Issum. Wut und Trauer bei der Belegschaft: Gewerkschaft und Betriebsrat kritisieren den Stellenabbau bei Diebels hart. Sie sehen Management-Fehler.
Der Schock in Issum sitzt tief. Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft wurden am Mittwoch von der Nachricht überrascht, dass bei der Traditionsbrauerei Diebels im selbst ernannten „Altbierdorf“ die Hälfte der Stellen abgebaut werden soll. „Wir wurden überrumpelt, die Nachtschicht wurde sogar über die Presse informiert“, klagt Claudia Hempel, Geschäftsführerin der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Krefeld-Neuss.
150 bis 200 Mitarbeiter: Unternehmen nennt genaue Zahl nicht
Nach Angaben von Anheuser-Busch InBev Deutschland, dem Tochterunternehmen des Braugiganten AB InBev, sollen bei Diebels von derzeit 150 bis 200 Mitarbeitern – genauer konnte oder wollte ein Sprecher auf NRZ-Anfrage die Beschäftigtenzahl nicht nennen – die Hälfte ihre Anstellung verlieren.
„Das ist ein massiver Kahlschlag. Vor Ort erlebte ich bei den Kolleginnen und Kollegen Wut und Trauer, es gab Tränen“, berichtet Hempel. Die Verbundenheit in Issum mit der Altbiermarke sei groß. „Auf dem Weg zur Arbeit fahren die Menschen über die Brauerei-Diebels-Straße“, führt die Gewerkschafterin an. Sie sieht Management-Fehler, die wenig mit der konkreten Situation vor Ort zu tun hätten. „Da muss die Belegschaft drunter leiden, was anderswo falsch läuft. Aus unserer Sicht hat Diebels eine Zukunft, sogar gute Aussichten, mit den richtigen Entscheidungen.“
„Bier anständig verkaufen“ – Kritik vom Betriebsrat
Betriebsratsvorsitzender Thomas Engelsiepen pflichtet Hempel bei. „Lösung ist nicht, die Kolleginnen und Kollegen zu entlassen, sondern in Deutschland gebrautes Bier anständig zu verkaufen.“
Anheuser-Busch InBev Deutschland betonte in einer Mitteilung, für die betroffenen Beschäftigten einvernehmliche Lösungen suchen zu wollen. Der Standort solle weiter bestehen. Die wirtschaftliche Lage führe zu den Einschnitten.
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Insgesamt schwächelt die Brauereibranche in Deutschland. Der Bierabsatz war im 1. Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,9 Prozent beziehungsweise knapp 128 Millionen Liter gesunken. Die deutschen Brauereien haben im 1. Halbjahr rund 4,2 Milliarden Liter Bier abgesetzt, teilte das Statistische Bundesamt jüngst mit. „Die explodierenden Kosten seit Beginn der Pandemie belasten die Betriebe massiv, zumal sie die Kostensteigerungen nur zu einem kleinen Teil über Preiserhöhungen an den Lebensmittelhandel und die Gastronomie weitergeben können“, erklärte Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bund (DBB), bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz.