Kleve. Kleve möchte die Landesgartenschau 2029 ausrichten und die Stadt grüner machen. Es geht um Fördergelder in Millionenhöhe. Das ist die Konkurrenz.
„Stadt, Land, Wasser“: Unter diesem Dreiklang soll die Landesgartenschau 2029 in Kleve stehen. Eine Machbarkeitsstudie liegt vor, Bürgerinnen und Bürger werden bereits nach ihren Ideen gefragt. Einige entscheidenden Hürden muss die Schwanenstadt aber noch überwinden, damit diese Vision auch Realität werden kann – und Millionen an Fördergeldern ihren Weg an den Niederrhein finden.
Bürgermeister sieht starke Unterstützung in der Politik
So muss die örtliche Politik im Stadtrat ihre abschließende Zustimmung zur Bewerbung geben. „Eine Formsache“, merkt Bürgermeister Wolfgang Gebing bei diesem Punkt im NRZ-Gespräch an. „Wir haben eine starke Unterstützung bei den Fraktionen“, zeigt er sich überzeugt. Bereits frühzeitig sei die Werbetrommel bei den politisch Verantwortlichen gerührt worden.
Rückhalt in der Bevölkerung sei ebenfalls spürbar, seit dem 25. Oktober läuft die Bürgerbeteiligung. „Die erste Informationsveranstaltung im Audimax der Hochschule Rhein-Waal war vollbesetzt, obwohl sie am 11. November, also in Konkurrenz zum Hoppeditzerwachen, stattfand. Das war toll zu sehen, auch dass so viele Ideen eingebracht wurden“, sieht Bernhard Klockhaus, Leiter des Tiefbauamts in der Stadtverwaltung und gewissermaßen Chefplaner der möglichen Laga, eine positive Grundstimmung bei den Kleverinnen und Klevern.
Konkurrenz aus Ostwestfalen und dem Münsterland
Herausfordernder könnte es werden, das Land NRW zu überzeugen und die Mitbewerber auszustechen. Bestrebungen, Kleve Konkurrenz zu machen, gibt es unter anderem in Verl in Ostwestfalen sowie in Steinfurt im Münsterland. „Wir arbeiten unter Hochdruck, aber auch mit Herzblut an einer überzeugenden Bewerbung“, erklärt Klockhaus.
Bis zum 1. März 2024 müssen die Unterlagen abgeschickt sein. Die Entscheidung über einen Zuschlag fällt im Laufe des Sommers 2024. Eine Kommission wird zuvor alle Bewerberstädte besichtigen.
Landesgartenschau soll nicht nur eine „Blümchen-Ausstellung“ sein
„Unser Konzept für die Gartenschau geht weit darüber hinaus, nur eine ‚Blümchen-Ausstellung‘ sein zu wollen“, führt der Tiefbauamtsleiter an. Vielmehr sollen mit der Schau und den entsprechenden Fördermitteln Projekte umgesetzt werden, um das Gesicht der Stadt zu modernisieren – und auch dem Klimawandel zu begegnen.
„Eine Landesgartenschau bietet den Vorteil, Fachkräfte zu finden, die sonst einfach nicht zu bekommen sind“, betont Bürgermeister Gebing. Es gebe gewissermaßen Fachfirmen, die auf Gartenschauen spezialisiert sind. „Ansonsten gilt für Kleve, wie für alle anderen Verwaltungen auch, dass es schwer ist, Personal zu finden. Der Fachkräftemangel ist real.“
Eine der Grundideen ist es, den Spoykanal – städtebaulich gesprochen – „näher“ an die Stadt und gerade die Innenstadt heranzurücken. „Wasser in die dichtbebaute Fußgängerzone zu bringen, kann in den Sommermonaten für eine Abkühlung sorgen“, erklärt Klockhaus. Bislang sei der zentrale Kanal zu wenig in die Umgebung eingebunden. Die Schau biete die Möglichkeit, Kleve zur „Stadt am Wasser“ zu entwickeln, glaubt Klockhaus.
Klockhaus und Gebing sprechen von Wassertaxis, die Besucherinnen und Besucher nutzen können. Wegenetze sollen ausgebaut, neue Radwege angelegt werden, die Aufenthaltsqualität im Freien steigen. In das Gelände der Gartenschau sollen bestehende Grünanlagen, etwa die Galleien, eingebunden werden. So sieht es die Machbarkeitsstudie vor, die das Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten aus Essen erarbeitet hat.
Laga 2029: Mit so viel Geld plant die Stadt
Ein Pfund, um das Land NRW und die Jury zu überzeugen, soll die Einbindung der Hochschule Rhein-Waal in die Pläne der Schau darstellen. Lerngärten für eine jüngere Zielgruppe, etwa Schulklassen, seien denkbar, ebenso Flächen, um neue Entwicklungen in der Landwirtschaft zu präsentieren.
Das Budget für die Laga 2029 soll 19 bis 20 Millionen Euro betragen, rechnen Gebing und Klockhaus vor. „Dabei betrachten wir zwei Phasen. Für Investitionen im Vorfeld, um Infrastrukturprojekte anzugehen, veranschlagen wir rund zwölf Millionen Euro. Für die eigentliche Durchführung setzen wir etwa sieben Millionen Euro an.“ Alleine stemmen muss Kleve die Kosten nicht. „Als Pauschalförderung gibt es sechs Millionen Euro. Weitere Mittel könnte es aus der Städtebauförderung geben“, betont Klockhaus.
Bislang kann Kleve pro Jahr rund 90.000 Besucherinnen und Besucher begrüßen. Erfahrungswerte zeigen, dass Landesgartenschauen als Publikumsmagneten bis zu einer halben Million Menschen und mehr anziehen können – in Höxter wurden in diesem Jahr gar über 620.000 Besucherinnen und Besucher verzeichnet. Doch Klockhaus erwartet keine verkehrliche Überforderung: „Kleve kann mit so einem Besucherstrom umgehen, es gibt genug Flächen, die etwa als Parkplätze mit Shuttle-Bus-Anbindung genutzt werden können.“
In Kamp-Lintfort liegt die Austragung der dortigen Landesgartenschau inzwischen drei Jahre zurück. Aus Sicht der Stadt, so blickt Bürgermeister Christoph Landscheidt zurück, sei die Laga 2020 mit fast einer halben Million Besucherinnen und Besucher, trotz Corona, ein „Riesenerfolg“ gewesen. So habe die Schau beinahe 50 Millionen Euro öffentliche und private Investitionen in die Stadt gebracht.
„Ohne die Laga gäbe es den Zechenpark mit dem Green FabLab, dem Kalisto, dem Schirrhof, den Ausbau des Wandelweges, die vielfältigen Spiel- und Sport- und Freizeitgelegenheiten und die gesamte Verkehrsinfrastruktur rundherum heute nicht“, sieht Landscheidt eine Nachhaltigkeit. „Auch der Bahnanschluss ist mit der Entscheidung für die Laga forciert worden.“
Verbunden durch die Hochschule Rhein-Waal
Die Ambitionen in Kleve sind Landscheidt nicht verborgen geblieben. Mit „großem Interesse“ werde die Bewerbung verfolgt, Kamp-Lintfort stehe „als Partnerstandort unserer gemeinsamen Hochschule Rhein-Waal schon jetzt in kollegialem Kontakt zu den Verantwortlichen“. 2029 feiert die Hochschule passenderweise das 20-jährige Bestehen.
Landesgartenschau – Großereignis alle drei Jahre
Die Landesgartenschauen in Nordrhein-Westfalen finden alle drei Jahre statt. Gastgeber der ersten Schau war 1984 Hamm. 2020 fand die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort statt, in diesem Jahr trug Höxter die Schau aus und konnte 622.430 zahlende Besucherinnen und Besucher zwischen April und Oktober begrüßen. Die Geschäftsführung der dortigen Schau zeigte sich kurz nach Ende der Großveranstaltung zuversichtlich, dass die Gartenschau finanziell mindestens mit einer schwarzen Null abschließen wird. Die Landesgartenschau 2026 findet in Neuss statt. Auf der ehemaligen Galopprennbahn in der Nähe der Innenstadt entsteht ein 38 Hektar großer Bürgerpark
Hervorheben möchte Landscheidt die Einbeziehung der Bürgerschaft. Im Förderverein der Landesgartenschau hätten sich knapp 1.000 Mitglieder zusammengefunden, die zu einem beachtlichen Teil heute noch aktiv seien. Das ehrenamtliche Engagement habe eine nachhaltige Identifizierung mit „ihrer Stadt Kamp-Lintfort“ geschaffen. „Das ist auch unser Tipp für jede Bewerber-Stadt: Nehmt eure Bürgerinnen und Bürger mit, macht sie ‚heiß auf die Laga‘, lasst sie mitreden, mitentscheiden, mithelfen. Dann wird es ein Erfolg!“