Düsseldorf. Kurzfristig seien 620 Millionen Euro notwendig, um Schließungen zu vermeiden. Doch die SPD fordert noch mehr – auch mit Blick auf Grundschulen.

Gestiegene Preise durch die hohe Inflation, Tarifsteigerungen von knapp elf Prozent und zu wenige Fachkräfte: Die Träger der Kindertagesstätten an Rhein und Ruhr, unter anderem aus dem Kreis Wesel, setzen aktuell zahlreiche Hilferufe ab. Die SPD-Fraktion im NRW-Landtag befürchtet eine Verschärfung der Betreuungslage, sogar Insolvenzen von Kitas oder Schließungen von Gruppen, sollte das Land ihnen nicht finanziell unter die Arme greifen.

Zudem kritisiert die Oppositionspartei die schwarz-grüne Landesregierung unter Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) scharf. Sie sei „bei diesem Thema auf Tauchstation gegangen“, sagt ihr familienpolitischer Sprecher Dennis Maelzer am Freitag gegenüber Journalistinnen und Journalisten. Die SPD macht zudem Vorschläge, wie sich die Lage verbessern ließe.

SPD will Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse forcieren

Zuvorderst soll das Land den Kita-Trägern einen Ausgleich für den Tarifabschluss, die gestiegenen Energiekosten und die Inflation zahlen. Kurzfristig seien rund 620 Millionen Euro dafür nötig, so Maelzer.

Um den Personalmangel in den Einrichtungen zu beheben, der in Kitas auch zur Reduzierung der Betreuungszeiten führen kann, sollen die Bemühungen bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse gesteigert werden. Es gebe zum Teil Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Solch lange Bearbeitungszeiten könne sich NRW nicht mehr leisten, so die SPD. Nach Angaben der Fraktion waren in NRW zuletzt 738 Anerkennungsverfahren durchgeführt worden; in 255 Fällen sei die volle Gleichwertigkeit anerkannt worden, in 147 Fällen nicht, 192 Verfahren waren noch in Bearbeitung.

Überhaupt sei NRW beim Ausbau der Kita-Plätze zu langsam. Familienministerin Josefine Paul (Grüne), die am Donnerstag auf ein Plus von knapp 9000 Betreuungsplätzen fürs startende Kindergartenjahr verwies, hält Maelzer entgegen, dass der Ausbaustand bei der U3-Betreuung mit einem Plus von knapp 4000 Plätzen der zweitschlechteste seit dem Jahr 2010 sei.

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Auch der Übergang von Kita zur Grundschule solle besser werden. Die SPD will das letzte Kita-Jahr zum sogenannten Chancenjahr machen.

Kinder sollen schon in der Kita untersucht werden

Die Kinder sollen bereits in der Kita äquivalent zu den Schuleingangsuntersuchung von Ärzten getestet werden, um schon vor Schulbeginn auf Defizite reagieren zu können. Auch die Expertise der Erzieherinnen und Erzieher soll in die Beurteilungen einfließen. An jeder Grundschule möchte die SPD Familienzentren einrichten und damit auch die Kinder abholen, die keine Kita besuchen.

Besorgt zeigt sich die SPD über den Höchststand der Verfahren zur Kindeswohlgefährdung. Die Fraktion fordert eine Studie zur Aufklärung, einen Landesbeauftragten für Kinderschutz und einen Landesbetroffenenrat.