Düsseldorf. Der Besuch von Harry und Meghan hat Fans, Monarchie-Kritiker und sogar Queen-Doppelgänger nach Düsseldorf gelockt. So lief die royale Ankunft ab.
Eine flammende Anhängerin der britischen Monarchie ist Hildegard J. nicht. „Das kostet doch alles viel Steuergeld“, sagt die Rentnerin aus Düsseldorf. Und sie sei auch kein Fan von Meghan und Harry. Trotzdem harrt sie am Straßenrand, um einen Blick auf das royale Ehepaar zu erhaschen. Sie gehört zu den Schaulustigen, die im Trubel hängenbleiben, Sicherheitskräfte fragen, was denn hier los sei und den Rathausplatz so eine gute halbe Stunde vor erwarteter Ankunft um 13 Uhr stark füllen.
Um 13.50 Uhr huschen dann schlagartig Mobiltelefone und Fotoapparate in die Höhe: Ein schwarzes Fahrzeug fährt vor, die Ehrengäste steigen unter frenetischem Jubel aus. Harry im grauen Anzug ohne Krawatte mit braunen Schuhen, Meghan im schulterfreien beigen Top mit weiter beiger Marlene-Hose, dazu eine goldene Uhr und ein goldenes Armband. Beide winken ihren Anhängern zu, bevor sie Oberbürgermeister Stephan Keller in Empfang nimmt. Händchenhaltend posiert das Paar vor dem Rathauseingang noch für einige Fotos. Ihre Verspätung nehmen ihnen die Royals-Fans offenbar nicht übel. „Meghan sieht so toll aus“, schwärmt eine junge Frau. „Und Harry ist so sympathisch.“
Harry und Meghan in Düsseldorf: Hunderte Fans kommen – nicht wegen Invictus-Games
Auf einer Tafel enthüllt Harry die Worte „A Home For Respect“ – das Motto der Invictus Games 2023. Für die wollen Prinz Harry und Herzogin Meghan bei ihrem Besuch in Deutschland werben. Düsseldorf hatte sich im Bewerbungsverfahren gegen das kanadische Victoria durchgesetzt und wird das von Harry ins Leben gerufene paralympische Sportevent für versehrte Veteranen im kommenden Jahr ausrichten.
Harry und Meghan in Düsseldorf: 15 Fotos vom royalen Besuch
Doch die Aussicht auf Soldatensport ist nicht der Grund, aus dem sich Claudia Müller schon drei Stunden vor der geplanten Ankunft ein schattiges Plätzchen in einer Kaffeerösterei mit bestem Blick auf das Rathaus gesichert hat. „Ich bin großer Fan der beiden“, bekennt sie. „Ich finde es toll, dass sie ihren eigenen Weg gehen – trotz allem, was die Klatschpresse über sie schreibt.“ Solche Boulevard-Themen wie ein kontroverses Interview Meghans, das am Todestag von Prinzessin Dianaerschien, dienen den Royals-Fans auf dem sich minütlich füllenden Marktplatz ebenso als Gesprächsstoff wie Erinnerungen an vergangene Begegnungen mit Mitgliedern der Königsfamilie.
Harry und Meghan in Düsseldorf: Engländer stolz auf ihre Royal Family
Prinz Charles etwa ist für Shaun Charles Gibbons kein Unbekannter. Schließlich teilt sich der Brite nicht nur seinen zweiten Vornamen mit Harrys Vater Prinz Charles. Nein, er kommt sogar aus Cornwall, wo der britische Thronfolger lebt. Unweit von der Brauerei, in der Charles regelmäßig sein Bier besorgte wuchs er auf. Als er 13 Jahre alt war, kam dann auch noch die Queen zum Jubiläum seiner Kadettenschule und grüßte ihn von ihrer Kutsche aus.
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„Das werde ich nie vergessen“, schwärmt der mittlerweile in Nettetal lebende Gibbons während er seinen durchwaschenden England-Fanschal an die Absperrung zwischen Rathausplatz und rotem Teppich hängt. „Irgendwie bleibt man immer mit der Heimat verbunden. Wir Engländer sind stolz auf unsere Royal Family.“
Royals in Düsseldorf: Queen-Doppelgänger wird zur Attraktion vor dem Rathaus
Das gilt auch für Bob Clark. Der 74-jährige Brite ist mit seiner Begeisterung für das Königshaus sogar zur großen Attraktion vor dem Rathaus geworden. „So viele Fotos zu machen, macht echt Spaß. Ich muss mich nur erst daran gewöhnen“, sagt der Mann im Queen-Kostüm lachend. Elizabeth-Maske, Krönchen, Handtasche, Pelzkragen – sogar an die weißen Handschuhe zum Winken hat der Brite gedacht. „Kann sein, dass Harry sich wundert, wenn er seine Oma am Rand sieht. Aber im Ernst, es ist unwahr und aufregend, die beiden gleich zu sehen.“
Da kann Clark noch nicht ahnen, dass der Herzog und die Herzogin von Sussex auf sich warten lassen würde. Unter den hunderten Wartenden kommt zunehmend Ungeduld auf. Streitigkeiten um fehlenden Abstand im Kampf um die beste Sicht auf den Prinzen und seine Partnerin mehren sich während eine Delegation aus Politik und Militär schon bereitsteht und Mitarbeiter der Stadt den roten Teppich ein letztes Mal absaugen.
Harry und Meghan in Düsseldorf: Großer Jubel bei der Ankunft, Ansprache auf Deutsch
Das Warten der Menge wird belohnt, wenn auch nur kurz. Nach vier Minuten Lächeln, Winken und Händeschütteln verabschieden sich die Sussexes ins Rathaus, um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. „Es bleibt uns unvergessen, dass auch Ihr Bruder William und Ihre Großmutter Ihre Majestät Königin Elizabeth unsere Landeshauptstadt schon besuchten“, erinnert sich Keller dort in seiner Ansprache, in der er auch die Freundschaft zwischen NRW und Großbritannien betont.
Auch der Prinz teilt einige Worte – zur Freude der Anwesenden sogar auf Deutsch: „Meine Frau Meghan und ich freuen uns sehr heute, hier zu sein. Ich glaube an die heilende Kraft des Sports.“ Bevor es für das Paar am Abend zurück nach England geht, erwartet sie eine nicht-öffentliche Schifffahrt über den Rhein und ein Pressetermin im Stadion. In das wird Harry spätestens im kommenden Jahr für „seine“ Invictus Games zurückkehren.