Neukirchen-Vluyn. In vielen Kitas in NRW fehlt Fachpersonal. Wie es in Neukirchen-Vluyner Einrichtungen aussieht und welche Lösung die Awo für das Problem hat.
In vielen Kitas in NRW herrscht akuter Personalmangel. Der Städtetag dringt auf unkonventionelle Lösungen und möchte Ergänzungskräfte als Quereinsteigerinnen einsetzen, wo ansonsten womöglich die Betreuung nicht mehr aufrechterhalten werden könnte. Das Land müsse den Fachkräftemangel in den Sozial- und Erziehungsberufen endlich systematisch angehen, heißt es weiter: mehr Ausbildungskapazitäten und eine einfachere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Gilt die alarmierende Situation in den Kindertageseinrichtungen auch in Neukirchen-Vluyn?
Im Stadtgebiet Neukirchen-Vluyn sind elf Kindertageseinrichtungen und vier Familienzentren angesiedelt. Die Stadt selbst ist Träger von zwei Kindertageseinrichtungen und eines Familienzentrums. Weitere Träger sind die evangelische und die katholische Kirche, der CJD, das Deutsche Rote Kreuz und die Awo.
Das sagt die Stadt Neukirchen-Vluyn
Wie die erste Beigeordnete der Stadt, Margit Ciesielski, auf Nachfrage sagte, habe die Stadt bisher alle Stellen besetzt bekommen. „Momentan ist es nicht dramatisch“, sagte sie weiter mit Blick auf die drei Einrichtungen, die in städtischer Trägerschaft sind. Natürlich gebe es immer temporäre Engpässe, die nicht planbar seien, etwa bei Grippe-Infektionswellen oder dergleichen. Prinzipiell sei man angesichts pädagogisch geschulter Fachkräfte in der Lage, Personal einer Kita kurzfristig in einer anderen einzusetzen.
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Ciesielski: „Aktuell wird der gemäß KiBiz vorgesehene Personalschlüssel in Bezug auf die drei städtischen Einrichtungen vollumfänglich erfüllt.“ Für eine zum 1. Juli entstehende Vakanz sei zeitnah eine Stellenausschreibung vorgesehen.
„Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) gibt vor, wie viel Personal für wie viele Kinder mit welchen Betreuungszeiten vorzuhalten ist“, erklärt der Kreis Wesel: „Die entsprechenden Betriebskosten werden durch Land und Kreis bezuschusst.“
Das sagt das Landesjugendamt
Zurzeit ist es laut Kreis für die Träger von Kindertageseinrichtungen sehr schwierig, neues Personal zu akquirieren. „Unterjährig besonders“, sagt ein Kreis-Sprecher auf Anfrage. Und weiter: Zum 1. August werden wieder neue Erzieherinnen und Erzieher auf den Arbeitsmarkt kommen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben. Welches Personal mit welchen Professionen in den Kitas eingesetzt werden darf, gibt das Land im Rahmen der Personalverordnung vor.
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In den vergangenen Monaten habe es etliche krankheitsbedingte Ausfälle gegeben. Sofern nicht ausreichend Personal zur Betreuung der Kinder zur Verfügung steht, sei die Anzahl der Kinder oder die Länge der Betreuungszeit zu reduzieren, erklärt der Kreis-Sprecher weiter. „Dann muss dem Landesjugendamt eine Meldung nach § 47 SGB VIII gemacht werden. Dies ist im laufenden Kinderjahr häufiger als sonst der Fall gewesen.“
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Wie viele solcher Meldungen aus Neukirchen-Vluyn gekommen sind, lässt sich offenkundig nicht sagen. Auf Nachfrage beim Landesjugendamt hieß es, man könne keine kommunenscharfen Zahlen nennen.
Zumindest bei der Arbeiterwohlfahrt stehen die Ampeln auch nicht auf Rot. Im kompletten Kreisgebiet sind 24 Kitas in Awo-Trägerschaft; in Neukirchen-Vluyn sind es drei. „Insgesamt sieht es bei uns ganz gut aus“, sagt der Awo-Vorsitzende Jochen Gottke. Er hat dafür auch eine Erklärung: „Wir bilden auch massiv aus.“ Derzeit hat die Awo 42 Auszubildende beschäftigt. Gottke spricht von einer „garantierten Übernahme“.
Das sagt die Awo zur Lösung
Wie er weiter ausführt, werde der KiBiz-Mindestwert in den Neukirchen-Vluyner Einrichtungen erreicht; in den meisten Fällen auch ein selbst auferlegter Puffer. Am Larfeldsweg habe man mal geringfügig druntergelegen. Aber einen Notstandswert, der womöglich eine Schließung der Kita zur Folge hätte, habe es nie gegeben. Generell sei es natürlich mühsam, ausreichend Fachpersonal zu bekommen, aber: „Der sicherste Weg, Personal zu bekommen, ist selbst auszubilden.“
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Zum Thema Ausbildung heißt es vom Kreis, das Land fördere neben der schulischen Ausbildung zum Erzieher/zur Erzieherin seit einigen Jahren auch die duale Ausbildung, bei der eine Ausbildungsvergütung gezahlt wird. Mit Beginn der Pandemie habe das Land außerdem angefangen, zusätzliche Fördermittel für „Alltagshelfer“ zur Verfügung zu stellen. Diese könnten unterstützende Aufgaben in den Kitas übernehmen.