Xanten. Das Freizeitzentrum Xanten hat Finanzprobleme und verzeichnet eine Budgetlücke im sechsstelligen Bereich. Diese Pläne gibt es für die Zukunft.

Ein verregneter Sommer, massiv gestiegene Energie- und Lohnkosten und ein zwar dem Vernehmen nach gut besuchtes, aber finanziell wenig ertragreiches Oktoberfest: Das Freizeitzentrum Xanten (FZX), touristische Attraktion und Naherholungsgebiet am Niederrhein rund um die Xantener Nord- und Südsee, ist durch ein Bündel an Fehlentwicklungen in arge finanzielle Schieflage geraten. Bis Ende des Jahres gibt es eine Liquiditätslücke in Höhe von 600.000 Euro, auch für das erste Quartal 2024 benötigt das FZX zusätzliche Mittel in Höhe von 200.000 Euro, um den Betrieb zu sichern.

Darlehen wurde aufgenommen

„Mit einem Darlehen wurde die Liquidität vorerst gesichert“, berichtet Thomas Görtz, Bürgermeister der Stadt Xanten und einer der drei Geschäftsführer der Betreiber-GmbH. Die Gesellschafter, das sind der Regionalverband Ruhr (RVR), der Kreis Wesel und eben die Stadt Xanten, müssen aber in der Folge einspringen und das FZX auf finanziell gesunde Füße stellen. Das Darlehen bei der Sozial-Stiftung-Xanten solle nur kurzfristig die Geschäfte sichern, führt Görtz an, der Sprecher der Geschäftsführung ist. Den politischen Gremien der drei Gesellschafter dürften somit kontroverse Diskussionen bevorstehen.

„Grundsätzlich ist das Freizeitzentrum ein gesundes Unternehmen“, beteuert Görtz im Gespräch mit der NRZ. „Wir müssen aber dringend Maßnahmen ergreifen, um es zukunftsfähig aufzustellen.“

Das Zentrum habe ein außergewöhnlich schlechtes Sommergeschäft erlebt. „Im Juli und im August war das Strandbad an 32 von 62 Tagen geschlossen“, blickt er zurück. Vor allem die Sommerferien, die in NRW vom 22. Juni bis 4. August dauerten, fielen sprichwörtlich ins Wasser. „Es gab keinen Tag, an dem wir mehr als 1000 Besucher verzeichnen konnten. An 25 von 46 Tagen hatten wir sogar gar keinen Betrieb.“ Dass sich an heißen Tagen teils bis zu 12.000 Menschen an Nord- und Südsee einfinden, sei in der aktuellen Lage eine eher blasse Erinnerung.

Thomas Görtz macht sich viele Gedanken um die Zukunft des Freizeitzentrums. 
Thomas Görtz macht sich viele Gedanken um die Zukunft des Freizeitzentrums.  © NRZ | Privat

„Was Aushilfs- und Saisonkräfte betrifft, da können wir etwas jonglieren. Aber natürlich gibt es laufende Kosten, die wir nicht runterfahren können. Die Energiekosten sind gestiegen, ebenso die Preise im Einkauf, etwa für Lebensmittel“, umreißt Görtz die Problemlage. „Und da wir unsere festangestellten Beschäftigten nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlen, gab es auch da höhere Aufwendungen.“

Görtz sieht es als zentrale Aufgabe an, die Abhängigkeit des Freizeitzentrums von der Witterung zu verringern. „Es gab bereits in den Vorjahren Schwankungen in den Sommermonaten, aber so wie in diesem Jahr war es noch nie.“ So müsse etwa die am Hafen Xanten gelegene Gastronomie „Plaza del Mar“ auf die Auswirkungen des Klimawandels reagieren. „Zwei Drittel der Plätze befinden sich draußen“, so Görtz. Zwar gebe es Sonnenschirme und Infrarot-Heizstrahler, „doch wer hat bei zwölf Grad und Regen Lust, dort zu sitzen“, fragt sich der Xantener Verwaltungschef. Hier seien auch bauliche Veränderungen denkbar – die aber natürlich nicht umsonst zu haben sind.

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Eine Einnahmequelle könnte ein Stellplatz für Wohnmobile sein. „Das ist ein Feld mit starker Nachfrage“, glaubt Görtz. Mehr Urlauber anzulocken, sei aus seiner Sicht erfolgversprechend.

Bereiche verpachten? Risiken könnten ausgelagert werden

Geprüft werde, ob einzelne Bereiche des FZX verpachtet werden können. Bislang betreibt das Freizeitzentrum viele Angebote in Eigenregie. „Wir können mit einer festen Pacht rechnen, das unternehmerische Risiko liegt jedoch beim Pächter oder der Pächterin.“ Ob es dazu kommt, ist noch offen. „Das Pachtmodell bedeutet in gewisser Weise eine Sicherheit, auf der anderen Seite würden wir aber nicht mehr von besonders umsatzstarken Sommertagen profitieren“, so Görtz. Zuletzt wurde bei der Surfschule „Beachline“ aber erst der umgekehrte Weg eingeschlagen und ein externes Angebot in die FZX-Gesellschaft integriert.

Das Oktoberfest, das in diesem Jahr nach drei Jahren Corona-Pause zwischen dem 29. September und 15. Oktober nach Angaben von Görtz knapp über 30.000 Besucher anlockte, könnte in Zukunft kleiner ausfallen. „Es muss darüber nachgedacht werden, ob es weiter ein so großes Zelt mit 4500 Plätzen geben kann.“ Zwar sei der Zuspruch der Besucher da gewesen, „doch sind die Kosten enorm angestiegen“, führt Görtz an. Dem „größten Oktoberfest am Niederrhein“, das stets für sprudelnde Einnahmen gesorgt habe, scheint eine Schrumpfkur bevorzustehen.

>>>1974 gegründet

Das Freizeitzentrum Xanten rund um die Xantener Nord- und Südsee besteht seit 1974, wurde seitdem erweitert. Gesellschafter der betreibenden GmbH sind die Stadt Xanten (25 Prozent), der Kreis Wesel (25 Prozent) und der Regionalverband Ruhr (50 Prozent). Die Wasserfläche ist insgesamt über 200 Hektar groß, unter anderem gibt es ein Strandbad, Gelegenheiten zum Segeln, Surfen, Tauchen und Angeln bestehen ebenfalls. Wanderwege führen rund ums Wasser, es gibt eine Minigolf-Anlage und gastronomische Angebote.