Kreis Wesel. Viele Menschen haben den Trendsport auf dem Board für sich entdeckt. Wir haben Tipps für Stand-up-Paddling im Kreis Wesel zusammengestellt.

Was ist das nur, das Menschen dazu treibt, sich auf ein wackeliges Brett zu stellen und auf dem Wasser zu paddeln? Stand-up-Paddling (SUP) gewinnt mehr und mehr Anhänger und viele Anbieter stellen sich auf die gestiegene Nachfrage ein. Was SUP so reizvoll macht? Man kann dick sein oder dünn, jung oder alt oder ein Handicap mitbringen: Für beinahe jeden und jede bietet dieser Sport etwas. Ein paar Stunden zum Aussteigen oder auch Muskel- und Gleichgewichtstraining auf die unterhaltsame Art. Bloß Wasserscheue sind auf dem Board fehl am Platz. Und schwimmen sollten die Neustarter können. Wir stellen einige Möglichkeiten vor, sich dieser Sportart zu nähern.

Beachline in Xanten bietet 160 Boards

Absoluter Hotspot für Stand-up-Paddler und solche, die es werden wollen, ist die Beachline am Rand der Xantener Südsee, die seit Januar zum Freizeitzentrum Xanten gehört. 160 Boards hat die Beachline während der Saison, hinzu kommen 50 bis 100 Gastpaddler an schönen Tagen. Wassersportchef Georg Verfürth hat eine Erklärung für den Reiz des Sports, für den man keine besondere Fitness braucht: „Ein SUP lebt von der Leichtigkeit, die großen Bretter sind weitgehend kippsicher, das ist vergleichbar mit dem Hollandfahrrad.“

Verfürth engagiert sich im Behindertenwassersport. Blinde, Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung: Auch sie können in Xanten SUP lernen. Ebenso stark übergewichtige Menschen oder Rollstuhlfahrer. „Man kann einen Rollstuhl an das Board schnallen“, erläutert Verfürth. Wichtig für Menschen mit Behinderung ist, dass sie sich vorher anmelden, damit das Team sich auf ihre Bedürfnisse einstellen kann. Es gibt Behindertentoiletten, fast alles ist barrierefrei ausgebaut. Das Thema liegt Verfürth am Herzen. „Geistig und körperlich Behinderte werden in allen Sportarten ausgegrenzt, wir halten die Arme für sie offen.“

Corona habe diesen Sport richtig gehypt, „das ist inzwischen anders geworden, bei mäßigem Wetter ist es sehr ruhig“, erklärt er. Bei der Beachline kostet eine halbe Stunde zehn Euro, je weitere fünf Minuten einen Euro. Die Zeit, die jemand auf dem Leihboard verbringt, wird genau erfasst. Wer bereits sein eigenes Sportgerät mitbringt, zahlt sieben Euro für die Tageskarte.

Wo liegen die Probleme bei den Anfängern? „Das Board wackelt. Man muss seinem Körper vertrauen“, sagt Verfürth. Daran hapert es häufig. „Anfänger schauen immer gern nach unten auf ihre Füße. Das ist falsch, man muss nach vorn schauen, auf die Straße gucken, sage ich immer. Das ist wie mit dem Tablett: Wer die Gläser anguckt, schlabbert garantiert.“

Egal, ob sich der Erfolg ganz fix oder eher langsam einstellt: „Mit einer Ausnahme haben es bislang alle Teilnehmer innerhalb von fünf bis 15 Minuten geschafft, zu stehen“, so Verfürth. Die Ausnahme war jemand, der enorme Probleme mit dem Gleichgewichtssinn hatte, eher ungewöhnlich.

Die Beachline in Xanten öffnet bei schönem Wetter von 11 bis 20 Uhr, nach den Ferien erst ab 15 Uhr, samstags und sonntags etwa von 11 bis 18 Uhr. Wer hier aufs Board steigt, kann beispielsweise durch Nord- und Südsee fahren, unter der Klappbrücke Wardt hindurch, im Hafen Xanten am Steg anlegen, die Gastronomie und den Domblick genießen.

Schnupperkurse auf dem Budberger See

Der Budberger See in Rheinberg ist ideal, um mit dem SUP anzufangen. Hier bietet der Verein Taucher Kamp-Lintfort Einsteigerkurse auch ohne Mitgliedschaft.
Der Budberger See in Rheinberg ist ideal, um mit dem SUP anzufangen. Hier bietet der Verein Taucher Kamp-Lintfort Einsteigerkurse auch ohne Mitgliedschaft. © Taucher Kamp-Lintfort

Angebote für Stand-up-Paddling gibt es seit zwei Jahren auch beim Verein Taucher Kamp-Lintfort. Inzwischen ist das Angebot sehr beliebt. Termine finden sich auf der Homepage, die Teilnehmer treffen sich jeweils am Budberger See in Rheinberg.

Wer das Gefühl kennenlernen möchte, auf einem Brett zu stehen und sich mit einem Stechpaddel vorwärts zu bewegen, kann hier mitmachen, ohne Mitglied zu sein.

Zunächst wird es eine Einführung in Material und Materie am Ufer geben. Dann geht es bald aufs Wasser. „Wir bringen dir die wichtigsten Basics bei, damit du sicher auf dem Board stehst und Spaß beim Paddeln auf dem Budberger See hast“, verspricht der Verein. Die Teilnehmer lernen, wie sie mit dem Material umgehen können, sie üben, wie sie auf das Board aufsteigen – und nicht zuletzt, wie sie sich auch darauf halten können.

Der Einsteigerkurs dauert zwei bis drei Stunden und kostet 40 Euro für Nichtmitglieder, Mitglieder zahlen 25 Euro. Es können jeweils höchstens vier Einsteiger an einem solchen Kurs teilnehmen, der von 10 bis 13 Uhr dauert.

Anissa Dürkop ist für die SUP-Neulinge zuständig. Sie bittet darum, sich auf der Homepage anzumelden. „Ich melde mich dann ein paar Tage vor dem Start bei den Teilnehmern und sage, wo wir uns treffen“, erläutert sie das Prozedere. Die SUP-Schnupperer gelangen über den Tauchereinstieg auf den See. „Den haben wir an diesen Tagen für uns allein, von ein paar Tauchern unter Wasser mal abgesehen“, sagt Dürkop und weist darauf hin, dass es dort keine Toilette gibt.

Unterwegs auf Lippe und Kanal ab Schermbeck

Unter Aufsicht,  mit  passendem Paddel, ist es kinderleicht.
Unter Aufsicht, mit passendem Paddel, ist es kinderleicht. © Carsten Klein-Bösing

Wer auf Stand-up-Paddling neugierig geworden ist, kann auch in Schermbeck Schnupperkurse buchen. Carsten Klein-Bösing bietet sie unter dem Label SUP NRW in kleinem Rahmen an, normalerweise auf der Lippe. Aktuell führt der Fluss aber zu wenig Wasser um ihn zu befahren, so dass er mit seinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf den Wesel-Datteln-Kanal ausgewichen ist.

Obwohl es kniffelig aussieht, sei der Sport einfach zu erlernen. „Bis jetzt hat es jeder geschafft, nach wenigen Minuten auf dem Board zu stehen“, sagt er. Die ersten Versuche starten im Knien. Was SUP so reizvoll macht? Es sei kein großer Aufwand notwendig, das Zubehör passt in jeden Kleinwagen. „Man kann es sogar im Rucksack mitnehmen, weil es aufblasbare Boards gibt.“ Und was sich Anfängerinnen und Anfänger zumuten wollen, können sie selbst entscheiden. Besondere Fitness wird nicht vorausgesetzt, allerdings ist es eine Herausforderung, den Gleichgewichtssinn zu trainieren und ein Gefühl für seinen Körper zu bekommen.

25 Euro kostet ein Einsteigerkurs, der rund eineinhalb Stunden dauert. Höchstens drei Personen können teilnehmen, es wird gebeten, sich anzumelden: 0177/737 17 92. Was sollte man zu so einem Kurs mitbringen? „Badesachen“, sagt Klein-Bösing. Gut wäre auch ein Getränk in einer Plastikflasche – das verhindert mögliche Scherben im Gewässer. Und Sonnenschutz sei wichtig, eventuell ein Funktionsshirt und eine Kappe, um den Kopf zu schützen. Board und Zubehör werden gestellt.

Anders als auf der Lippe, gibt es auf dem Wesel-Datteln-Kanal Berufsschifffahrt, das erfordert einige Aufmerksamkeit. Solange man die Binnenschiffer nicht behindert, werde Wassersport auf dem Kanal geduldet, so Klein-Bösing. „Man sollte darauf achten, bei Gegenverkehr nicht an den Brücken zu sein“, erläutert er. Um unter der Brücke hindurch zu kommen, fahren die Binnenschiffer ihre Führerkabine herunter. „Das bedeutet, dass sie für 20 bis 30 Meter im Blindflug unterwegs sind“, so der Wassersportler. Paddler irritieren da nur, also heißt es: Viel Platz lassen.

Paddling auf der Lippe – schöne Touren und Regeln, die zu beachten sind

Entlang der Lippe gibt es zahlreiche Einstiegsstellen für Stand-up-Paddler, unter anderem am Lippehafen 16 in Wesel, der für Anfänger empfohlen wird. Hier können Neulinge das Fahren auf dem Fluss üben, heißt es auf Supscout, einem Internetportal von SUP-Aktiven für SUP-Aktive, das auch Tourentipps gibt. Es gebe wenig Strömung und man könne sich in aller Ruhe ausprobieren, da der Einstieg strömungsfrei sei. Allerdings führt die Lippe aktuell sehr wenig Wasser.

Bessert sich die Lage wieder, wird empfohlen, gegen den Strom zu starten und anschließend bequem mit der Strömung zurück zu paddeln – drei Kilometer, die für Anfänger gut geeignet sind. Allerdings ist für SUP an der Brücke der B8, am Restaurant Lippeschlößchen, Schluss. Hier beginnt das Naturschutzgebiet Lippemündungsraum, aufwendig renaturiert und mit einer großen Artenvielfahrt. Die Tiere sollen nicht in ihren Rückzugsorten gestört werden – und es gibt zahlreiche bedrohte Arten in dem Bereich.

Peter Malzbender, Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes Wesel, erläutert den Kompromiss, der dort gefunden wurde: Kanuten beispielsweise Weseler Vereine dürfen dort passieren ohne das Ufer zu betreten. Die Zahl der erlaubten Fahrten sei genau festgelegt. „Stand-up-Paddling ist grundsätzlich dort verboten“, erläutert Malzbender. Der Grund: Aufrecht stehende Menschen versetzen die Tierwelt in Angst und Schrecken. „Dann flieht alles“, so Malzbender. Daher ist der Lippemündungsraum Tabu – übrigens auch für Schwimmer, grillende Zeitgenossen und Hundehalter, die immer wieder mal dort erwischt werden.

Doch auch ohne das Mündungsdelta hat der Fluss viel zu bieten, allerdings ist, ebenfalls aus Naturschutzgründen, das Ufer besonders geschützt, es darf an vielen Stellen nicht betreten werden, so der Lippeverband. Im Kreis Wesel gilt das auch für die Lippeaue Hünxe-Schermbeck, die bis zur Autobahn A3 reicht.

Das Ein- und Aussetzen ist nur an bestimmten Stellen zulässig, beispielsweise in Schermbeck direkt hinter der Brücke, Ausstieg in Krudenburg kurz vor der Brücke – eine kurze Tour.

SUP und Yoga auf dem Board beim Wassersportverein Moers

Eine besondere Herausforderung auf dem wackeligen Gerät: Yoga (Archivbild).
Eine besondere Herausforderung auf dem wackeligen Gerät: Yoga (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Auch in Moers haben viele Menschen Stand-up-Paddling als ihre Art entdeckt, zugleich entspannt und sportlich ihre Freizeit zu verbringen. Der Wassersportverein Moers bietet Schnupperkurse am Schwafheimer Waldsee an, offen für alle Interessierten, auch ohne Mitgliedschaft. Nächster Termin ist Sonntag, 17. Juli von 10 bis 13 Uhr und ein weiterer von 14 bis 17 Uhr. Weitere Möglichkeiten, sich aufs Wasser zu begeben: 6. August und 7. August jeweils zu den gleichen Uhrzeiten. Mitmachen kostet 60 Euro, darin sind die Leihgebühr für das Board, die Leash – eine Schlaufe die den Paddler mit seinem Board verbindet – und Schwimmweste inklusive. Treffpunkt ist das Gelände des Wassersportvereins Moers an der Waldstraße 115, Kontakt Marc Huse, Rufnummer 0179/41 593 18.

Mit so einem Board lässt sich noch viel mehr anfangen als bloß Paddeln, erläutert Marc Huse. Der Wassersportverein Moers bietet auch Schnupperkurse in SUP-Yoga an. Wer Yoga kennt, weiß dass es eine körperliche Herausforderung ist. Yoga auf dem wackeligen Board setzt noch eins drauf und soll die Rückenmuskeln besonders trainieren, den Gleichgewichtssinn stärken, fitter machen und kurzweiliges Training bieten.

Der Wassersportverein Moers bietet kostenlose offene Workouts ohne Anmeldung an – einfach kommen und mitmachen. Natürlich wirbt der Verein bei dieser Gelegenheit um eine Mitgliedschaft, die mehr Möglichkeiten bietet. Voraussetzung für Yoga auf dem SUP ist sie aber nicht. Auch hierbei stellt der Verein die gesamte Ausrüstung.

SUP mit der Wassersportschule am Auesee in Wesel

Klar, der Auesee in Wesel lädt zum Wassersport ein, er ist im Frühjahr, Sommer und Herbst befahrbar. Auch auf dem Board mit Stechpaddel. Anbieter ist die Wassersportschule am Auesee, und die Aktiven haben sich einiges einfallen lassen.

Der Verein bietet aufblasbare Boards und hält sogar ganz leichte Paddel speziell auf die Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet bereit. Und wem die Stunden auf dem Wasser zu einsam sind: Hier gibt es sogar ein Riesenboard, das bis zu zehn Leute gleichzeitig aufnehmen kann. Ein Gruppenausflug der besonderen Art.

Zudem haben sich die Weseler mit der Geschichte von Menschen auseinandergesetzt, die mit einem Brett und einem Paddel auf dem Wasser unterwegs waren. Demnach haben die Fischer das Ganze erfunden, einige von ihnen begaben sich auf diese Weise auf die Jagd. In moderneren Zeiten war die Fortbewegung mit Brett und Paddel eher Sache der Surflehrer, um zu ihren gekenterten Schülern zu gelangen.

Heute verfügt der Auesee über einen bequemen SUP-Einstieg mit Wiese, um das Material auszubreiten. Wer keins hat, kann es vom Verein leihen. Und wer seins beschädigt hat, findet hier Unterstützung. Die Angebote richten sich an Mitglieder und solche, die es werden wollen. Informationen gibt es im Netz unter https://surfen-wesel.de/SUP/sup.html

Tenderingssee: Kinder dürfen unter Aufsicht paddeln

Über den Tenderingssee, der an Voerde, Hünxe-Bruckhausen und Dinslaken grenzt, geistern widersprüchliche Informationen durchs Internet: SUP sei dort ganzjährig verboten, heißt es beispielsweise.

Das stimmt so nicht, wie Besucher des Strandbades aus eigener Erfahrung sagen können. Denn es gibt zwei Möglichkeiten, auf dem Tenderingssee Stand-up-Paddling zu betreiben, ergibt eine Nachfrage der Redaktion.

Strandbadbesucher können vor Ort ein Board samt Equipment für 13 Euro die Stunde ausleihen – alles ist dabei, Board, Weste, Paddel, Leash und Schwimmweste. Unbedingte Voraussetzung dafür ist aber, dass die Paddler schwimmen können, betont Lars Jensen vom Strandbad Tenderingssee. Kinder und Jugendliche sollten stets in Begleitung Erwachsener kommen. „Wir wollen nicht riskieren, dass jemand irgendwohin paddelt und gegen den Wind nicht mehr zurück kann“, nennt Jensen einen der Gründe. Zwar ist Stand-up-Paddling alles andere als eine Risikosportart, unbeaufsichtigt sollen aber keine Kinder auf dem See sein, darauf achtet der TV Bruckhausen, der das Strandbad betreibt.

Ohnehin sollten Kinder in der Lage sein, die Paddel zu bedienen, sonst mache das keinen Sinn. Wer Mädchen und Jungen unter acht Jahren mitbringen möchte, sollte sie auf dem Board des Erwachsenen mitnehmen, rät Jensen.

Vielfältige weitere Möglichkeiten zum SUP bietet die Surfabteilung des TV Bruckhausen, die eine SUP-Gruppe gegründet hat. Sie bietet Einführungskurse für 35 Euro pro Nase, sie dauern jeweils 90 Minuten. Weitere Informationen gibt Stefan Schenzer unter sup@tvbruckhausen.de.

Womit wir beim Verbot wären: Es ist nicht möglich, auf dem Tenderingssee mit dem eigenen Board zu paddeln, Mitglieder des TV Bruckhausen sind derweil davon ausgenommen.