Düsseldorf. Prinz Harry hat am Samstag in Düsseldorf die Invictus Games eröffnet. Hunderte Fans versuchten ein Selfie zu bekommen - und wurden enttäuscht.
Kaiserwetter, der Prinz ist da! Wie vor genau einem Jahr, als der britische Prinz Harry zu Besuch in Düsseldorf war, empfängt NRW den hohen Besuch mit strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen. Bei seiner Ankunft am Freitagnachmittag aus London trug der Duke von Sussex (38) ein offenes weißes Hemd, sogar das Jackett hatte er abgelegt. An diesem Samstag, dem ersten von acht Tagen in Deutschland, ist der Termin-Marathon des Gastes allerdings fast ausschließlich in Innenräumen geplant. Höhepunkt am Abend: Die Eröffnung der Invictus Games in der Merkur-Spiel-Arena, deren Erfinder und Schirmherr Prinz Harry ist.
Zum Frühstück gab es am Morgen typisch Britisches: Bei einem Empfang durch den Generalkonsul Nick Russell in dessen Residenz im ländlichen Düsseldorfer Stadtteil Wittlaer servierte das Team English Breakfast Tea, dreierlei Milch (Kuh, Mandel, Hafer), vegetarisches und deftiges Rührei (wahlweise mit Tomaten/Pilzen oder Speck). Dazu standen frisches Obst und Brötchen mit Parmaschinken und Feige oder Avocadocreme auf dem Büffet.
Rote Rosen und Rampen für die kriegsversehrten Sportler
Das gute alte Tafelsilber hatte man zu dieser ersten größeren Veranstaltung seit Corona eigens geputzt, die Villa an einem gut gesicherten Privatweg nahe der Duisburger Landstraße zusätzlich barrierefrei nachgerüstet. Denn mit dem Prinzen, Schirmherr und Erfinder der internationalen Versehrtenspiele, war auch die britische Mannschaft der Invictus Games zu diesem geselligen Vormittag geladen. Für die körperlich Verletzten unter ihnen sind zusätzliche Rampen eingebaut und eine behindertengerechte Toilette gemietet worden. Dekoriert wurde das Gebäude mit Blumen in den Landesfarben Rot, Weiß und Blau, vor allem mit englischen roten Rosen.
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Fans warten auf den Prinzen: Harry, der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Abgesandte der 21 Teilnehmer-Nationen sind am Nachmittag zu Gast im Rathaus. Bereits Stunden vorher hatten Hunderte Fans bei über 30 Grad vor dem Gebäude Stellung bezogen. Viele schützen sich vor der brennenden Sonne mit schwarzen Knirpsen – very british! Madeleine etwa ist extra aus Dortmund angereist, auf ihrem gelben Plakat steht: „Harry - I came all the way to take a photo with you“ (Harry, ich bin den ganzen Weg hierhergekommen, um ein Foto mit Dir zu machen).
Detlev aus Mülheim erhofft sich ein Autogramm und ist gut vorbereitet. Der 58-Jährige hat drei Fotos auf Fotopapier ausgedruckt. Eigentlich sammelt er vor allem Unterschriften von Musikern und Musikerinnen, aber Harry findet er auch gut: „Ich finde den einen töften Kerl“. Benjamin aus Castrop-Rauxel ist mit seiner zwölfjährigen Tochter Mia-Sofie da. Auch sie findet Harry cool - und die Queen, „obwohl die tot ist“. Bei Baryana darf die britische Fahne nicht fehlen. Die 40-Jährige ist mit Harry und William aufgewachsen, daher seien die beiden für sie „im Grunde wie ältere Brüder“. Fast wie eine richtige Schwester sorgt sie sich um Harry: „Ich hoffe ja nur, dass er glücklich ist“.
Demonstranten protestieren gegen Sportspiele Auch eine kleine Gruppe von Demonstranten steht an den Absperrgittern Spalier, immer wieder sind Buh-Rufe zu hören. Unter dem Motto „Kein Werben fürs Sterben“ protestieren sie gegen eine „Normalisierung des Krieges“. Dabei treten auf Betreiben von Harry bei den Invictus Games gerade kriegsversehrte Soldaten, Polizisten und auch Feuerwehrleute an. Kriege aber, so die Aktivisten, würden keine Helden kennen, nur Verlierer.
Empfang im Düsseldorfer Rathaus: Um 15.52 Uhr ist es dann soweit, der Herr Sussex steigt vor der jubelenden Menge aus einem schwarzen Auto. Fans, die auf Selfies und Autogramme gehofft hatten, werden allerdings enttäuscht: Sofort nach der Begrüßung läuft Harry im dunklen Anzug und Krawatte an den Fahnen der Nationen vorbei zum Empfang, um sich mit Pistorius im Rathaus ins Goldene Buch einzutragen.
Der Letzte ist auch der Erste, der nach nicht einmal einer halben Stunde das Rathaus durch den Hinterausgang verlässt. Wieder in einem sehr schwarzen, sehr großen, sehr blank polierten Range Rover. Viele Fans bleiben da noch stehen, die Kameras erhoben: So ein Smartphone guckt ja so viel höher als ein gereckter Hals. Sehr enttäuscht, dass sie nun doch kein Foto mit dem Prinzen bekommen hat, ist Royalfan Madeleine dann aber doch nicht. Die Dortmunderin sei weiter geduldig. Dabei war der kurze Moment das erste Mal, dass sie einen britischen Royal gesehen hat. Außerdem weiß die Dortmunderin, dass der Prinz ohnehin keine Autogramme geschrieben hätte: „Royals dürfen nichts unterschreiben.“
Straffes Programm: Harry fliegt nach der Eröffnung noch nach Mainz
Eröffnungszeremonie der Invictus Games: Aber Prinz Harry hat es natürlich eilig: Keine eineinhalb Stunden mehr, dann werden in der Arena im Norden der Stadt seine Invictus Games eröffnet – der Grund, warum der Duke überhaupt gekommen ist und eine ganze Woche bleibt. 20.000 jubeln ihm hier schon zu, da ist der Schirmherr noch nicht einmal zu sehen. Vorerst feiert die Arena sich selbst. Und die mehr als 500 Teilnehmer aus 21 Ländern. Es wird ein musikalisch untermalter Einmarsch, wie bei Olympischen Spielen. Junge, kräftig aussehende Sportler und auch Sportlerinnen kommen da auf die riesige Bühne, gekleidet in den Landesfarben – immer die Rollstühle voran. Dahinter Prothesen, Krücken, Blindenhunde. Sie alle sind in den Kriegen dieser Welt verletzt worden, manche auch an Körper und Seele, das sieht das Publikum nicht.
Süd-Korea und Frankreich, Neuseeland und die Niederlande, Estland, Nigeria, Kolumbien. So viele Briten aus Harrys Heimat, dass sie kaum auf die Bühne passen, eine noch größere Mannschaft aus den USA. Als um kurz vor sieben das Team Ukraine in den Saal kommt, viele Menschen, viele Rollstühle, erhebt sich das Publikum in nicht enden wollendem Jubel. Niemand unter allen Teilnehmern sieht nach den Parolen aus, die Demonstranten am Nachmittag Prinz Harry und dem deutschen Verteidigungsminister Boris Pistorius zugerufen haben: „Soldaten sind Mörder“, „Bomber Harry!“, „Die Invictus Games sind Kriegsverherrlichung“. In der Arena ist an diesem Abend nichts herrlich außer dieser Stimmung. „Die armen Kriegsrückkehrer bekommen eine Bühne“, hat Madeleine gesagt, „sie werden endlich mal gehört“ und in ihrem Schmerz nicht allein gelassen.
Willkommensrede von Prinz Harry: Nach einem beeindruckenden kleinen Film über die Kraft des Sports mit dem Titel „I Am, Ich bin“ steht er auf einmal auf der Bühne: Harry. Den dunklen Anzug hat er abgelegt, die Krawatte auch. Er hat jetzt ein hellblaues Hemd an und einen grauen Sommeranzug. „Guten Abend zusammen“, sagt er, und das ist zwar verständlich, klingt aber nicht sehr deutsch, „und herzlich Willkommen bei den Invictus Games hier in Düsseldorf.“ Der 38-Jährige redet frei, klar, natürlich. Auch als er darin erinnert, dass es gerade ein Jahr her ist, dass er zuletzt in der Stadt war: „Ich bin ein Düsseldorfer.“ Ihr spricht die Sportler mit warmen Worten direkt an: Sie sollen denken an den Stolz und die Ehre, die sie empfanden, „als du zum ersten Mal deine Nationalflagge trugst“. Er erinnert an ihren Einsatz, an die Gründe, warum sie ihre Armeen verlassen mussten. „Ihr habt Dinge über euch entdeckt, die ihr nicht kanntet, Fähigkeiten, von denen ihr nichts ahntet.“ Und dann: „Guckt euer Kleidung heute an.“
Der Prinz wartet, bis die Sportler vor ihm den Blick tatsächlich senken auf ihre T-Shirts, ihr Team-Outfit. „Es ist nicht mehr die Uniform, aber diese Fahne ist immer noch auf deiner Schulter oder auf deiner Brust. Ihr und eure Familien seid wieder Teil eines Teams.“Der Duke, den jemand kurz zuvor den „Patron“ der Spiele nannte, spricht von Respekt, von sichtbaren und unsichtbaren Verletzungen. Und er macht den Teilnehmern Mut: Es gehe in der kommenden Woche „nicht nur um Medaillen oder persönliche Bestzeiten. Denkt an alle Hindernisse, die hinter euch liegen, besonders an die, die ihr euch selbst in den Weg gelegt habt.“ Auf den Kamerabildern sind die Angesprochenen in Großaufnahme zu sehen. Einige weinen. So schnell, wie er gekommen ist, ist Prinz Harry wieder von der Bühne verschwunden. Er muss weiter…
Auftritt im Sportstudio: Denn kurz nach der Ansprache geht sein Flieger nach Mainz. Dort tritt der Prinz im Aktuellen Sportstudio des ZDF auf. Ab 23 Uhr geht es dort um die Kraft des Sports.
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Besuch vor einem Jahr: Der Prinz ist Düsseldorf „ewig dankbar“
Genau vor einem Jahr war der Prinz übrigens schon einmal in Düsseldorf, damals machte er Werbung für die Invictus Games, sah sich erstmals die Arena an und dankte herzlich, dass die Stadt sich als Gastgeber zur Verfügung stellt. Auch damals trug sich der Duke ins Goldene Buch ein, 6. September 2022. Nun also: 9. September 2023. Nur der Teppich ist diesmal nicht rot, auch nicht britisch rot, weiß und blau wie die Fähnchen. Schwarz und gelb trägt der Läufer, was nichts mit Fußball zu tun hat, sondern mit den Farben der Weltspiele der Kriegsversehrten, die nun zum ersten Mal in Deutschland sind.
Nur Ehefrau Meghan ist diesmal nicht da. Noch nicht. Dabei ist ihr Name mit den Invictus-Games untrennbar verbunden: Bei den Spielen 2017 in Kanada zeigte sich Prinz Harry das erste Mal öffentlich mit der ehemaligen Schauspielerin. Wann sie nach Düsseldorf kommt und wie lange, ist noch nicht bekannt. Vor einem Jahr war sie dabei, im ärmellosen Top, schüttelte Hände, eroberte Herzen und strahlte, als der Gatte in die Kameras sprach: Er werde Düsseldorf „auf ewig dankbar“ sein.
Prinz Archie (4) und Prinzessin Lilibet (2) bleiben daheim in Kalifornien
Diesmal soll sie erst im Laufe der nächsten Woche anreisen und bei der Abschlussfeier der Spiele „bewegende Worte“ sprechen, hieß es im Programm, und einen Teil der Moderation übernehmen. Inzwischen lässt sich der Passus nicht mehr finden. Aber Meghan kommt, dabei bleiben die Offiziellen. Sie hätte auch einen weiteren guten Grund: Am Freitag, 15. September, feiert Ehemann Harry seinen 39. Geburtstag. Auf jeden Fall in Düsseldorf, wahrscheinlich im Kreise der Athleten. Und sicher ohne seine Kinder: Prinz Archie (4) und Prinzessin Lilibet (2) werden wohl daheim in Kalifornien bleiben. Dort soll auch ihre Mutter derzeit noch verweilen.
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Schläft der Prinz im „King-Bett“ des Luxus-Hotels?
Das genaue Programm der beiden unterliegt dabei großer Geheimhaltung. Der Prinz, der selbst in Afghanistan kämpfte, gilt als gefährdet, auch wenn er bei den Windsors nicht mehr in der ersten Reihe steht und deshalb für seine eigene Sicherheit sorgen muss. Polizei und Bundeswehr baten im Vorfeld schriftlich um „Verständnis, dass wir aus Sicherheitsgründen keine detaillierten Zeitpläne veröffentlichen werden“. Prinz Harry hat auch für seinen Schutz ein eigenes Team mitgebracht.
Öffentlich bekannt soll zudem nicht werden, wo die Sussexes nächtigen. In der Residenz des Britischen Generalkonsuls, wo Prinz William schon einmal übernachtete, jedenfalls nicht. Bruder Harry sei ja kein „Working Royal“ mehr, wie eine Sprecherin der Britischen Botschaft in Berlin sagt, also: keine Majestät im Dienste der Krone. Zuletzt verdichteten sich in Düsseldorf die Hinweise, dass der Gast seine erste Nacht im „Hyatt Regency“ im Düsseldorfer Medienhafen verbracht hat. Es gibt dort eine Präsidenten-Suite von der Größe eines stattlichen Einfamilienhauses, mit Klavier, Kamin – und, ausgerechnet, einem „King-Bett“.
>>DIE INVICTUS-GAMES
Die Merkur-Spiel-Arena, Arenastr. 1 in Düsseldorf, ist zu den Spielen täglich ab 8.30 Uhr geöffnet (10. bis 16. September). Der Eintritt ist frei, nur zur Eröffnungsveranstaltung und Schlussfeier gibt es Tickets von 17 bis 41 Euro, Ermäßigungen für Kinder, Senioren, Studierende, Azubis, Behinderte und militärisches Personal. Die Übertragung der Feiern übernimmt der Sender Phoenix. Die Moderation liegt bei Hadnet Tesfai und Steven Gätjen.