könnte, wenn er in Rente geht. Sofern er keinen geeigneten Nachfolger findet, könne es auch sein, dass er sie in diesem Jahr schließen muss. Für Franz-Josef Cüppers geht das Engagement für Patienten und Apotheker so oder so weiter: Er will sich ehrenamtlich einsetzen, um der Politik die Probleme und die Wichtigkeit der Apotheken zu vermitteln, kündigt er an.