Im Rheinland. . Jugendämter und Kliniken sollen im Rheinland stärker kooperieren. Essen, Viersen und andere sind als Projektregionen im Gespräch.

Was tun mit schwer erziehbaren Jugendlichen, bei denen auch seelische Probleme vorliegen, und von denen manche seit Jahren zwischen Jugendhilfe und -psychiatrie pendeln? Auf der Suche nach einer Unterbringung telefonieren sich örtliche Jugendamtsmitarbeiter die Finger wund. Wie Lorenz Bahr, Dezernent beim Landschaftsverband Rheinland (LVR), berichtet, werde oft bei bundesweit 150 bis 200 Trägern nachgefragt – und am Ende steht man dann doch ohne eine Unterbringung da.

„Systemsprenger“ nennt die Fachwelt solche jungen Menschen, weil sie eben nicht eindeutig der Jugendhilfe oder der -psychiatrie zuzuordnen sind. „Das sind hochschwierige Fälle“, sagt Bahr im Gespräch mit der NRZ. Eine Abfrage bei den über 90 Jugendämtern im Rheinland habe ergeben, dass es in jedem Bezirk ein, zwei oder drei solcher Jugendlicher gebe. Diese seien oft aggressiv gegen sich selbst und andere. In einigen Fällen bestehe Selbstmordgefahr.

Individuelle Lösungen

Geschlossene Unterbringung sei keine Lösung - „jedenfalls nicht auf Dauer“, meint LVR-Dezernent Bahr. Der LVR will deshalb Jugendhilfe und -Psychiatrie vor Ort besser vernetzen. Auf Fallkonferenzen soll individuell nach einer Lösung gesucht werden – „das kann eine kleine Wohngruppe sein oder auch eine Einzelbetreuung in einer Wohnung durch Fachkräfte rund um die Uhr“, erklärt Bahr. In Modellregionen soll diese Zusammenarbeit erprobt werden. Im Gespräch sind Mönchengladbach und Viersen, der Kreis Heinsberg sowie Essen und eine weitere Großstadt. Zur Begleitung des Projektes will der Landschaftsverband in den nächsten Jahren eine Vollzeitkraft und mehrere Honorarkräfte bereitstellen.