An Rhein und Ruhr. Energieberater ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Trotzdem braucht es eine Qualifikation. Die Lehrgänge sind teils früh ausgebucht.

Oliver Winklmeier ist ausgebucht. Bis November ist das Auftragsbuch des Energieberaters gut gefüllt. Besser kann das erste Jahr der Selbstständigkeit nicht laufen. Die Nachfrage nach Energieberaterinnen und Energieberatern hat allerspätestens mit der Debatte um das Heizungsgesetz, wie es der Volksmund nennt, zugenommen.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) hat kürzlich einen Rekord bei den Anträgen für eine geförderte Energieberatung vermeldet: Allein im Juni waren es rund 20.000 Anträge. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahresmonat damit fast verdoppelt. Und mit der Nachfrage steigt auch das Angebot, sprich: die Zahl derjenigen, die sich zum Energieberater ausbilden lassen. Nur: Wie wird man eigentlich Energieberater?

Eine Liste führt zertifizierte Energieberater auf

Am 1. August und am 1. September startet traditionell das Ausbildungsjahr, doch eine Ausbildung zum Energieberater sucht man hier vergeblich. Denn ein klassischer Ausbildungsberuf ist es nicht, auch wenn sich die Interessenvertretung „Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerksmeister Nordrhein-Westfalen e.V.“ (GIH) dafür stark macht. Überhaupt ist Energieberater kein geschützter Beruf, was bedeutet: Theoretisch kann sich jeder so bezeichnen.

In der Praxis sieht es jedoch anders aus.

Per Quereinstieg zum Energieberater

Nicht nur Hochschulabsolventen oder Handwerksmeister können sich zum Energieberater ausbilden lassen, auch für Quereinsteiger gibt es eine Möglichkeit. Dafür ist ein Lehrgang und das Bestehen der „Qualifikationsprüfung Energieberatung“ nötig. In diesem Bereich verzeichnet beispielsweise das Ökozentrum NRW die größte Nachfrage, wie ein Sprecher sagt. Viele Fortbildungen, so schildert er weiter, seien bereits ausgebucht, bevor sie auf der Internetseite veröffentlicht werden. Alle ein bis zwei Monate würden neue Kurse angeboten.

Auch der GIH bietet Qualifikationen zum Energieberater an. Die Mitgliederzahl des Verbandes hat sich in NRW in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert, von 187 Mitgliedern im Jahr 2021 über 305 im vergangenen Jahr auf aktuell 447.

Denn die Deutsche Energieagentur Dena führt eine Liste, in der nachweislich zertifizierte Energieberatungen aufgeführt sind. Und das ist gleich der Tipp für Verbraucherinnen und Verbraucher, die eine Energieberatung suchen. Diese hier gelisteten Energieberater haben zum einen die Basisschulungen zum Energieeffizienzexperten absolviert und müssen alle drei Jahre weitere Fortbildungen nachweisen.

Voraussetzungen für die Ausbildung zum Energieberater

Grundsätzlich gilt: Energieberater kann werden, wer einen Hochschulabschluss in technischen Fachrichtungen wie Architektur, Hochbau, Bauingenieurwesen, Maschinenbau oder Elektrotechnik vorweisen kann. Aber auch Wirtschaftsingenieure mit entsprechenden Ausbildungsschwerpunkten, staatlich anerkannte Techniker sowie Meister der Bau-, Ausbau- oder anlagentechnischen Handwerksberufe bringen die Voraussetzungen mit. Dann folgt eine Schulung zum Energieberater und zum Energieeffizienzexperte/in.

Oliver Winklmeier hat als Wirtschaftsingenieur die Voraussetzung erfüllt und den Ausbildungslehrgang beim Ökozentrum NRW in Hamm absolviert; wegen der Coronapandemie damals per Online-Unterricht. Je nach Modell und Bildungseinrichtung dauert die Ausbildung unterschiedlich lang – per Vollzeit könne man es in drei Monaten schaffen, in Teilzeit müsse man schon acht bis zehn Monate rechnen, so Winklmeier. Das Ökozentrum NRW beziffert auf seiner Internetseite die Ausbildung zum Energieeffizienzexperten auf rund sechs Monate. Rund 2500 Euro kostet dieser eine Lehrgang.

Nachdem Oliver Winklmeier die Zulassung erfolgreich erworben hat, hat er neben seinem Halbtagsjob noch ein Jahr lang viele Seminare belegt und Themen im Selbststudium vertieft. „Man muss Spaß an ständiger Weiterbildung und komplexen Zusammenhängen haben“, sagt Nadine Kühl von der Interessenvertretung GIH.

Schon in der ersten Woche gingen die Aufträge ein

Seit Januar 2023 ist Winklmeier nun als Vollzeit-Energieberater in Wuppertal selbstständig, schon in der ersten Woche, mit dem Eintrag in die Expertenliste, gingen bei ihm die Aufträge ein. Er führt Energieberatungen durch, erstellt Sanierungsfahrpläne und begleitet die Eigentümer durch die Bau- und Sanierungsphase.

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Für die Erstellung eines Sanierungsfahrplans für ein Einfamilienhaus müssten Verbraucher je nach Kalkulation des Energieberaters zwischen 1700 und 2000 Euro brutto rechnen, 1300 Euro von dieser Summe werden dem Kunden vom Staat durch Förderung erstattet, schildert der Experte. Winkl-meier selbst hofft, dass er im dritten Jahr seiner Selbstständigkeit auf einen Brutto-Jahresumsatz von rund 100.000 Euro kommt. Doch noch steht er mit seinen 56 Jahren am Anfang.

Ursprünglich hat der Wirtschaftsingenieur in der Elektronikbranche gearbeitet. Als es damals zu Umstrukturierungen in dem Unternehmen kam, wurde er kurzzeitig arbeitslos, arbeitete später für einen Handwerker in der Immobilienbranche und entdeckte die Energieberatung für sich.

Derzeit überlagere die Frage nach der Heizung vieles, dabei sei die zentrale Komponente die Gebäudehülle. „Je mehr man für die Gebäudehülle tut, desto weniger muss man heizen“, sagt er.

Wer einen Energieberater sucht, wird – nach Postleitzahlen geordnet – hier fündig: https://www.energie-effizienz-experten.de/