Mönchengladbach. In Mönchengladbach arbeiten vier Erzieherinnen aus Spanien. In dem Land muss man für den Beruf studieren. Doch viele finden keine Stelle
„Hola“ heißt es seit Juli in einer Kindertagesstätte in Mönchengladbach. Denn hier haben vier Erzieherinnen aus Spanien ihren Dienst begonnen. Die Kinder beginnen sogar schon, spanische Lieder zu singen. Mönchengladbachs kreative Antwort auf den Fachkräftemangel.
Die Stadt hat bereits „gute Erfahrungen damit gemacht, spanische Fachkräfte nach Deutschland zu holen“, weiß Nathalie Lerm, die das Pilotprojekt für die dortige „Pro Multi“-Kita, leitet. Träger der Kita ist das Bistum Aachen. In der Stadt gibt es eine große spanische Gemeinde und eine entsprechende Tradition. Daher habe man sich im Bistum für die Kita-Träger Pro Multis, Pro Futura, Profinos und Horizonte entschlossen, „neue Wege zu gehen, um den Fachkräftemangel in unseren Kitas entgegenzuwirken“.
Hohe Arbeitslosigkeit in Spanien
Das Projekt scheint ein Gewinn für beide Seiten zu sein: Die Kitas bekommen gut ausgebildetes Fachpersonal, denn in Spanien ist der Erzieherberuf akademisiert. Auf der anderen Seite herrscht in dem Land eine hohe Arbeitslosigkeit. Nach Abschluss des Studiums finden nach Angaben von Pro Multis nur 60 Prozent der Absolventen eine Stelle in den von Staat oder Kommune betriebenen Kitas.
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In der täglichen Arbeit werden bereits Unterschiede zwischen den Ländern sichtbar, schildert Projektleiterin Lerm. „Allen war es wichtig, die Kinder mehr zu partizipieren, ihnen mehr Rechte einzuräumen und ihnen mehr Freiraum zu lassen – anders als in Spanien, wo das System sehr streng ist und nur wenig Raum für Individualität lässt. Die Freude daran, die Kinder nun individuell zu fördern und zu sehen, wie frei die Kinder bei uns in Deutschland aufwachsen, begeistert alle.“
Akquiriert werden die spanischen Fachkräfte von zwei Agenturen, die endgültige Entscheidung über die Einstellung treffen dann die Kita-Träger. Noch in Spanien erhalten die Erzieherinnen einen Sprachkurs. Denn nur wer das B2-Sprachniveau erreicht hat, darf als Fachkraft eingesetzt und entsprechend honoriert werden.
Sprachniveau entscheidet auch übers Gehalt
Mit dem B2-Niveau werden sie wie hier üblich in der Tarifgruppe S8a, das bei etwa rund 2900 Euro beginnt, eingruppiert. Liegt das Sprachniveau darunter, darf die Mitarbeiterin allein als Ergänzungskraft arbeiten. In Deutschland selbst machen sie keinen weiteren Sprachkurs. „Aktuell sprechen alle noch sehr wenig Deutsch – die Hemmung ist noch groß und auch die Gewohnheit ist noch nicht da“, schildert Nathalie Lerm die ersten Erfahrungen. „Sie verstehen jedoch von Tag zu Tag mehr und unser Kita-Alltag, das Spielen und Sprechen mit den Kindern, ist perfekt, um seine Ängste gegenüber einer fremden Sprache zu überwinden.“
Die hier ansässigen Kolleginnen helfen den Spanierinnen, anzukommen. Sie zeigen ihnen die Stadt, helfen, ihre Wohnung einzurichten. „Eine gute Willkommensstruktur ist unheimlich wichtig“, so Lerm. „Uns war es sehr wichtig, die Mitarbeiter:innen nicht in ein Haus zu setzten, in dem akuter Personalmangel herrscht, sondern sie langsam an unser System zu gewöhnen und sie behutsam zu integrieren, damit sie sich langfristig im Beruf wohlzufühlen.“