Issum. Nach der Kahlschlag-Ankündigung: In Issum kämpfen Beschäftige von Diebels für den Erhalt der Brauerei. Diese Kritik gibt es an den Konzernplänen.
Die Beschäftigten der Brauerei Diebels in Issum kämpfen weiter für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Für den Tag der Deutschen Einheit rufen Betriebsrat und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zum „Diebels-Donner“ auf. Im selbst ernannten „Altbierdorf“ sollen die Hälfte der 183 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Stelle verlieren. „Wir sehen keine vernünftigen Ideen der Geschäftsführung. Darum gehen wir auf die Straße und protestieren“, erklärt Claudia Hempel, Geschäftsführerin der NGG Krefeld-Neuss.
Gewerkschaft sieht große Planlosigkeit
„Bei uns, Betriebsrat und NGG, herrscht der Eindruck vor, dass es bei der Geschäftsführung weiterhin eine große Planlosigkeit gibt.“ Ende August kündigte der Konzern Anheuser-Busch InBev aus Belgien, die größte Brauereigruppe der Welt und Eigentümerin von Diebels, einen Kahlschlag bei der Belegschaft an.
„Vor dem Hintergrund der beispiellosen wirtschaftlichen Lage in Deutschland – der gestiegenen Kosten, der sich verändernden Verbraucherbedürfnisse und des schrumpfenden Biermarktes insgesamt – ist diese Entscheidung daher sowohl notwendig als auch unaufschiebbar, wenn wir den Standort erhalten wollen. Wir wissen um unsere Verantwortung“, versicherte Fried Allers, Unternehmenssprecher von Anheuser-Busch InBev Deutschland, bei der Verkündung der Pläne.
Unrealistische Personalpläne: Was ist mit Urlaub?
Dieser Ankündigung, weiter Altbier in Issum brauen zu wollen, folgten bislang aber kaum überzeugende Ideen, klagt die Gewerkschafterin. „Was wir bislang an Plänen gesehen haben, sieht alles nicht schlüssig aus. Wie sollen jährlich 600.000 Hektoliter Bier mit der Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebraut werden?“, fragt Hempel. Die Personalpläne seien wenig realistisch. Urlaubs- oder Krankheitsphasen würden nicht berücksichtigt. „Wie der Schichtbetrieb so aufrecht erhalten werden soll, das ist für uns vollkommen unklar.“ Hempel äußert die Vermutung, dass Anheuser-Busch InBev vom Widerstand der Belegschaft überrascht wurde. „Sie dachten, sie könnten ihren Kahlschlag so einfach durchziehen.“
Dass sich die Beschäftigten aber nicht so einfach in ihr Schicksal ergeben, das soll am Tag der Deutschen Einheit deutlich werden mit einem lautstarken Protest vor der Diebels-Brauerei. Zu dem Aktionstag aufgerufen haben die Mitarbeiter-Vereinigung „Wir sind Diebels“ und die Gewerkschaft NGG. Als symbolische Startzeit wurde 11.55 Uhr gewählt – schließlich sei es aktuell leider „5 vor 12“ für Diebels, so Hempel.
Viel Solidarität in der Brauereibranche spürbar
Solidaritätsbekundungen aus der Branche seien bereits eingetroffen. „Wir erwarten Kolleginnen und Kollegen von Beck’s aus Bremen, Spaten aus München und Hasseröder aus Wernigerode.“ Auch von außerhalb des Anheuser-Busch-InBev-Konzerns gebe es Unterstützung, etwa von Beschäftigten der Brauereien Gilde, Oettinger oder Veltins. Mit dabei sein werden unter anderem auch Issums Bürgermeister Clemens Büx, Mohamed Boudih NRW-Landeschef der Gewerkschaft NGG und der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Stefan Röper.
Es gebe Getränke von Coffee-Bikes und Kuchen zum Null-Tarif, berichtet Hempel. Zudem werden „Diebels-Flitzer“ vorfahren, ehemalige Rennwagen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaften (DTM) mit entsprechenden Werbebotschaften.