Oberhausen. Für ihre Kinder nimmt Jenny viel auf sich. Beim Diakoniewerk Oberhausen fand sie Unterstützung. Was sie sich wünscht. Wie Leser helfen können.
Alleingelassen gefühlt hat sich Jenny, Anfang 30, in der Vergangenheit häufiger. „Ich war alleinerziehend, obwohl ich einen Partner hatte“, blickt die dreifache Mutter auf die vergangene Beziehung mit dem Kindsvater zurück. Im familiären Umfeld erlebte sie Gewalt. „Als es passierte, war es für mich ein Schock.“
Nicht nur für die Psyche der Oberhausenerin seien es belastende Zeiten gewesen – ihr ältester Sohn hat eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS. An eine berufliche Ausbildung war kaum zu denken, zu zeitraubend war das, was neudeutsch mit „Care-Arbeit“ (Sorgearbeit) überschrieben ist und oft (zu oft) allein auf den Schultern der Mütter lastet.
Die Erziehung alleine erledigt – irgendwann war es zu viel
Nach dem Fachabitur an einer Berufsschule wurde sie während ihrer Hotellehre schwanger, brach die Ausbildung ab. Jenny kümmerte sich um ihren erstgeborenen Sohn, drei Jahre später kamen Zwillinge, ein Mädchen und ein Junge, hinzu. „Es war viel, ich erledigte die Erziehung quasi alleine.“
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Irgendwann war es zu viel. Beim Diakoniewerk Oberhausen, das Kinder-, Jugend- und Familienhilfen anbietet, fand sie, vermittelt vom Oberhausener Jugendamt, Unterstützung. Es gab Phasen der „Inobhutnahme“. Jugendämter sind berechtigt und verpflichtet, so will es das Sozialgesetzbuch, ein Kind oder einen Jugendlichen in seine Obhut zu nehmen, wenn etwa eine dringende Gefahr für sein Wohl besteht – eine familiäre Situation einfach zu überlastet ist.
Jenny blickt klar auf diese Zeiten zurück, die sie hinter sich gelassen hat. Sie wirbt dafür, die Scheu vor der Jugendhilfe abzulegen. „Jugendamt oder Jugendhilfe, diese Begriffe wirken bedrohlich oder ‚böse‘. Aber ich habe Unterstützung erfahren und erfahre diese weiterhin.“
Familiäre Beziehungen stabilisieren
Astrid Knappke, die beim Diakoniewerk Oberhausen den Fachbereich „Ambulante Hilfen“ leitet, und Kim Wojaczek, Heilpädagogin in der Einrichtung „Knotenpunkt“, helfen Kindern und Jugendlichen, aber genauso auch Vätern und Müttern wie Jenny. „Unsere Aufgabe ist es, die familiäre Beziehung zu stabilisieren, ein gesundes und positives Umfeld zu schaffen“, so Knappke. „Und das funktioniert nur im Zusammenspiel mit den Eltern.“ Das Kindeswohl stehe an oberster Stelle. Ziel und Hoffnung sind, durch die passenden Unterstützungsangebote eine „Rückführung“ zu ermöglichen – so wie es auch bei Jenny und ihren Kindern der Fall war.
Unter dem Dach des Diakoniewerks gibt es eine ganze Bandbreite an Hilfen, ambulant, stationär. Jennys ältester Sohn besucht eine heilpädagogische und familientherapeutische Tagesgruppe. Dort wird auf seine Bedürfnisse eingegangen. Auch Jenny erlernte das passende Rüst- und Werkzeug für das Zusammenleben mit „ihrem Großen“. „Vielfach geht es um Struktur“, wirft Kim Wojaczek ein. Die Heilpädagogin berichtet davon, wie „Spielregeln“ aufgestellt werden. „Es sind keine Verbote, sondern positive Verstärkungen.“ Wer etwa anderen Kindern hilft, wird dafür belohnt, darf etwa auf dem Hof den Fußball kicken.
Jenny hat diese „Taktiken“ übernommen, hat privat einen Lebensgefährten gefunden, der sie unterstützt. Aufgesteckt, das wird im Gespräch mit ihr deutlich, hat die junge Frau, die gebürtig aus einem kleinen Dorf in Niedersachsen stammt, nie. Sie schaut voran, spricht davon, „schaffen“ und „anpacken“ zu wollen. 30 Stunden in der Woche arbeitet Jenny derzeit in einem Callcenter. Es ist ihr Beruf, aber eben nicht ihre Berufung. „Ich möchte gerne einer Arbeit nachgehen, die mich erfüllt“, erklärt sie.
Erfüllung im Handwerk – aber Ausbildung in Teilzeit blieb ihr verwehrt
Diese Erfüllung hat sie vor kurzem, als sie eine Ausbildung zur Konditorin startete, gespürt, bevor die Zeitanforderungen für eine dreifache Mutter zu viel wurden. Lange Arbeitstage standen an, Überstunden, Wochenendarbeit, Spätdienste, häufig auch spontan eingefordert. „Irgendwann sagte mein ältester Sohn zu mir: ‚Mama, ich sehe dich nur noch, wenn du uns ins Bett bringst.‘ Da wusste ich, dass es leider so nicht geht.“ Ihr Arbeitgeber habe ihr aber keine Ausbildung in Teilzeit ermöglichen wollen. Sie hofft, eine entsprechende Stelle finden zu können. Das wäre ihr Wunsch.
Eine Geburtstagsfeier für den Sohn ausrichten, Mandalas und Stifte dazu für die Tochter besorgen, ihrem Zwillingsbruder ein Lego-Set schenken, schauen, dass zum Weihnachtsfest wenigstens ein paar Wünsche der Kinder erfüllt werden können: Jenny möchte ihren drei Kindern so viel ermöglichen. Nicht einfach. Steigende Kosten in fast allen Lebensbereichen lassen das Budget bei vielen Familien für das schrumpfen, was als „Wunsch“ gilt, nicht lebensnotwendig ist. Aber es vielleicht doch ist. Es sind Kinderwünsche – Spielzeugautos, Malutensilien, der Teddybär.
Kinder in Oberhausen unterstützen
Kindern wie denen von Jenny, können Sie, liebe NRZ-Leserinnen und -Leser, einen Wunsch erfüllen. In Oberhausen kooperiert die NRZ mit dem Diakoniewerk Oberhausen und dem Spielwarengeschäft Lausberg bei der diesjährigen Wunschbaumaktion. Bei Lausberg, Langemarkstraße 18-20, befinden sich auch die Wunschzettel der Kinder. Das Geschenk sollte einen Wert bis etwa 25 Euro haben, verpackt und mit der gut sichtbaren Rückseite der Karte beklebt im Geschäft oder beim Diakoniewerk Oberhausen abgegeben oder per Post (Spiel Spaß Natürlich – Dieter Lausberg, Postfiliale 670 / Stichwort: NRZ Wunschbaum; Langemarkstraße 18-20, 46045 Oberhausen) geschickt werden.
Zusammen mit dem Diakoniewerk Oberhausen, dem Spielwarengeschäft Lausberg hat die NRZ Wünsche zusammengetragen, die Leserinnen und Leser zu Weihnachten erfüllen können (siehe Info-Box). „Einer meiner Söhne ist großer Playmobil-Fan“, verrät Jenny. „Aber die Preise dafür sind mitunter enorm.“