Oberhausen. Axel H. ist alleinerziehend und sucht Arbeit. Für seinen Sohn spart er, wo es nur geht. NRZ-Leserinnen und -Leser können einen Wunsch erfüllen.

Große Sprünge? Nein, die sind nicht drin für Axel H (Name geändert). Selbst beim Einkauf im Discounter geht es um ganz profane Überlegungen. „Was kann ich mir erlauben? Wenn ich jetzt richtig gut esse, dann wird es die nächsten zehn Tage knapp.“ Das erklärt, warum der Griff eher zum Toastbrot für 79 Cent als zum einzelnen Brötchen für 39 Cent geht. Denn Axel H., der alleinerziehende Vater aus Oberhausen, hat auch immer seinen Sohn, nennen wir ihn Ben, im Hinterkopf. Für ihn, den Viertklässler, möchte er sparen, ihm zumindest manchmal eine große Portion Pommes kaufen oder einen kleinen Ausflug ermöglichen.

Nur noch zehn Prozent Sehkraft – auf einem Auge

Der ausgebildete Einzelhandelskaufmann sucht nach einer Arbeit, befindet sich in einer Reha-Maßnahme des Jobcenters. „Ich war eine Frühgeburt, meine Augen hatten nicht genug Zeit, sich richtig zu entwickeln“, berichtet der Mittdreißiger heute. Inzwischen ist sein linkes Auge komplett erblindet, auf dem rechten Auge sind noch zehn Prozent Sehkraft vorhanden. Keine idealen Voraussetzungen, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten.

Seitdem Ben drei Monate alt ist, hat Axel H. das alleinige Sorgerecht. „Vor zwei Jahren gab es den letzten Kontakt mit der Mutter.“ Mitunter schwierige Zeiten liegen hinter dem Vater-Sohn-Gespann. „Zu Beginn wusste ich nicht, wie man eine Windel wechselt.“

Er ist froh über die Unterstützung des Jugendamtes und aktuell des Diakoniewerkes in Oberhausen, wo er im Bereich der sozialpädagogischen Familienhilfe einen Ansprechpartner in Christian Nitsche hat. „Unsere Aufgabe ist es, die Vater-Sohn-Beziehung zu stabilisieren, ein gesundes und positives Umfeld zu schaffen“, erklärt Nitsche. Er hilft zusammen mit der Schuldnerberatung des Diakoniewerks Axel H. auch, die Finanzen in den Griff zu bekommen. „Er überlegt ganz genau, was er sich erlauben kann“, berichtet Nitsche.

Inflation macht zu schaffen

Das schmale Budget wird in Zeiten von explodierenden Energiepreisen und einer Inflation im zweistelligen Prozentbereich noch stärker strapaziert. Beim Abendessen bleibt es in der Regel bei einer einfachen Brotzeit. „Käse, Wurst, Butter, alles ist ja deutlich teurer geworden.“ Axel H. ist erleichtert darüber, dass sein Sohn unter der Woche ein warmes Mittagessen in der Schule erhält. „Das entlastet natürlich das Familienbudget.“ Dankbar ist er auch für die Unterstützung seiner Eltern – Ben verbringt meist das Wochenende bei Oma und Opa.

Unter der Woche fährt er mit dem Sohnemann viel Fahrrad, geht mit ihm auf Spielplätze – das schont das Portemonnaie. „Ich spare über das Jahr, um meinem Sohn eine Dauerkarte für einen Freizeitpark zu kaufen.“ Diese Freude möchte er Ben bereiten. Die Aktion Lichtblicke ermöglichte den beiden in diesem Jahr einen Urlaub auf Mallorca, der erste gemeinsame ohne die Großeltern.

Kinder spüren die Sorgen der Eltern

„Wir erleben derzeit viele Anfragen von Familien. Überall wird es finanziell eng“, merkt Astrid Knappke an, die beim Diakoniewerk Oberhausen den Fachbereich „Ambulante Hilfen“ leitet. Und das sorgt für steigende Belastungen in den Familien.

Astrid Knappke hat mit vielen Familien zu tun. Die steigenden Preise in quasi allen Lebensbereichen setzen ihnen zu.
Astrid Knappke hat mit vielen Familien zu tun. Die steigenden Preise in quasi allen Lebensbereichen setzen ihnen zu. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

„Kinder haben ein feines Gespür dafür, wenn Eltern sich sorgen und sich viele Gedanken machen. Sie bekommen es mit, wenn auch hinter verschlossenen Türen über Geld gesprochen wird.“

Sorge vor steigenden Stromkosten

In diesem Jahr gab es beim Strom für Axel H. noch eine kleine Rückzahlung. „Aber die Abschlagszahlungen wurden schon um 50 Prozent erhöht.“ Das ist eine Sorge, die ihn für 2023 begleitet. Aber auch eine gewisse Vorfreude ist spürbar, denn Ben wechselt auf eine weiterführende Schule.